„Unter dem Deckmantel das Klimaschutzes“

Foto: mk -Die vorhandenen Strukturen rund um das Kohlekraftwerk mit der Anbindung an Leitungen und Transportwege bilden laut der Handelskammer Hamburg gute Voraussetzungenrdas Gebiet zu einem Energiehafen und damit zu einem Innovationszentrum zu machen.

„Unter dem Deckmantel das Klimaschutzes“.

BUND & Nabu kritisieren Handelskammer wegen Moorburg-Plänen.

Diese Äußerungen der Handelskammer Hamburg zu Moorburg in ihrem Hafenentwicklungsprogramm „Hamburg 2040“ ließen an Brisanz nichts zu wünschen übrig. Die seit 1982 als Hafenerweiterugsfläche eingestufte Region soll nach dem Willen der Handelskammer Hamburg endlich für die Sicherung des Wirtschaftsstandortes Hamburger Hafen herangezogen werden. Im Gegensatz zur von der rot-grünen Koalition favorisierten Verbesserung der Wohnraumsituation bzw. der Lebensqualität, schwebt der Handelskammer Hamburg ein ambitioniertes Projekt vor-nämlich die Errichtung einer Wasserstoffelektrolyseanlage. „Dazu sollte das Gebiet zur Hafennutzung freigegeben werden. Die vorhandenen Strukturen rund um das Kohlekraftwerk mit der Anbindung an Leitungen und Transportwege bilden gute Voraussetzungen, das Gebiet zu einem Energiehafen und damit zu einem Innovationszentrum zu machen. Zudem könnten dort Areale auch als Ersatzflächen für Unternehmen angeboten werden, die beispielsweise vom Kleinen Grasbrook aus umziehen, um hier wirtschaftlich günstigere Bedingungen vorzufinden. Dies muss freiwillig erfolgen und darf für die Unternehmen mit keinen Nachteilen verbunden sein, sondern muss diese am Ende deutlich stärken“, heißt es seitens der Handelskammer Hamburg. Mit scharfer Kritik reagiert der BUND Hamburg auf die Idee der Handelskammer Hamburg. „Unter dem Deckmantel das Klimaschutzes versucht die Handelskammer, eine unverantwortliche Verdrängungspolitik hoffähig zu machen und ein ganzes Dorf zu opfern“, kritisiert Christiane Blömeke, Landesvorsitzende des BUND Hamburg. Ein Zugriff auf Flächen in Moorburg sei aus Sicht des BUND nicht zu rechtfertigen. Die aufgrund geringer Umschlagszahlen ohnehin überfällige Transformation des Hafens und die Dekarbonisierung der Wirtschaft würden ausreichend Flächen freisetzen. So stünden der Kohleumschlag im Hansahafen, die Autoverladung und die gesamte Mineralölindustrie auf der Hohen Schaar perspektivisch vor einem Um- und Abbau. Der Hafen wird in den nächsten zwei Jahrzehnten eine große Konversion durchlaufen, entsprechende Flächen werden frei und können für die Energiewende genutzt werden. Außerdem entsteht gerade der „Energiepark Hafen“ auf der Dradenau. Auch dort gäbe es ggf. Ansiedlungsmöglichkeiten für weitere Unternehmen der Energiebranche, erläutert Blömeke.
Diese betont abschließend: „Wirtschaftssenator Westhagemann ist gut beraten, endlich den neuen Hafenentwicklungsplan aufzustellen und den Tagträumen der Handelskammer ein Ende zu setzen. Der Stadtteil Moorburg muss eine dauerhafte Perspektive als Wohnort erhalten und aus dem Hafenerweiterungsgebiet entlassen werden“.
Auch der Vorsitzende des NABU Hamburg, Malte Siegert, äußerte sich kritisch zu den Plänen der Handelskammer. „Wenn die Meldung stimmt, dass die Handelskammer vorschlägt, nach Neuenfelde für Airbus, Altenwerder für den Container-Terminal nun auch noch Moorburg für die weitere Hafenentwicklung zu opfern, ist das für den NABU ein No-Go. Schon wieder eine rückwärtsgewandte Hafenplanung auf Kosten von Natur, Umwelt und Menschen“, erklärte Siegert. Seit Jahren würden im Hafen die Umschlagszahlen stagnieren und alle Fachleute wüssten das. Der Hafen müsse sich eher gesundschrumpfen und kluge Alternativen auf der bestehenden Fläche entwickeln. Aber Teile der Hafenwirtschaft würden immer noch Wachstumsfantasien hinterherlaufen. Im Zuge globaler und europäischer Veränderungen von Transportwegen und Lieferketten ließen sich diese aber in absehbarer Zeit nicht mehr realisieren. Zudem stehe nach dem Abzug von Shell von der Kattwyk-Halbinsel optional ein riesiges Areal zur Verfügung. Das könnte sowohl für Hafenentwicklung als auch für die Wasserstoffwirtschaft genutzt werden, so Siegert. „Ein Grund mehr, auf die überflüssige Dinosaurier-Planung zur A26-Ost zu verzichten. Denn die aufgeständerte Autobahn zerschneidet unnötigerweise dieses Sahneschnitten-Areal mitten im Hafen. Stattdessen das lebendige Dorf Moorburg opfern zu wollen, ist weder klug noch innovativ, nicht sinnvoll und erst recht nicht nachhaltig“, betonte der Nabu-Vorsitzende abschließend.