„Wir sind modern aufgestellt“.
Schützenverein Neuenfelde trotzt der Corona-Krise.
Wie bei so vielen Schützenvereinen in Süderelbe fiel auch bei den Neuenfelder Schützen wegen der Corona-Krise das Schützenfest aus. Der 1. Vorsitzende des Schützenvereins Neuenfelde, Helwig Schwartau, erinnert sich an die entscheidenen Tage im März, als die Bundesregierung und die Bundesländer wegen der Pandemie jegliche Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagten. Das wäre für das Schützenwesen im Jahr 2020 der K.O. gewesen. Es ging Schlag auf Schlag: Ein Schützenverein nach dem anderen sagte sein Schützenfest und weitere Veranstaltungen ab. Aber nicht nur diese, sondern auch der reguläre Betrieb in den Schützenvereinen kam zum Erliegen, weiß Schwartau zu berichten. Für den Schützenverein Neuenfelde mit seinen rund 430 Mitgliedern – einer der größten Vereine im Schützenlandesverband Hamburg und Umgegend – habe das gravierende Folgen. So konnte der Verein seiner starken Schießsport-Klientel kein Training mehr anbieten. Es habe aber keine Wahl gegeben. Nicht nur die Verordnung, sondern auch die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitgliedern habe angesichts der Ansteckung mit dem Coronavirus keine andere Entscheidung zugelassen. Die Gesundheit der Schützen habe höchste Priorität, betont Schwartau. Dass das Training in Corona-Zeiten ausfällt, treffe den Schützenverein Neuenfelde in mehrfacher Hinsicht hart. Liege doch im Schießsport neben der Tradition und der sozialen Komponente der Hauptgrund für die Attraktivität des Schützenverein Neuenfelde. „Der Schießsport im Schützenverein Neuenfelde hat eine lange Tradition und einen hohen Stellenwert. Regelmäßig stellen sich unsere Mitglieder und unsere Sportschützen dem internen und externen Wettbewerb. Wir verfügen über eine Luftgewehranlage mit 16 Ständen. Auf der modernen elektronischen Anlage können alle wichtigen Disziplinen geschossen werden. Neben dem traditionellen Anschlag Freihand- trainiert die Jugend auch den Dreistellungs-Wettbewerb“, zählt Schwartau auf. Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene – alle Sportschützen hoffen auf eine baldige uneingeschränkte Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes, so der 1. Vorsitzende. Durch das fehlende Training würde die Leistungsfähigkeit der Sportschützen leiden. Aus den Reihen des Schützenvereins Neuenfelde seien in den letzten Jahrzehnten zahlreiche erfolgreiche Schützen gekommen, so Schwartau. Zum anderem sei der sportliche Aspekt vor allem für viele Kinder oder Jugendliche ein Grund für den Eintritt in den Schützenverein Neuenfelde. Nicht umsonst verzeichnet der Schützenverein Neuenfelde 125 weibliche und männliche Mitglieder unter 25 Jahre. Die starke Jugendabteilung stelle das Fundament für den Fortbestand des Schützenvereins Neuenfelde dar, erklärt Schwartau.
In diesem Zusammenhang verweisen die Jugendbetreuer Matthias Bartels und Carina Börs auf das bei vielen Kindern beliebte Lichtpunktschießen: “Wir registrieren auch einen starken Zulauf aus Familien, die bisher nicht mit dem Schützenwesen verbunden sind. Mittlerweile zählt unser Verein 25 Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren, die jede Woche trainieren und zusätzlich ihre für den Alltag notwendige Konzentration, Koordination und Ausdauer fördern.“ Beim Norddeutschland-Cup 2019 beispielsweise wurde das intensive Training belohnt. 16 Neuenfelder Schützen aus der Lichtpunktgruppe wurden nach der erfolgreichen Landesmeisterschaft vom Hamburger Landesverband für den Norddeutschland-Cup 2019 in Kellinghusen (Schleswig-Holstein) nominiert. Damit stellte Neuenfelde 70 Prozent der Hamburger Teilnehmer, erzählt Carina Börs. In der Einzeldisziplin – Freihand weiblich, 7-9 Jahre – gewann Emma Benitt mit sehr beachtlichen 159,2 Ringen (Zehntelwertung). Clemens Börs – männlich, 7-9 Jahre – belegte bei der Standauflage (198,2 Ringe) und im Freihand jeweils den 2. Platz. Marike Feldmann – Freihand weiblich, 7-9 Jahre – errang ebenfalls den 2. Platz. Bei den Wettkämpfen würden die Kinder als Begleiterscheinung auch bemerken, dass sich die Ausstattung beim Schützenverein Neuenfelde dank der Unterstützung von Sponsoren auf dem neuesten Stand befindet, so Schwartau. Auf sportlicher Ebene sind die Schützen (-innen) dank der ausgebildeten Trainer ebenfalls sehr erfolgreich. „Viele unserer Aktiven nehmen an Rundenwettkämpfen, an Kreis- und Landesmeisterschaften teil, und selbst für die Deutsche Meisterschaft konnten sich schon zahlreiche Mitglieder erfolgreich qualifizieren. Nicht zu vergessen die Teilnahme an den vielen auswärtigen Pokalschießen unserer Nachbarvereine. Auch der Spielmannszug trägt zum positiven Erscheinungsbild des Schützenvereins Neuenfelde bei. Die vielen Auftritte bei den verschiedensten Anlässen dokumentierten, so Schwartau, dass Kinder und Jugendliche Spaß an der Musik haben und gerne hier Mitglieder sind.
Aber auch der soziale Faktor spielt eine wichtige Rolle. Der Schützenverein Neuenfelde ist im Dorf und Kirchengemeinde aufgrund seines sozialen Engagements fest verankert. Beispielsweise beteiligen sich der Vorstand und einige Würdenträger am traditionellen Gottesdienst im Rahmen des Schützenfestes in der St. Pankratius-Kirche. Auch die Auftritte des Spielmannzuges bei dörflichen Veranstaltungen und sonstige Aktionen würden dies belegen. Wenn sich Schützenvereine, wie im Fall Neuenfelde engagieren, wirke sich das positiv auf ihre Perspektiven aus. Die Bewahrung der Tradition, das Angebot des Schießsports unter modernen Bedingungen und soziales Engagement machen den Schützenverein für Neu-Mitglieder interessant, meint Schwartau. Hinzu kommt, so Schwartau, dass sich die Verantwortlichen des Vereins nie mit dem Erreichten zufrieden geben. So wurde das Schützenheim am Arp-Schnitger-Stieg in jeglicher Hinsicht (neuer Schießstand, moderne Heizung, barrierefreie sanitäre Anlagen usw.) auf Vordermann gebracht. „Wir sind modern aufgestellt“, resümiert Schwartau, sind aber stets offen für Neuerungen. Da man viel Wert auf interne Kommunikation lege, wurde eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, damit sich jedes Mitglied über aktuelle Entwicklungen informieren kann. Aktuell wird auch der Internetauftritt überarbeitet. Dass die Verbundenheit der Mitglieder mit dem Schützenverein Neuenfelde intakt ist, zeigt auch die Tatsache, dass der amtierende Schützenkönig Norbert Ratzow und seine Lebensgefährtin Angela Sabrowski sowie alle anderen Würdenträger bis Juni 2021 im Amt bleiben wollen und weiterhin den Verein repräsentieren.
