Nur noch einheimische Pflanzen?

Auch die prächtigen Rhododendren waren ursprünglich in der Himalaja-Region beheimatet–sollen sie deshalb aus Privatgärten verbannt werden?

Nur noch einheimische Pflanzen?
SPD-Anfrage will Vorschriften für private Gärten

(mk) Neugraben. Liebäugeln Sie mit dem Kauf eines Hauses in einem der Neubaugebiete im Bezirk Harburg? Vielleicht sind Sie  schon stolzer Besitzer einer Immobilie in einem dieser Quartiere? Sie beabsichtigen im kommenden Frühjahr  Ihren Garten zu gestalten?
Dann aufgepasst, denn die folgenden Ausführungen sind kein  Aprilscherz: Unter Umständen könnten Sie Besuch von Verwaltungsmitarbeitern bekommen, die  auf Ihrem Grund und Boden prüfen, ob Sie einheimische Bäume, Büsche oder Blumen  gepflanzt haben. Ganz nach dem Motto: Wer nicht einheimische Bäume pflanzt, bekommt es mit der „Grünen Minna“ zu tun. Darauf zielt eine Kleine Anfrage der SPD für die kommende Bezirksversammlung ab. Unter Anspielung auf einen Streitfall in einer Siedlung in Osdorf  wollen  die  Genossen Katharina Gajewski, Claudia Loss, Jan-Philipp Schucher und Eftichia Olowson-Saviolaki wissen, ob es im Bezirk Harburg Verordnungen zum Pflanzen einheimischer Gewächse in privaten Gärten beispielsweise in Neubaugebieten gibt.
Begründet wird diese Maßnahme mit dem Naturschutz. Bei Lektüre der Kleinen Anfrage scheint die wohlwollende Haltung der Genossen für  eine gesetzliche Festlegung  und deren Überwachung durch:„Nach Berichten in der Presse besteht für eine Siedlung in Hamburg die vertragliche Auflage, nur einheimische Gewächse in den Gärten anzupflanzen. Dort wird jetzt die Einhaltung der Auflagen durch das Grünflächenamt durchgesetzt.
So eine Maßnahme ist durchaus zu begrüßen, da einheimische Gewächse, anders als manche eingewanderte Pflanzenarten (Neophyten), Nahrungsgrundlage zum Beispiel für hiesige Schmetterlinge, Käfer, Kleinsäuger und Vögel bieten. Wir fragen die Verwaltung: Gibt es im Bezirk Harburg Flächen, auf denen ebenfalls vertragliche Auflagen bestehen, nur einheimische Pflanzen anzupflanzen? Wie wird die Einhaltung dieser Auflagen kontrolliert? Wäre es möglich, in Neubaugebieten ebenfalls die Auflage zu erlassen, nur einheimische bzw. standortgerechte Pflanzen anzubauen?
Plant die Verwaltung davon Gebrauch zu machen?“
Würde  die „Kleine SPD-Anfrage“ zum Gesetz mutieren, dürfte man beispielsweise  zukünftig  keine Sommerflieder, Rhododendren, japanischen Zierahorne oder Hortensien pflanzen–alle Arten sind nicht gerade einheimisch. Dass gerade von der SPD durch die Hintertür ein Vorschlag solcher Natur kommt, verwundert schon. Stehen die Genossen doch sonst eher im Ruf, die Freiheit der Bürger zu verteidigen. Auch der bürokratische Aufwand der Überprüfung wäre immens. Häuslebauer sind schon durch zahlreiche Einschränkungen bei der Wahl der Haustypen, der Farbe und Form der Dächer oder der Anzahl der Fenster mit dem Kreuz  geschlagen.
Selbst die IBA, die viel  in ihren Neubaugebieten reglementiert, zeigte sich auf Nachfrage des RUF leicht verwundert: Zwar bestehe für das Quartier Vogelkamp Neugraben bei der Anlage des Gartens die Auflage, eine einheimische Pflanze zu berücksichtigen, aber ansonsten würde den Hausbesitzern freie Hand gelassen, sagte IBA-Pressesprecher Stefan Laetsch. Und noch eins sollten sich die Genossen vergegenwärtigen: Die rote Nelke, Symbol-Blume der Arbeiterbewegung und der SPD, kommt ursprünglich aus den eurasischen Gefilden. Soll auch sie wegen engstirniger Denkweisen aus den Gärten verschwinden?

Auch die prächtigen Rhododendren waren ursprünglich in der Himalaja-Region beheimatet–sollen sie deshalb aus Privatgärten verbannt werden?