„In diesem Jahr wird nichts passieren“

pm -Das Schicksal des Kirchturms von St. Jonannis ist noch nicht besiegelt

„In diesem Jahr wird nichts passieren“.

St. Johannis-Kirchturm: Kein Abriss 2021.

Zumindest fürs Erste wird der Turm der St. Johanniskirche in der Neuen Straße das Stadtbild auch weiterhin prägen, wenngleich seine Zukunft unverändert ungewiss ist. „Geduld ist in diesem Fall die höchste Tugend“, und die sei jetzt von allen Akteuren gefordert, so die Pastorin Sabine Kaiser-Reis von der St. Trinitatis-Gemeinde. Nachdem im vergangenen Jahr festgestellt worden war, dass der Kirchturm mehr als nur marode ist, hatte die Trinitatis-Gemeinde die Möglichkeit eines Abrisses in Erwägung gezogen und ihn nicht völlig ausgeschlossen. Der Grund: Es fehlte das notwendige Geld. Das ließ unter anderem alle, wenn schon nicht Kirchenglocken (die im Kirchenvorraum lagern und auf bessere Zeiten hoffen), so doch alle Alarmglocken, zum Beispiel bei der CDU klingen. Weil der Kirchturm zum Stadtbild gehöre, machten sich die Christdemokraten für seinen Erhalt stark.
Dann kam im Herbst die freudige Nachricht aus Berlin. Die beiden Bundestagsabgeordneten Metin Hakverdi (SPD/Harburg) und Rüdiger Kruse (CDU/Eimsbüttel), beide Mitglieder im Finanzausschuss der Bundstages, hatten an der Spree 750.000 Euro für den Erhalt, sprich die Sanierung, des 1954 gebauten Kirchturmes locker gemacht. Hamburgs Finanzsenatzor versprach eine Kofinanzierung in gleicher Höhe. Was eigentlich ein Grund zur Freude hätte sein müssen, nahm man in der Kirchengemeinde eher mit gemischten Gefühlen auf. Denn 1,5 Millionen sind zwar eine hübsche Summe, reichen aber bei weitem nicht, um dem Kirchturm eine sichere Zukunft zu geben. Mehr noch, denn pro Jahr sind mindestens 20.000 Euro für den Erhalt des Kirchturmes notwendig. In der Zwischenzeit hatte die Gemeinde – das alles berücksichtigend – den Abriss des unter Denkmalschutz stehenden Kirchenturmes beantragt, weil eben die Finanzierung der Sanierung und der Erhalt nicht auskömmlich seien. Andreas Harriefeld, Architekt des Kirchenkreises Ost, hatte im Stadtentwicklungsausschuss von mindestens 1,4 Millionen Euro gesprochen, die notwendig seien. Und: Der Bezirk hatte dem Antrag auf Abriss unter diesen Umständen stattgegeben. Das widerum hatte das Amt für Denkmalschutz „kalt erwischt“, wie dessen Leiterin in derselben Ausschuss-Sitzung sagte. Allerdings sei ihr Amt ebenso wie der Kirchenkreis ratlos.
Jetzt aber liegen alle Karten wieder auf dem Tisch – Rettung nicht ausgeschlossen. Wohin die Reise aber geht und ob es gar ein Licht am Ende des Tunnels gibt, darauf mochte sich Pastorin Kaiser-Reis im Gespräch mit dem Neuen RUF nicht festlegen. Am 17./18. Dezember hatte der Kirchengemeinderat ein weiters Mal getagt und sich darauf geeinigt, weiterhin, alle Möglichkeiten in Erwägung ziehend, eine optimale Lösung auszuloten und auch zu finden. Die Spielräume sind natürlich nicht groß. Auf eine finanzielle Unterstützung durch den Kirchenkreis zu bauen sei eher illusorisch, so Kaiser-Reis, und das Geld aus Berlin müsse noch abgerufen werden, „denn noch haben wir es ja nicht.“ Welche finanziellen Töpfe noch angezapft werden können, muss jetzt ermittelt werden, „und da reden viele mit“, weiß die Pastorin aus eigener Erfahrung. Fest stünde aber eines mit Gewissheit, sagte sie: „In diesem Jahr passiert nichts mehr.“ Das ist immerhin ein Hoffnungsschimmer. Noch rollen die Abrissbagger also nicht und der Kirchturm wird 2021 die Silhouette Harburgs wie gehabt prägen.