„Respekt vor der großen, neuen Aufgabe!“

Sind trotz des schlechten Abschneidens der SPD in Hamburg zufrieden: v.l. Metin Hakverdi Bundestagsabgeordneter Michael Weinreich Bürgerschaftabgeordneter und die drei SPD-Abgeordneten in der Bezirksversammlung Ali KazanciFred Rebensdorf und Kesbana Klein. Foto: ein

„Respekt vor der großen, neuen Aufgabe!“.

SPD und CDU mit massiven Stimmverlusten.

Daran wird sich der ein oder andere Politiker im Bezirk Hamburg-Mitte jetzt wohl gewöhnen müssen: Seit der Bezirksversammlungswahl am vergangenen Sonntag haben sich die Machtverhältnisse in der Bezirksversammlung (BV) Hamburg-Mitte geändert. Hieß es bis vor kurzem noch „rot-grüne Mehrheit“, muss sich die bis dato in Hamburg und auch in Wilhelmsburg erfolgsverwöhnte SPD nun im Bezirk hinter den Grünen anstellen. Mit 29,3 Prozent (plus 11,2 Prozent) holen die Grünen ein sensationelles Ergebnis und lassen die SPD mit 27 Prozent (minus 10) deutlich hinter sich. Auch die CDU verliert massiv Stimmen im Bezirk und fällt mit 12,1 Prozent (minus 6,4) sogar noch hinter die LINKE, die mit 15,6 Prozent (plus 1,5) drittstärkste Kraft wird. Die AfD holt 7,7 Prozent der Stimmen und mit 4,8 Prozent zieht auch die FDP wieder in die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte ein.
Auch die Wilhelmsburger SPD im Gebiet Wilhelmsburg/Steinwerder muss einen Stimmenverlust von 10,4 Prozent verkraften, bleibt aber dennoch mit 31,5 Prozent vor den Grünen mit 24,1 Prozent stärkste Partei. Auf der Veddel konnte die SPD sogar leicht dazugewinnen und erreichte 33,1 (plus 1,8) Prozentpunkte, dicht gefolgt von Die LINKE, die 30 Prozent (plus 8) der Stimmen auf sich verbuchen konnte. Trotz des eigentlich guten Ergebnisses bitter für die Veddel: Klaus Lübke, jahrelanges Mitglied in der BV für die Veddeler SPD, hat es nicht geschafft, erneut gewählt zu werden. Zwar hadere er nicht mit seiner Abwahl, aber mit dem Gesamtergebnis der SPD in Hamburg. „Das ist ein bitteres Wahlergebnis für uns, auch die Wahlbeteiligung auf der Veddel und in Wilhelmsburg sind bitter“, erklärt Lübke. So lag die Wahlbeteiligung auf der Veddel bei gerade einmal bei 31,8 Prozent (2014: 33,5) und in Wilhelmsburg/Steinwerder bei 30,2 Prozent (2014: 27,2). Damit war der Hamburg-Trend zur vielfach höheren Wahlbeteiligung entweder gar nicht oder nur leicht wahrnehmbar. Alle Ergebnisse der Bezirksversammlungswahlen unter www.statistik-nord.de.
Für die Grünen brechen nun neue Zeiten an, waren sie doch vorher noch nie in einer derartigen Position: „Bei fast allen, mit denen ich innerparteilich gesprochen habe, halten sich der Respekt vor der großen, neuen Aufgabe und die Freude über das Ergebnis die Waage. Also ja, wir freuen uns sehr – ich hätte in dieser Form mit diesem Ergebnis nicht so gerechnet und wir alle wissen, dass das jetzt harte Arbeit wird“, erklärt Sonja Lattwesen, Grünen-Kreisvorsitzende und Spitzenkandidatin aus Wilhelmsburg. Wo bei der Arbeit in Zukunft die Schwerpunkte liegen sollen, weiß Lattwesen ebenfalls: „Bei Verkehr und Wohnen drückt der Schuh in der ganzen Stadt, in Wilhelmsburg und auf der Veddel mit der S3 aber besonders. Da müssen wir auf die Landesebene hinwirken, dass sich hier schneller etwas verbessert. Mit dem Fahrrad ist man auch in 30 Minuten in der Stadt – aber vielen ist das Pendeln zu Arbeit oder Terminen zu unsicher. Das müssen wir ändern. In Bergedorf und Altona gibt es bereits ein bezirkliches Klimaschutzkonzept. Das für Hamburg-Mitte muss sich besonders mit dem Umgehen mit dem Klimawandel befassen, sonst sind wir die ersten, die unter dem Meeresspiegel sind. Mittelfristig müssen wir den Kleinen Grasbrook zur Veddel hin entwickeln, damit die Synergien für Ärzte, Nahversorger und Schulen auch so werden wie auf den bunten Plänen. Und dann gibt es auf allen drei Inseln spannende Details: Schulkooperationen, Zinnwerke, Barrierefreiheit…“.
Neben Sonja Lattwesen und Henrike Wehrkamp von den Grünen ziehen folgende Wilhelmsburger und Veddeler Lokalpolitiker in die BV ein: Kesbana Klein, Fred Rebensdorf und Ali Kazanci (alle SPD), Stephanie Rose, Stefan Dührkop, Christine Wolfram (alle Die LINKE), Timo Fischer (FDP), Nicole Jordan (AfD).
Trotz des schlechten Abschneidens der SPD fühlen sich die drei SPD-Abgeordneten Klein, Rebensdorf und Kazanci in ihrer Arbeit bestärkt. „Wir freuen uns riesig über die Unterstützung aus Wilhelmsburg!“ Auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich sieht darin das Ergebnis der vergangenen Jahre: „Damit werden in der nächsten Legislatur drei von insgesamt 14 SPD-Abgeordneten in Mitte Wilhelmsburger sein. Wir sind sehr stolz auf dieses Ergebnis: das ist der Lohn für unsere harte Arbeit vor Ort und ein Gewinn für unsere Elbinsel.“
Und auch jetzt gilt: Nach der Wahl ist vor der Wahl! Optimistisch in die Zukunft sieht der SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi bezüglich der kommenden Bürgerschaftswahlen. „Für uns ist das Ergebnis Ansporn, auch im kommenden Jahr bei der Bürgerschaftswahl mit Michael Weinreich auch wieder einen gebürtigen Wilhelmsburger in das Hamburger Rathaus zu schicken.“
Alle Ergebnisse der Bezirksversammlungswahlen unter www.statistik-nord.de.