„Sehen, wie es weitergeht“

pm -Erinnerung an vergangene Zeiten: Hermann Rieger und Schwester Teresa beim Bierfassanstich auf der Karkmess

„Sehen, wie es weitergeht“.

Nur ein Abschied auf Zeit der Karmel-Nonnen?.

Von dem 1948 gegründeten Kloster St. Gabriel in Hainburg (Mainz) kamen drei Schwestern – Karmelitinnen des Teresianischen Karmel (Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen (OCD) – nach Finkenwerder und bildeten ab 1. Advent 1999, dem Tag ihrer Einführung durch den damaligen Hamburger Erzbischof Ludwig Averkamp, eine Karmelzelle in der Pfarrei St. Petrus Finkenwerder. Diese blieb zunächst personell und rechtlich an das Mutterkloster gebunden. Die Schwestern bezogen das ehemalige Pfarrhaus der Pfarrei St. Petrus am Norderkirchenweg, die Pfarrkirche wurde zur Klosterkirche. Mit der Schließung des Klosters in Hainburg am 5. Oktober 2014 übersiedelte die ganze Gemeinschaft nach Finkenwerder in den Karmel von der Menschwerdung.
Seit 2014 war das kleine katholische Kloster selbstständig und beherbergt nicht nur die zugehörigen Nonnen hinter seinen „Mauern“, sondern immer wieder auch Besucher und Tagungsgruppen. Im Rahmen der „Stillen Tage“ leiten die Schwestern Interessierte im inneren Gebet und der Schweigemeditation an. Kirchlich gebunden sein muss dafür niemand.
Das alles gehört jetzt der Vergangenheit an, denn die Nonnen – zuletzt waren es nur noch drei – haben die Schotten zumindest vorübergehend, wie die Priorin, Schwester Maria erläuterte, dicht gemacht. Drei Nonnen – so stark war der Finkenwerder Karmel zuletzt geschrumpft – seien auf Dauer zu wenig gewesen, um den Klosterbetrieb aufrechtzuerhalten, hieß es. Nun werde man bis Oktober eine „Auszeit“ nehmen und anschließend sehen, wie es weiter geht. Sechs Schwestern müssten es dann auf Finkenwerder mindestens sein. Aber auch den Finkenwerder Nonnen fehlt, wie allen anderen Orden auch, der Nachwuchs. Schwester Katharina aus Buxtehude kam vor einigen Jahren nach ihrem mehrjährigen Noviziat als einzige dazu, vor eineinhalbJahren starb die Priorin Schwester Teresa. Wer nun glaubte, sie und ihre Mistreiterinnen hätten sich hinter den sprichwörtlichen Klostermauern versteckt, lag falsch. Bei den ökumenischen Neujahrsempfängen zeigten die Nonnen in ihren braunen Ordenstrachten nicht nur Präsenz, sondern fanden sich im Gespräch mit den Gästen wieder, sie plauderten im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt, warteten mit fundierten ethischen Wissen und moralischen Grundsätzen auf und waren darin äußerst angenehme Gesprächspartnerinnen, die auch mal – man hätte es nie geglaubt – auf der engen Rückbank des Pkw während der Heimfahrt nach einem Konzert in der Aula der Stadteilschule, wie junge Mädchen gut gelaunt und ausgelassen kichern konnten.
Die Karmelitinnen werden fehlen, denn man hatte sie auf Finkenwerder ins Herz geschlossen. Nicht selten sah man sie mit fliegenden Rockschößen auf dem Fahrrad durch Finkenwerder radeln; sie waren sehr gerne Gastgeberinnen der Konzerte der Liedertafel Harmonie in ihrer Kirche, beteiligten sich gelegentlich mit eigenen musikalischen Einlagen an diesen Konzerten, und waren jahrelang von der Eröffnung der Karkmess (was ursprünglich ja auch etwas mit Kirche zu tun hatte), nicht wegzudenken – Stichwort: Schwester Teresa und Bierfassanstich! Besonders zwischen Schwester Teresa und dem ehemaligen Kult-Masseur des HSV, Hermann Rieger (der auch schon einige Jahre nicht mehr unter uns weilt, aber zu Lebzeiten oft und regelmäßig Gast der Karkmess war) hatte sich so etwas wie eine Seelenverwandtschaft entwickelt.
Nicht zuletzt gestalteten die Schwestern aus dem Karmel jahrein, jahraus gemeinsam mit der benachbarten evangelischen St. Nikolai-Gemeinde auf der Karkmess den sehr gut besuchten ökumenischen Gottesdienst auf dem Scooter. Nicht zuletzt wurde Schwester Teresa als Anerkennung ihrer Verdienste auch mit dem „Hölzernen Apfel“ des Kulturkreises Finkenwerder ausgezeichnet. Obwohl in der Diaspora, waren die Nonnen vom Karmel ein Teil von Finkenwerder geworden. Jetzt verschlägt es sie in alle Winde. Ob sie und weitere Schwestern auf jeden Fall wieder nach Finkenwerder zurückkehren, das mochte Schwester Maria nicht versprechen. Zu begrüßen wäre es auf jeden Fall, auch wegen des Gästehauses, das der Orden vor einigen Jahren neben der Kirche gebaut hat. Es war von Besuchern, die den Weg zur inneren Einkehr suchten, gut besucht. Was daraus wird, falls die Nonnen nicht zurückkehren, ist noch nicht bekannt.
Während ihrer Abwesenheit wird sich ein Hausmeister um Immobilie und Klosterkirche kümmern. In letzterer werden Nonnen eines befreundeten Ordens weiter zu den regelmäßigen Betzeiten einladen.
Ein Projekt wird aber zunächst auf der Strecke bleiben: die notwendige Sanierung des maroden Kirchturms von St. Petrus (der Neue RUF berichtete). Darum wollte sich Schwester Maria kümmern.

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