Trotz guter Ansätze noch Potenzial

pm -Der 2.05-Meter-Mann Kevin Yebo (Nummer 53) hat die Bonner Verteidigung überwunden

Trotz guter Ansätze noch Potenzial.

Hamburg Towers verlieren Season-Opener gegen Bonn.

Hamburg, 15. September 2019. Der Run auf die Hamburg Towers nimmt ungekannte Ausmaße an. Den Season-Opener gegen die Telekom Baskets Bonn wollten 3162 Zuschauer sehen – und damit fast doppelt so viele wie beim einzigen öffentlichen Testspiel im Vorjahr. Sportlich bot die Vorstellung des Aufsteigers in die easyCredit Basketball-Bundesliga noch Potenzial, denn gegen den Erstliga-Rivalen setzte es trotz guter Ansätze eine 79:98 (66:72, 47:49, 22:30)-Niederlage. Teile der Einnahmen des Duells werden an den Hamburg Towers e.V. gespendet.
Unmittelbar vor dem Tip-Off von der Weltmeisterschaft aus China zurückgekommen, beförderte Towers-Cheftrainer Mike Taylor Kahlil Dukes, Yannick Franke, Malik Müller, Beau Beech und Marvin Ogunsipe in die Anfangsformation. Backup-Aufbauspieler Justus Hollatz (Fersenprellung) und der neue Forward Marshawn Powell (Daumenverletzung) mussten aussetzen. Von den spielfähigen Akteuren war es Müller, der dem komplett energiegeladenen Publikum per Dreier im ersten Angriff eine weitere Endorphin-Injektion verpasste. Anschließend überraschten die Gastgeber mit einer äußerst aggressiven Verteidigung, teils über das ganze Spielfeld. Vor allem aber legte der vom spielfreudigen Franke angeführte Aufsteiger gegen den Playoff-Kandidaten einen für ein Testspiel ungewöhnlich leidenschaftlichen Auftritt aufs Parkett. Dieser glich kostspielige Ballverluste allerdings nicht aus, weswegen die Gäste nach dem ersten Durchgang mit 30:22 führten.
Dank verbesserter Verteidigung arbeiteten sich die Wilhelmsburger auf 28:32 (14. Minute) heran. Die Partie wurde zunehmend wilder und erhielt nun deutlicher den Anstrich einer Vorbereitungsbegegnung: Wachstumsschmerzen wechselten sich munter mit vielversprechenden Aktionen ab, beispielsweise dem Drei-Punkt-Spiel von Müller zum 31:36 (15.). Doch, wie sich die Towers drehten und wendeten, die vorhandene BBL-Erfahrung der Telekom Baskets machte sich bemerkbar (36:45/17.). Dennoch: Das Taylor-Team war weit davon entfernt, aufzustecken und kam dank erfolgreicher Distanzwürfe zur Pause auf 47:49 heran.
Von da an war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der in Shorts und Towers-Polo coachende Taylor wurde nicht müde, an der Seitenlinie mit sichtlicher Freude auf- und ab zu tanzen – und den spektakulären Alley-Oop-Dunk von Kevin Yebo nach mustergültigem Dukes-Anspiel abzufeiern (61:63/28.). Allerdings ging den Hausherren das Wurfglück abhanden, während Bonn mit schönen Kombinationen glänzte, um sich nach 30 Minuten auf 72:66 abzusetzen.
Ein schneller 8:0-Lauf der Rheinländer begrub jedoch umgehend sämtliche Hoffnungen auf einen Heimsieg (66:80/33.). So verlagerte sich der Fokus auf das Austesten einer Zonen-Defensive sowie neuer Systeme. Dabei sprang immerhin ein rares Vier-Punkt-Spiel durch den umsichtigen Dukes heraus (71:82/34.). Wenig später war für Center Prince Ibeh, der nach allem springt, was sich in Korbnähe Richtung Ring bewegt, vorzeitig Feierabend wegen fünf Fouls. Seine Mitspieler taten es ihm nach Vollendung solider Schlussminuten gleich.
„Es ist großartig, zurück in Hamburg bei der Mannschaft zu sein. Ich sehe viel Potenzial im Team, das hat sich heute bereits angedeutet. Mit den 21 Ballverlusten bin ich jedoch unzufrieden, wir müssen besser mit dem Druck zurechtkommen“, sagte Taylor im Anschluss an das Match. Für die Premiere in der easyCredit Basketball-Bundesliga verstärken sich die Hamburg Towers nochmals mit Erfahrung. Und zwar mit der des derzeit wohl begehrtesten deutschen Spielers auf dem Markt. Der 115-malige deutsche Nationalspieler, zweifache Deutsche Meister und Pokalsieger Heiko Schaffartzik stößt zwei Wochen vor Saisonbeginn zum Aufsteiger. In der vergangenen Spielzeit setzte der 35-Jährige, der einen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben hat, aufgrund einer Knieverletzung aus, hielt sich aber zuletzt beim FC Bayern München fit.
„Heiko ist mir noch aus den finalen Jahren meiner eigenen Karriere bekannt, und ich war schon immer ein großer Fan seiner Interpretation des Spiels. Er ist einer der wenigen deutschen Spieler, die mit sehr viel Selbstvertrauen und Kontrolle agieren. Einen Veteranen wie Heiko, der offensiv wie defensiv den Ton angibt, haben wir noch gesucht und sind mit dieser Optimallösung mehr als zufrieden“, betont Towers-Geschäftsführer und -Sportdirektor Marvin Willoughby hocherfreut.