„Hier geht es um Menschenleben“

mk -Dirk Kienscherf Manfred Hoffmann Holger Böhm und Matthias Czech (v.l.n.r.) informierten sich über Probleme vor Ort

„Hier geht es um Menschenleben“.

SPD-Sommertour macht Station am Estesperrwerk.

Noch bis zum 22. Juli geht die SPD-Bürgerschaftsfraktion auf „Sommertour“ durch die Hamburger Wahlkreise. Der Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf und die SPD-Wahlkreisabgeordneten nutzen die sitzungsfreie Zeit im Hamburger Rathaus wieder einmal, um vor Ort mit den Hamburgern ins Gespräch zu kommen. Dazu Kienscherf: „Uns als Regierungsfraktion ist es wichtig, mit Hamburgerinnen und Hamburgern sowie Vereinen und Institutionen vor Ort zu diskutieren und genau hinzuhören, welche Themen unter den Nägeln brennen.“ Am 7. Juli war Kienscherf mit seinem Team und dem Neugrabener SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Matthias Czech in Neuenfelde, das 2022 ein Schwerpunkt des Besuchs der SPD-Fraktion im Wahlkreis Süderelbe ist.
Eine der Stationen in Neuenfelde war am Estesperrwerk Neuenfelder Hauptdeich. Hier wurde mit Vertretern von Vereinen und Experten die Themen Estesperrwerk (konstant sichere Schließung garantieren), Deicherhöhung plus Rückverlegung Cranzer und Neuenfelder Hauptdeich und die Nutria-Bekämpfung besprochen. Der Redebedarf war riesig, der Zeitplan von Kienscherf aber eng bemessen. Deswegen agierte der Sprecher der Bürgervertretung Neuenfelde-Cranz-Francop, Manfred Hoffmann als Moderator, der die Redebeiträge der lokalen Vertreter auf ein Minimum zu begrenzen versuchte – was auch gelang. Der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Neuenfelde Nord, Jens Rehder, machte einmal mehr auf das Problem der massiven Verschlickung der Elbe am Estesperrwerk aufmerksam. Die Verschlickung gefährde nicht nur den Wirtschaftsstandort Neuenfelde, sondern auch Menschenleben. Denn bei Ebbe könnten seine Einsatzkräfte in Notfällen ihr Rettungsboot über die Slipanlage nicht zu Wasser lassen, weil alles verschlickt ist. Das Rettungsboot würde im Schlick steckenbleiben, den sich auf der Elbe in akuter Seenot befindlichen Personen könnte man nicht zur Hilfe eilen. Deswegen müssten seine Leute im Ernstfall mit dem Boot auf einem Anhänger erst nach Finkenwerder zum Jachthafen fahren, dort das Boot ins Wasser lassen, um dann mit ihm wieder zum Unglücksort Höhe Estesperrwerk stromabwärts zu gelangen. Die Prozedur dauert ungefähr eine halbe Stunde – viel zu lange im Ernstfall. Die Berufsfeuerwehr verfüge zwar auch über Kleinboote, aber die bräuchten sie selbst für die unterschiedlichsten Aufgaben. Rehder schlug als alternativen Standort für ein Rettungsboot eine Stelle in der Nähe der geschlossenen Sietas-Werft vor. Dort sei die Verschlickung nicht so schlimm, das wäre zu bewerkstelligen. „Hier geht es um Menschenleben“, betonte Rehder.
Auch die anderen Themen wurden kurz angerissen. Bei den Gesprächen zur Betriebssicherheit des Estesperrwerks wurde klar, dass es keine einfache Lösung geben wird. Das Sperrwerk dient sowohl dem Hochwasserschutz, hat aber in der Vergangenheit auch eine wichtige Funktion für die Sietas-Werft inne gehabt. Hier muss eine grundsätzliche Minderung des Schlickeintrags in die Este erreicht werden, zusätzlich müssen aber auch die zukünftigen Anforderungen einer Nachfolgenutzung der Sietas-Werft berücksichtigt werden. Ob hier weiter ein so großes und technisch anspruchsvolles Sperrwerk benötigt wird, sei noch nicht absehbar. Dies wird sich erst mit der zukünftigen Nutzung des Sietas-Geländes ergeben, erläuterte Czech. „Wir haben viele Themen für unsere politische Arbeit mitnehmen können. So wurde erneut klar, dass wir das Problem der Verschlickung grundsätzlich lösen müssen. Die Kreislaufbaggerei innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen muss beendet werden und der Hafenschlick, soweit ökologisch vertretbar und sicher, in die Nordsee verbracht werden. Die Nutria sind eine invasive Art, die wir verstärkt bekämpfen müssen, um die lokale Flora, Fauna aber auch die Deichsicherheit zu schützen. Hier werden wir uns für mehr Unterstützung in den Jagdrevieren einsetzen“, versprach Czech.
Dieser betonte: „Dirk Kienscherf und ich konnten viele Anregungen, Fakten und Aufgaben für unsere Arbeit mitnehmen. Ich hoffe, wir konnten mit unserem Besuch auch vermitteln, dass unsere Bürgerschaftsfraktion Neuenfelde, Cranz und die anderen Elbdörfer sehr schätzt und immer ein offenes Ohr für die Bedürfnisse und Wünsche hier vor Ort hat. Wir werden jedenfalls mit den vielen Aktiven in den Stadtteilen hier an der Elbe weiter im Gespräch bleiben.“