Schollen kaufen und den Schiffsoldies helfen.
„Landrath Küster“ und „MS Altenwerder“ profitieren.
Getrocknete Schollen, gebratene Schollen und Fischbrötchen: Das klingt, wenn man kulinarische Kriterien zugrunde legt, nicht gerade ausgeprägt fantasiereich, trifft aber den Kern, denn an diesem Tag – dem Schollenfest im Kutterhafen – steht alles im Zeichen dieses Plattfisches. Sogar die Kissenbezüge und Tischdecken oder Einkaufsbeutel die an diesem Tag verkauft werden, punkten mit nichts anderem.
Also: Gebratene Scholle nach Finkenweder Art ist das Traditionsgericht schlechthin im Stadtteil. Mit Kartoffelsalat serviert – ein Gedicht. Kein Wunder das wenige Stunden nach Beginn des Festes bereits vermeldet werden konnte: 400 Maischollen goldgelb gebraten, haben ihre Abnehmer gefunden. Die Gourmets waren voll auf ihrer Rechnung gekommen. Zubereitet hatten sie die „Freunde des Hochseekutters Landrath Küster“, der das Schollenfest seit einigen Jahren gemeinsam mit dem Verein „Finkenwerder Kulturschiff MS ‚Altenwerder’“ mit wachsenden Erfolg durchführt. Waren früher die Gäste vom anderen Elbufer eher die Ausnahme, so hat es sich mittlerweile herumgesprochen, welche Delikatessen an diesem besonderen Tag den Gaumen verführen. Für die an der Luft getrockneten Schollen („dreugt Fisch“) die zuvor in Salszlake eingelegt wurden, gilt das nur bedingt, denn Geschmack ist bekanntlich so eine Sache. In Streifen geschnitten und mit einem Kurzen oder einem Pils heruntergespült, verblassen bei Kennern jegliche Chips mit Geschmacksverstärkern im Handumdrehen. Jan Martens widmet sich dieser Finkenwerder Tradition und der Kunde, der seinen Stand mit lediglich zwei am Schwanz zusammengetuckerten Schollen verlässt, ist eher die Ausnahme. Ein paar Paare müssen es schon sein. Zugegeben, die Lagerung zuhause ist aromabedingt etwas schwierig, aber wer dreugt Fisch mag, nimmt das gerne in Kauf. Und die Fischbrötchen sind ein Selbstgänger.
Was wäre dieses Schollenfest ohne den Männerchor „Liedertafel Harmonie“, der es seit Jahr und Tag begleitet. Anders als sonst, stehen ausnahmsweise, dem Anlass angemessen und zum Mitsingen, Volkslieder und Shantys auf dem Programm und der ganze Ponton stimmt mit ein und schunkelt. Harmonie ahoi!
Trockene Kehlen und salziger Fisch verlangen nach einem weiteren Bier. Warum auch nicht, denn der Erlös aus dem Verkauf geht an das 66 Jahre alte Kulturschiff MS Altenwerder, das für Juli einen Werftbesuch gebucht hat, wie der Vereinsvorsitzende Eckard Schmidt ankündigte. Profitieren soll auch der Traditionssegler „Landrath Küster“ aus dem Jahr 1889. Sein Zuhause ist bereits seit geraumer Zeit nicht das Wasser sondern die Werft. Der Mast und morsche Planken müssen ersetzt werden. Bis zu „Deichpartie“ Anfang September wollen beide wieder fit sein und Besuch empfangen. Jeder Euro ist willkommen. Und über allem eitel Sonnenschein.
