Fünfklässler erkunden ihren Stadtteil

Danial, 11, besuchte die Wilhelmsburger Polizeiwache und hat dort gelernt, woraus kugelsichere Westen bestehen.Foto: ein

Du in Deiner Welt
Fünfklässler erkunden ihren Stadtteil

(ein) Wilhelmsburg. „Es gab im Seniorenheim nur noch wenige Menschen, die die große Sturmflut von 1962 selber miterlebt haben“, berichtet Malina, Klasse 5d. „Die Frau, die ich interviewt habe, konnte mir aber alles noch ganz genau berichten, wie es war, als das Wasser von allen Seiten kam und wie die Menschen versuchten, sich vor der Flut zu retten. Ich war von ihrer Erzählung sehr beeindruckt.“ Wie kommt es, dass ein elfjähriges Mädchen sich auf geschichtliche Spurensuche begibt, Interviews führt, im Internet recherchiert, die Ergebnisse auf ein großes Plakat bringt und diese dann im Rahmen einer Ausstellung seinen Mitschülern erläutert?
Das Projekt „Du in deiner Welt“, das am 22. Dezember in einer großen Ausstellung mündete, nahm seinen Anfang bereits nach den Herbstferien. Wie der Name des Projektes „Du in deiner Welt“ bereits verrät, ging es darum, den Schülern dazu zu verhelfen, ihre Lebensumwelt besser kennenzulernen. Sie sollten eigenständig ein für sie interessantes Thema auswählen und daran selbstständig arbeiten. Doch wie geht das?
Alles begann mit einer sechswöchigen Einführungsphase nach den Herbstferien. Zunächst ging es darum, den Schülern wichtige Aspekte der Projektarbeit zu vermitteln: Zum Beispiel eine eigene Fragestellung zu entdecken, Projekte zeitlich zu planen oder unterschiedliche Informationsquellen kennenzulernen. Dieses notwendige Basiswissen wurde in vier Fächern vermittelt: Gesellschaft, Kunst, NWT Und Kunst. Diese Fächer bildeten den Rahmen für die Themenwahl. Am Ende dieser sechs Wochen sollten die Schüler wissen, an welchem Thema sie in der nun anschließenden intensiven Projektphase arbeiten wollen und welche Methoden sie einsetzen müssen. Zwei Wochen lang arbeiteten die Schüler täglich in der fünften und sechsten Stunde allein oder in der Gruppe an ihrem Projekt; im Stadtteil und im Klassenzimmer.
Interessant und vielfältig sind die Themen, an denen gearbeitet wurde: „Coole Orte in Wilhelmsburg“, „Wilhelmsburger Bäume im Winter“, „Flüchtlinge in Wilhelmsburg“, „Gotteshäuser in Wilhelmsburg“, „Sturmflut 1962“, „Polizeiwache Wilhelmsburg“, „Markante Gebäude in Wilhelmsburg“, „Religiöse Feste“ und vieles mehr. Fotoapparat, Aufnahmegerät, Landkarte, Lapbook, Notizblock waren nur einige Dinge, die im Rucksack der Zehn- und elfjärigen auf ihrem Streifzug durch den Stadtteil zu finden waren.
Kevin Obermann (11 Jahre, 5d) hat Wilhelmsburger Kirchen und Moscheen besucht und diese mit seiner Gruppe dreidimensional nachgebaut. Stolz präsentiert er auf der Ausstellung seine Bauwerke aus Dachpappe und Pappe. „Wir haben alles allein gemacht und haben unheimlich viel geschafft. Es war zwar nicht immer einfach, sich in der Gruppe einig zu werden, aber dann haben wir das ausdiskutiert. Gern möchte ich so ein Projekt noch einmal machen.“
Klassenlehrerin Franziska Zeeck genoss den Tag der Ausstellung: „Die Schüler waren bei diesem Projekt sehr motiviert dabei. Klar habe ich hier und da ein wenig geholfen, aber das meiste haben sie ganz allein gemacht und haben sich gut organisiert. Aus dem Stadtteil habe ich auch eine sehr positive Rückmeldung über die Schüler erhalten, und die Eltern fanden das Projekt ebenfalls richtig klasse.“
Beatrice Hatje, Initiatorin des Projektes, zeigte sich am Ende des Projektes sehr zufrieden. „Dank der hoch engagierten Lehrerinnen und Lehrer ist dieses neuartige Projekt sehr erfolgreich verlaufen. Kurz nach den Sommerferien begannen die Vorbereitungen, und es freut mich, dass das Projekt reibungslos ablief. Die Schüler haben sich sehr gut an die Absprachen gehalten und haben großartige Ergebnisse präsentiert.“

Danial, 11, besuchte die Wilhelmsburger Polizeiwache und hat dort gelernt, woraus kugelsichere Westen bestehen.Foto: ein