Der perfekte Standort an der Buxtehuder Straße 56

Vorstandsmitglied der Harburger Tafel Ansbert Kneip zeigt bei einem Vor-Ort-Termin die neuen Räumlichkeiten an der Buxtehuder Straße 56 Foto: au

Der perfekte Standort an der Buxtehuder Straße 56.

Harburger Tafel hat neue Räumlichkeiten.

Noch steht Ansbert Kneip ein wenig verloren in den riesigen Räumlichkeiten an der Buxtehuder Straße 56, die die Harburger Tafel seit Anfang dieses Jahres angemietet hat. Die Wände sind kahl, hier und da gucken ein paar Kabel aus der Wand, der Fußboden wartet sehnsüchtig auf einen neuen Belag. Wo bisher ein Sanitär-Großhandel seine trendigen Badewelten zur Schau gestellt hat, sollen ab April Lebensmittel für Bedürftige ausgegeben werden. Bis dahin warten auf Vorstandsmitglied Ansbert Kneip und die anderen vielen Ehrenamtlichen der Harburger Tafel viel Arbeit. Dennoch: Die Freude ob der neuen Räumlichkeiten ist groß. „Wir haben wahnsinnig lange nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Und wir hatten Panik, dass wir Ende 2023 an unserem jetzigen Standort rausmüssen. Und kurioserweise haben wir dieses Gebäude gar nicht gefunden, sondern man ist an uns herangetreten“, erzählt Kneip.
Rückblick: Seit 1996 hat die Tafel ihre Adresse in der Buxtehuder Straße 31, erreichbar über den Helmsweg. Eigentlich war der Standort im ehemaligen Gartenbauamt nur als Zwischenlösung geplant und ist mittlerweile auch zu klein. Auch das Abrigado, die Anlaufstelle für drogenabhängige Menschen neben dem jüdischen Friedhof auf dem Schwarzenberg, brauchte neue Räumlichkeiten. Deshalb kamen die Behörden auf die Idee, ein Ensemble zu bauen, in dem einerseits die Tafel und andererseits das Abrigado einen Platz finden. An gleicher Stelle wurde auch noch ein Haus mit 50 Wohneinheiten geplant für Menschen, die sonst große Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. Im Dezember sollte der Grundstein gelegt werden (der Neue RUF berichtete).
Mit dem Gebäude an der Buxtehuder Straße 56 hat die Tafel für ihre Bedürfnisse nun den perfekten Ort gefunden: Der neue Standort hat direkt eine Bushaltestelle vor der Tür. Von hinten kann die Ware über eine Rampe angeliefert werden, die LKW können hinten auf dem Hof parken. Für die Müllabfuhr gibt es genügend Platz, sie muss künftig nicht mehr so sehr rangieren wie bisher. Das Beste allerdings: Mit rund 1.100 Quadratmetern Fläche hat das zweigeschossige Gebäude soviel Platz, dass die Kunden nicht mehr draußen warten müssen, sondern ein Wartebereich im Innern installiert werden kann. Zur Wahrung der Privatsphäre werden auf die großen Schaufenster Sichtschutz aufgeklebt.
„Für uns soll das neue Gebäude eine dauerhafte Lösung sein, also nicht nur für die Zeit des Neubaus. Das haben wir jetzt auch mit dem Bezirk und der Sozialbehörde besprochen“, berichtet Ansbert Kneip. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Zwar liegt die Miete für das Objekt bei unter 6 Euro den Quadratmeter, aber aufgrund der Größe beläuft sich die Gesamtmiete plus Nebenkosten dann doch auf 6.500 Euro im Monat. Eine riesige Summe, die der Verein erstmal einmal aufbringen muss. Zumindest ein Teil davon soll, wenn es gut läuft, vom Bezirk getragen werden. Ein Antrag zur Beschussung von 39.000 Euro im Jahr hat die Harburger Tafel bereits eingereicht, ebenso die Finanzierung zweier Kühlräume in Höhe von 12.300 Euro und die Kosten für die Entsorgung in Höhe von 10.000 Euro. „Den Umzug werden wir aus Eigenmitteln und eigener Initiative hinkriegen. Alle Einbauten erledigen und/oder zahlen wir selbst“, so Kneip. Und wenn der Bezirk nicht unterstützt? – „Dann werden wir die Preise für die Lebensmittel erhöhen müssen von 2 Euro pro Einkauf auf 3 Euro!“
Die Meinungen auf politischer Ebene sind zwiegespalten. „Wir waren sehr überrascht, dass die Tafel trotz Unterzeichnung des Letter of intent aus dem Projekt ausgestiegen ist und einen sechsjährigen Mietvertrag anderweitig abgeschlossen hat, und das zu Kosten, die ein Vielfaches der bisherigen Kosten sind. Letztlich ist die Tafel aber ein privater Verein und kann damit eigenverantwortlich handeln. Wir hatten das Bestreben, die wichtige soziale Arbeit der Tafel dadurch zu unterstützen, dass die Sozialbehörde ihnen moderne Räume in dem Neubau zu Konditionen zur Verfügung stellt, die ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht mehr belasten würden als bisher. Die Tafel hat sich nun anders entschieden. Wir bedauern das“, teilte Frank Richter, Vorsitzender der SPD-Bezirksfraktion Harburg, mit. Bianca Blomenkamp, Fraktionsvorsitzende der Grünen, meint dazu: „Der Tafel stand immer frei, sich selbst nach Räumlichkeiten umzusehen – die Unterbringung in dem Gebäude von f + w war letzten Endes ein – gut finanzierbares – Angebot, gegen welches sie sich nun aus diversen Gründen entschieden haben.“
Für die CDU-Fraktion hingegen war die jahrelang geplante Unterbringung der Harburger Tafel in beengten Räumlichkeiten auf einem Grundstück gemeinsam mit dem Abrigado, einem Kindergarten und Sozialwohnungen eine Fehlplanung, heißt es dazu vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralf Dieter Fischer. „Insoweit war es unverständlich, dass die Bezirksverwaltung und die Koalition aus SPD und Grünen über Jahre es nicht fertiggebracht haben, für die Tafel eine geeignete Ersatzunterkunft zu finden. Da ständig der Druck weitergegeben wurde, bis zum Jahresende 2023 müsse die Tafel räumen, ist es verständlich, dass man sich aus Sorge um die Fortführung des Betriebes um eine andere Immobilie bemüht hat. Der neue Standort Buxtehuder Straße 56 ist eine hervorragende Lösung, da dort alle Raumprobleme gelöst werden und die Besucher der Tafel auch nicht im Freien warten müssen. Die CDU-Fraktion wird auch weiterhin die Finanzierung dieser wichtigen Sozialeinrichtung für den ganzen Bezirk unterstützen und fordert von Bezirksverwaltung und Koalition, dass die entsprechenden Mittel auch weiterhin bereitgestellt werden“, so Fischer weiter.