„Wir waren völlig überrascht!“

ReGe -So sehen die aktuellen Planungen der ReGe für die Südanbindung des Containerterminals Altenwerder (CTA) aus.

„Wir waren völlig überrascht!“.

Unmut über Vollsperrung des Moorburger Elbdeichs.

Kaum hat sich die Aufregung um den Ehestorfer Heuweg gelegt, da sorgt die Vollsperrung des Moorburger Elbdeiches für Unmut. Auf rund 500 Metern soll der Moorburger Elbdeich ab April 2019 bis zum Frühjahr 2020 von der Kreuzung Waltershofer Straße bis zur Hausnummer 291 dicht gemacht werden, damit die Bauarbeiten für die Südanbindung des Containerterminals Altenwerder (CTA) über die Bühne gehen können.
Bekanntgegeben wurde diese Maßnahme durch einen Vertreter der Realisierungsgesellschaft (ReGe), die im Auftrag von Hamburg Port Authority (HPA) agiert, auf der Sitzung des Ständigen Gesprächskreises Moorburg am 19. Februar. Laut Aussage der grünen Bezirksabgeordneten Dr. Gudrun Schittek soll der ReGe-Vertreter Stephan Runge die Vollsperrung des Moorburger Elbdeiches nur beiläufig erwähnt haben. Umso größer wäre der Unmut der anwesenden Mitglieder, die die Moorburger Interessen vertreten, gewesen sein, sagt Schittek. Manfred Brandt, Urgestein des Ständigen Gesprächskreises, und ebenfalls Teilnehmer der Sitzung, bestätigt dies. „Wir waren völlig überrascht!“, erklärte Brandt. Zwar habe es in den letzten Monaten zahlreiche Informationsveranstaltungen zum Thema gegeben. Aber dort sei nie die Rede von einer Vollsperrung gewesen. Während in einer kurz vorher sporadisch verteilten HPA-Anliegerinfo noch zugesichert wurde, dass Anlieger des Moorburger Elbdeiches mit ihren Fahrzeugen und Linienbusse die Baustelle passieren könnten, verneinte dies Runge auf der Sitzung, betont Brandt. Dieser macht auf die negativen Folgen einer Vollsperrung des Moorburger Elbdeiches aufmerksam: Da viele Moorburger in Neugraben und Neuwiedenthal beispielsweise ihre tägliche Einkäufe oder Arztbesuche erledigen, bedeute die Vollsperrung einen gravierenden Einschnitt in ihrem Tagesablauf. Dasselbe gelte natürlich auch für etliche Kinder und Jugendliche in Moorburg, die vor allem mit Bussen zu ihren Schulen in die Region Neugraben befördert werden. Auch der jährliche Umzug des Moorburger Schützenvereines wäre maßgeblich gestört. So könne man nicht mit der Moorburger Bevölkerung umgehen. Wäre die Vollsperrung nur kurz und vorher rechtzeitig angekündigt, dann könne man damit leben. Aber nicht so, wie es HPA zurzeit praktiziere. Diese Art des Vorgehens beeinträchtige das Vertrauen der Bürger in die Behörden. Es müsse darauf hingewirkt werden, dass die aktuellen Planungen zurückgestellt und eine anwohnerfreundliche Lösung realisiert werden, erklärt Brandt. Um dies zu erreichen, ruft er die Moorburger zum Protest auf, damit sie „richtig Krach“ für eine annehmbare Planung machen. Zudem fordert er in Richtung HPA, dass eine überarbeitete Variante auch den Bau der neuen A7-Brücke beinhalte, damit alles in einem Abwasch umgesetzt wird. Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf-Dieter Fischer spicht sich vehement gegen die Vollsperrung aus. Er erinnert daran, dass die CDU 2018 zusammen mit ihrem damaligen SPD-Koalitionspartner strikt gegen die damaligen ReGe-Planungen zur CTA-Südanbindung waren. CDU und SPD kritisierten, dass die Lkw nicht nur die neue Trasse benutzen, sondern gleich durch Moorburg fahren würden. Aufgrund der kurzen Abbiegespuren auf der Waltershofer Straße wurden überdies große Lkw-Staus befürchtet. Zusammen mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Heimath hielt und halte man persönlichen Kontakt mit dem Wirtschaftsstaatsrat Torsten Sevecke. Letzterer habe laut Fischer die Kritik an den ReGe-Planungen ernst genommen und behördenintern Arbeitsaufträge zur Verbesserung der Planungen verteilt. Bevor diese nicht abgearbeitet seien, wird nicht gebaut, habe Sevecke Fischer am Abend des 19. Februar nochmals versprochen. Dass die ReGe mit dieser anscheinend nicht abgestimmten Planung vorpreschte, zeige, so Fischer, dass es in den zuständigen Behörden keine Koordination gebe.
Der RUF fragte bei HPA nach. HPA-Pressesprecherin Sinje Pangritz nahm folgendermaßen zum Thema Stellung: „Die straßenseitige Erreichbarkeit aller Anlieger des Moorburger Elbdeiches ist weiterhin in östlicher Richtung über den Kattwykdamm/Moorburger Hauptdeich uneingeschränkt möglich. Der Anschluss des öffentlichen Nahverkehrs und der Rettungsfahrzeuge bzw. Feuerwehr sind wie bisher gewährleistet. Die Fuß- und Radwegverbindung des Moorburger Elbdeiches wird auch in Richtung Westen über die zukünftige Baustelle jederzeit aufrecht erhalten. Die HPA hat mehrfach im Februar, Mai und Juni 2018 über die geplanten Baumaßnahmen, u.a. im Rahmen des Harburger Stadtplanungsausschusses und im Gesprächskreis Moorburg, informiert. Die Unterlagen für das Bauvorhaben, aus denen die erforderliche Baumaßnahmen, Verkehrszahlen sowie Umweltauswirkungen ersichtlich sind, wurden fristgerecht im Internet veröffentlicht sowie bei der HPA öffentlich ausgelegt und über die Vollsperrung informiert. Die Möglichkeit, Stellung zu nehmen, wurde auch seitens der Bürgerinnen und Bürger intensiv genutzt, sodass der Entwurf aufgrund der Anregungen nochmals überarbeitet wurde. Die nochmalige Erinnerung kurz vor Baubeginn (Anliegerinfo) wurde großräumig, aber leider viel zu spät Mitte Februar verteilt, da die Vollsperrung Anfang April eingerichtet werden soll. Dafür müssen wir uns entschuldigen. Wir nehmen die Sorgen und Bedürfnisse der Bürger sehr ernst und werden zukünftig die Bauabläufe intensiv kommunizieren“.