„Wir wollen mehr Leben reinbringen!“

Foto: mk So könnte das modernisierte Fußgängerbrücken-Areal aussehen.

„Wir wollen mehr Leben reinbringen!“.

Aktuelle Planungen zur Modernisierung des Neugrabener Bahnhofs.

Es gibt wieder neue Planungen für die Modernisierung des Neugrabener S-Bahnhofes und seines Umfeldes. Auf der jüngsten Sitzung des Regionalausschusses Süderelbe am 23. Januar referierte Landschaftsarchitekt Mark Pflüger

mk -Mark Pflüger (l.) und Uwe Wilma referierten über die Modernisierung des Neugrabener Bahnhofes.

vom Büro Bruun & Möller zunächst über die Umgestaltung des südlichen Bahnhofsumfeldes. Laut Pflüger hätte sich sein Büro im Auftrag der Verwaltung speziell um die Auffrischung der in die Jahre gekommenen Beton-Fußgängerbrücke gekümmert. Rausgekommen ist dabei Folgendes: das an vielen Stellen unter und neben der Brücke wuchernde Gestrüpp wird ausnahmslos weggenommen, um das Bauwerk freizustellen. Will heißen: Angsträume, „Pinkelecken“ und Müllflächen sollen dadurch verschwinden. Dagegen sollen die hochgewachsenen Bäume bestehen bleiben. Neue und mehr Fahrradständer bzw. Leuchten seien ebenfalls vorgesehen. Die Anfahrtswege rechts und links der Brücke, die in erster Linie für die Belieferung der ansässigen Geschäfte dienen, bleiben auch unangetastet. Für die übrige Fläche habe man sich als Gestaltungselement laut Pflüger eine „Hügellandschaft“ ausgedacht. Hier würden Sitz- und Spielelemente die Aufenthaltsqualität steigern. Als besonderen Clou bezeichnete Pflüger den durchgehenden Anstrich der Unterseite der Brücke. Auch die unter der Brücke entlangführenden Wege sollen in der gleichen Farbe hervorgehoben werden. Zurzeit würde man einem Rotton den Vorrang geben. Aber es stünden noch andere Farben zur Auswahl. Die Farbgebung stelle ein Leit- und Identifikationselement dar. Die Oberseite der Brücke würde lediglich sandstrahlgesäubert – behalte also ihre graue Farbe bei, betonte Pflüger. Dieser fügte noch hinzu: „Wir wollen mehr Leben reinbringen!“. Klaus Krollpfeifer vom Bezirksamt Harburg – Management des öffentlichen Raumes, machte deutlich, dass man wegen der zur Verfügung stehenden finanziellen mittel unter Druck stehen würde. „Wir müssen sehr schnell arbeiten. Ende 2019 geht es los“, kündigte Krollpfeifer an.
Waren die Mitglieder des Regionalausschusses mit diesen Planungen grundsätzlich einverstanden, so ungehalten waren sie über die Ausführungen von Uwe Wilma vom Büro Argus-Stadt- und Verkehrsplanung. Dessen aktuelle Pläne zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes Neugraben sehen die Einrichtung einer sogenannten „Mittelinsel“ vor, an der alle Busse abfahren und ankommen. Die Mittelinsel soll laut Wilma eine Breite von 13.5 Meter aufweisen. Um sie herum würden die Busse wie in einem Kreisel fahren. Die Einbahnstraße sei auch für Gelenkbusse geeignet. Aus dem Kreisel, in dem auch Parkbuchten für Überlieger (wartende Busse) eingerichtet seien, könnten die Fahrzeuge nach links und rechts auf die Straße Am Neugrabener Bahnhof abbiegen. Diese sei für Pkw und Radfahrer gleichermaßen gedacht, es gelte eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. An der Straße Am Neugrabener Bahnhof seien Parkbuchten für Taxen und Pkw vorgesehen. Auf die Mittelinsel könnten die Fahrgäste durch das Überqueren der Straße Am Neugrabener Bahnhof oder die Fußgängerbrücke gelangen. Und genau hier setzte die Kritik ein: zahlreiche Politiker murrten, weil sie das Passieren der Straße für zu gefährlich hielten. Zudem sei nicht an Bürger mit körperlichem Handicap gedacht worden. Die könnten weder die Brücke benutzen und nur schwer die Straße überqueren. Habe es denn keine alternativen Lösungsansätze gegeben, wollte die Neue Liberale Barbara Lewy wissen. Nein, so Wilma, Verwaltung und HVV hätten die Mittelinsel von Anfang an favorisiert.
Die Kritik an den Plänen schwoll an, da meldete sich der frischgebackene Verkehrskoordinator für den Bezirk Harburg zu Wort. Er verwies darauf, dass noch bis zum 25. Januar Änderungen oder Kritik eingereicht werden könnten. Aber da die Gelder aus dem Fonds Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) nur noch für kurze Zeit zur Verfügung stünden, wäre das nicht vorteilhaft. Auch Baudezernent Jörg-Heinrich Penner schaltete sich in die Diskussion ein. Seiner Meinung nach sei die Mittelinsel die beste Lösung. Auf jeden Fall besser als das „Gemurkse“, das man zurzeit habe. Der ausschlaggebende Hauptausschuss habe den Plänen zugestimmt. Nun könne der Regionalausschuss Süderelbe nicht wieder alles umwerfen, erklärte Penner aufgebracht. Diese Aussage wurde von einigen Ausschuss-Mitgliedern dahingehend verstanden, dass sie die Pläne kritiklos zur Kenntnis nehmen und dann zur Tagesordnung übergehen sollten. Penner ruderte zurück und erklärte diplomatisch, dass er die Äußerungen so verstanden habe, dass der ganze Entwurf zur Modernisierung des Neugrabener Bahnhofsvorplatzes abgelehnt wird. Trotz des Versuches, die Wogen zu glätten, blieb bei den Abgeordneten ein Unbehagen in puncto Mittelinsel bestehen.