Qualität statt Quantität Kundenzentrum soll geschlossen geworden

Wilhelmsburger Kundenzentrum im Rathaus

Qualität statt Quantität
Kundenzentrum soll geschlossen geworden

(au) Wilhelmsburg.
Der Titel der Drucksache 21-3133 ist relativ trocken, dennoch lässt der Inhalt die Emotionen in Wilhelmsburg hochkochen: „Organisation der einwohnermeldeamtlichen Dienstleistungen im Bezirksamtsbereich Hamburg-Mitte“. Demnach soll eine bezirkliche Re-Organisation der bezirklichen Kundenzentren (früher Einwohnermeldeamt) durchgeführt werden, was unter anderem mit der Schließung des Kundenzentrums in Wilhelmsburg einhergehen soll. Anstelle des Kundenzentrums, das zur Zeit im Wilhelmsburger Rathaus ansässig ist, soll es dann künftig ein „Mobiles Team“ geben, dass an zwei Tagen in der Woche in Wilhelmsburg die Dienstleistungen eines Kundenzentrums erbringen soll. Im Gegenzug werden unter anderem die Servicezeiten des Kundenzentrums Hamburg-Mitte in der Steinstraße auf 60 Stunden in der Woche (täglich von 7 bis 19 Uhr) erweitert. Auch eine Öffnung des Kundenzentrums am Samstag wird in Betracht gezogen.
Hintergrund der Re-Organisation und den damit verbundenen Änderungen sind unter anderem die langen Wartezeiten auf Termine beziehungsweise komplette vorübergehende Schließung von Kundenzentren aufgrund von Personalmangel, wie es sie auch in Wilhelmsburg in der Vergangenheit gegeben hat. So waren Wartezeiten im vergangenen Jahr von bis zu 60 Tagen auf einen Termin keine Seltenheit.
Für Thorsten Schulz, Regionalbeauftragter für Wilhelmsburg und Veddel, liegt die Problematik in der Größe des Wilhelmsburger Kundenzentrums: „Das ist eines der kleineren hier in Wilhelmsburg. Wenn alle Mitarbeiter an Bord sind, funktioniert alles gut, aber sobald jemand krank wird oder im Urlaub ist, bricht der Service total zusammen“, erklärte Schulz auf der letzten Sitzung im Regionalauschuss Wilhelmsburg/Veddel. So habe man zum Beispiel 2015 über Wochen nicht einen einzigen Termin vergeben können, da sich gleich drei Mitarbeiter erfolgreich wegbeworben hatten und so schnell keine Nachfolger gefunden werden konnten.
Für Schulz liegen die Vorteile der Re-Organisation klar auf der Hand: So werde die Servicezeit in den anderen Kundenzentren mehr als verdoppelt, der maximale Terminvorlauf würde sich nur noch auf zehn Tage belaufen. Zwar reduzierten sich die Öffnungszeiten in Wilhelmsburg von jetzt zwei ganzen und zwei halben Tagen auf zwei ganze Tage, aber in den mobilen Teams seien dann mehr Mitarbeiter tätig und der Service verbessere sich. „Außerdem sind die Bürgerinnen und Bürger mobiler als wir denken“, so Schulz. Bereits seit 2007 können die Bürgerinnen und Bürger nach dem Allzuständigkeitsprinzip die Kundenzentren unabhängig von Bezirksgrenzen aufsuchen.
„Ich finde es für den Stadtteil das völlig falsche Zeichen, mit Blick in die Zukunft inhaltlich die falsche Entscheidung“, stellte Jörn Frommann von der Wilhelmsburger CDU in der Sitzung fest. „Mit der nun angekündigten Schließung des Kundenzentrums Wilhelmsburg stellt das Bezirksamt Hamburg-Mitte die Serviceverwaltungsdienstleistungen für die Bürger/innen vor Ort in Gänze ein. Damit wird unter anderem die, von allen im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel vertretenen Parteien, gezogene Rote Linie des sukzessiven Verwaltungsabbaus auf Wilhelmsburg überschritten […] Darüber hinaus werden in den kommenden Jahren neue Wohnungen für mehr als 15.000 Menschen auf der Elbinsel entstehen, die es notwendig machen, dass eine zentrale Anlaufstelle in Wilhelmsburg erhalten bleibt“, heißt es weiter in einem Antrag der CDU, der sich gegen die Schließung ausspricht. Auch die Linke zeigte sich wenig begeistert von den Plänen. So sei die Schließung nach der Schließung des Grundsicherungsamtes eine weitere enorme Belastung für die Menschen in Wilhelmsburg“, erklärte Manfred Schubert, Die Linke, im Regionalausschuss. „Meine erste Reaktion war ebenfalls, das können wir nicht machen! Aber dann hab ich angefangen zu recherchieren. Was soll geändert werden, was bringt es für uns vor Ort. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man so effektiver arbeiten kann und ein funktionierendes Angebot hat“, zieht hingegen Kesbana Klein von der SPD ein abschließendes Fazit.
Die Aufgabe der Re-Organisation hat das Projekt „Neuorganisation der Kundenzentren“ übernommen, das von dem für die Bezirke zuständigen Senator sowie der Bezirksstaatsrätin und allen sieben Bezirks­amtsleitungen beauftragt wurde. Auftragnehmerin ist eine Arbeitsgruppe der Kasse.Hamburg.? Das Projekt hat seine Arbeit aufgenommen und soll bis zum 31.12.2018 die Neustrukturierung abgeschlossen haben.