Auch das Jahr 2021 wird eine Herausforderung Corona: Besucherzahlen 2020 im Freilichtmuseum eingebrochen

FLMK -Carina Meyer (re) und stefan Zimmermann hoffen dass es bald wieder heißt „Willkommen im Freilichtmuseum am KiekebergÒ und die Tore geöffnet bleiben

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Auch das Jahr 2021 wird
eine Herausforderung.

Corona: Besucherzahlen 2020 im Freilichtmuseum eingebrochen.

Das allergrößte Problem des Freilichtmuseums am Kiekeberg (FLMK) ist aktuell und unverändert das – coronabedingte – Ausbleiben der Besucher. Zählte man im Jahr 2019 noch 222.218 Besucher – ein Rekord – so waren es es im vergangenen Jahr lediglich 89.115, ein Minus von 40 Prozent gegenüber 2019. 16 Wochen war das Museum komplett geschlossen.
Das hat sich auch in der Kasse bemerkbar gemacht. Die Stiftung FLMK verbuchte ein Minus von knapp einer halben Million (492.100), den Ausfall der Drittmittel nicht mitgerechnet. Der Förderverein mit seinen aktuell 13.347 Mitgliedern (2019 waren es noch 13.528) hatte 2020 288.800 Euro weniger auf der Haben-Seite. Die 100.000 Euro als Zuschuss des Landes Niedersachsen aus dem Corona-Nothilfe-Fonds waren da zwar wilkommen aber wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein.Rainer Rempe, Landrat des Landkreises Harburg, fasste das in einem Satz zusammen: „Die Corona-Pandemie hat das Freilichtmuseum am Kiekeberg mitten ins Herz getroffen.“
Carina Meyer, Kaufmännische Geschäftsführerin der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, liest die Zahlen so: „Das (Einnahmeausfälle von rund 490.000 Euro- die Red.) ist vor allem vor dem Hintergrund erheblich, da wir im Vergleich mit vielen anderen Museen dieser Größenordnung eine hohe Quote an Erlösen selber generieren. In einem ‚normalen Jahr‘ ist dies vorbildlich, in einem Krisenjahr ist das natürlich schwierig aufzufangen. Rückblickend sind wir wirklich zufrieden, dass das vergangene Jahr durch stringent sparsames Wirtschaften und andere Maßnahmen so glimpflich verlaufen ist. Das betrifft den Haushalt der Stiftung und auch den unseres Fördervereins. Es gibt uns zudem etwas Rückendeckung für dieses Jahr, das mit weiteren Einschnitten eine auch nachhaltige Härte für unsere Museen bedeuten wird.
Stefan Zimmermann, Museumsdirektor der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, baut indessen auf den Mut des Tüchtigen: „Auch in einem schwierigen Jahr waren unsere Museen (u.a. der Museumsbauernhof Wennerstorf, die Stellmacherei Langenrehm, die vom Förderverein getragen werden, und und das Feuerwehrmuseum Marxen) aktiv: Wir blicken auf ein Jahr mit vier Ausstellungen zurück. Zwei davon stehen auch 2021 als Dauerausstellungen den Besuchern offen: ‚Haus des Handwerks. Zwischen Tradition und neuen Herausforderungen‘ sowie Geschichte des Landkreises Harburg und der Metropolregion Hamburg‘. Außerdem haben wir als Bildungseinrichtung unsere Chancen wahrgenommen, wann immer wir durften, zum Beispiel mit verlängerten Ferienprogrammen mit Montagsöffnungen, ausgeweiteten Vorführungsprogrammen und coronakonformen Mitmach-Aktionen. Viele neue Formate sind entstanden, um unsere Inhalte an Besucher zu vermitteln. Und das Interesse war immens: Sobald wir wieder öffnen durften, wurden wir stark frequentiert und konnten, aufgrund eines ausgeklügelten Hygienekonzepts, viele Interaktionen und Lernerlebnisse ermöglichen. Es ist jedoch umso härter, vor dem Hintergrund unseres Bildungsauftrags einen Lockdown zu managen. Und so hatten wir zu Ende des Jahres nur 86 Schulklassen und Kindergartengruppen (2019: 510) am Kiekeberg und nur 19 geführte Erwachsenengruppen (2019: 168).“ Besonders hat hat es das Mühlenmuseum Moisburg getroffen: Nur 5% der Besuche von 2019 konnten dort verzeichnet werden.
Für 2021 übt sich Zimmermann in Optimismus: „Wir haben in allen Museen ein Jahr voller Bildungsprogrammen, Veranstaltungen, Vorführungen und Ausstellungen geplant. Dabei sind insbesondere die Veranstaltungen so ausgerichtet, dass wir sie an verschiedene Szenarien der Anti-Corona-Regeln anpassen können.“ Zunächst jedoch ist die Laufzeit der Sonderausstellung ‚Bauklötze staunen. LEGO® Architektur‘ bis zum 28. März verlängert. Am 15. und 16. Mai findet die Veranstaltung ‚1945. Der erste Sommer im Frieden‘ mit über 60 internationalen Darstellern statt – geplant war sie 2020 zum Kriegsende vor 75 Jahren. Zum Frühjahr, Sommer und Herbst bieten das Museum ausgeweitete Ferienprogramme an. In der „Königsberger Straße“ wird ein weiteres Gebäude vom Originalstandort transloziert (der Neue RUF berichtete) und im September das Quelle-Fertighaus eröffnet.
Wegen der geringen Einnahmen 2020 mussten Investitionen in die Gebäudeunterhaltung verschoben werden. Jetzt aber muss dort etwas getan werden. Denn: „Der Substanzerhalt bei unseren einzigartigen Objekten ist dringend notwendig. Ein Jahr schieben geht zur Not, zwei Jahre ist grob fahrlässig.“ Erfreulich hingegen: Die Halbtagsstelle der Plattdeutsch- Koordinatorin, die im April 2019 eingerichtet konnten, wurde um zwei Jahre verlängert. Sie wird vom Landkreis Harburg und vom Förderverein finanziert und hat unter den schwierigen Corona-Bedingungen ein innovatives Plattdüütsch-Programm gefördert.
Geholfen hat auch der Landkreis Harburg, der den vertraglich vereinbarten Zuschuss früher ausgezahlt hat, damit Engpässe überbrückt werden konnten. Aber, und darin sind sich alle Beteiligten einig, „das Jahr 2021 wird nochmal eine besondere Herausforderung:“ Eines steht fest: „Wir wollen die Museen sofort für Besucher öffnen, wenn wir es wieder dürfen,“ betonte Klaus-Wilfried Kienert, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung FLMK.
Einen anderen Punkt setzte indessen Heiner Schönecke (MdL) Vorsitzender des Fördervereins des FLMK: „Eine tolle Solidarität zeigte sich das gesamte Jahr über: Die Museen können sich auch in einer so unsicheren Zeit wie dieser auf ihre Freunde und Förderer verlassen.“ Trotzdem: „Auch 2021 wird für das Freilichtmuseum am Kiekeberg eine echte Herausforderung,“ ist sich der Landrat sicher.
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