Zeitzeugen gesucht

Archiv Albers -Die junge Ärztin Lotte Albers

Zeitzeugen gesucht.

Wer hat Informationen über Ärzte aus NS-Zeit?.

Für die 3. Auflage seines Buches „Kindermord im Krankenhaus. Warum Mediziner während des Nationalsozialismus in Rothenburgsort behinderte Kinder töteten“ sucht Andreas Babel, Blattmacher Cellesche Zeitug, Zeitzeugen zu zwei Ärztinnen, die nach dem Krieg in Harburg lebten und praktizierten.
Die eine, Dr. Lotte Albers (1911 bis 1992), hat, so Babel, „mit nachgewiesenen 14 Opfern die meisten Kinder in diesem Krankenhaus getötet“ (mit einer Überdosis des Schlafmittels Luminal). In den 1950er-Jahren machte sich Albers mit einer Kinderarzt-Praxis am Schloßmühlendamm 25 (das Haus mit den zwei Löwen) selbstständig, wo sie auch bis zu ihrem Tod lebte, weiß Babel.
Diese Fakten hat der Celler Autor Andreas Babel (53) in seinem erstmals 2015 erschienenen Buch „Kindermord im Krankenhaus“ schon thematisiert. Er fährt fort: „Niemand der Beschuldigten wurde angeklagt, alle durften nach dem Krieg weiter als Ärztinnen beziehungsweise Schwestern weiterarbeiten. Die Richter meinten Ende der 1940er-Jahre, dass die Beschuldigten „in gutem Glauben“ daran gehandelt hätten, dass es ein Gesetz gäbe, das es ihnen erlaube, diese Kinder zu töten, das deutsche Volk von diesen ‚Ballastexistenzen‘ zu befreien, wie es damals zynisch im Jargon der Nazis hieß.“
Nicht weit entfernt vom Schloßmühlendamm, am Beckerberg, habe eine weitere Ärztin gelebt, die aber nicht beschuldigt war, Kinder getötet zu haben. Sie, Dr. Gertrude Pehmöller (Jahrgang 1920), sei erst zum Ende der NS-Zeit (Mitte Februar 1945) an dieses Hamburger Kinderkrankenhaus gekommen. Sie arbeitete, so Babel weiter, als Orthopädin, ob niedergelassen oder in einem Krankenhaus angestellt, ist Babel noch unbekannt.
Außerdem habe in der NS-Zeit am AKH ein Mann gearbeitet, der als „Asbest-Papst“ gegolten habe: Prof. Dr. Ernst Maier (1920 bis 1995), der ebenfalls kurz im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort gewesen sei. Maier hat sich laut Babel in seiner Heimatstadt Ahrensburg für die SPD im Stadtparlament engagiert und für seine Standesgenossen in der Berufsvertretung. Er leitete nach Kenntnis von Babel bis 1984 die Lungenfachabteilung des AK Harburg und habe auch in der Stadt gelebt. Über ihn hat Babel auch schon einiges in Erfahrung gebracht, hofft jetzt aber, dass sich noch Weggefährten von ihm melden.
Andreas Babel ist wie folgt zu erreichen: Für Zeitzeugen oder Anfragen für Vorträge (auch in Schulen) ist Babel erreichbar per E-Mail an a.babel@cellesche-zeitung.de; per Telefon unter 05141 990113; oder per Post an Andreas Babel, Eichenring 81, 29308 Winsen (Aller). Der nächste feste Vortragstermin ist am Buß- und Bettag, 18. November, 18 Uhr, in der St.-Thomas-Kirche in Rothenburgsort.