Notiert: Eventuell auf einen Kaffee …

Notiert: Eventuell auf einen Kaffee ….

von Peter Müntz.

Zum Open-air Kaffetrinken mit fünf Freunden ins Stammcafé irgendwo in Thüringen … aber halt, war das nicht die Regelung für Sachsen Anhalt? Oder waren es gar nicht die fünf erlaubten Freunde, sondern lediglich die Familienmitglieder? Und dann gab es noch die Regelung: Nur zwei Personen pro Tisch? Wo war das nochmal? Etwa in Hessen? Nein, lass uns überlegen … Küsten-Günther in Schleswig-Holstein hat für die Gastronomie den 18. Mai ins Spiel gebracht. Sogar Veranstaltungen mit 50 (sitzenden!!!) Gästen sollen möglich sein! Waren es vorhin nicht lediglich zwei? Das will gut überlegt sein: Niedersachsen wäre eventuell auch eine Möglichkeit, und: Was ist mit den Museen? So geht das von Bundesland zu Bundesland … ein ausgeprägter föderaler Flickenteppich in seiner schönsten Ausprägung (aber das wäre en anderes Thema).
Immerhin darf man jetzt die Grenze zu Schleswig-Holstein überschreiten, auch das ein Fortschritt. Segeln ist auch wieder erlaubt, natürlich mit dem gebührenden Abstand von 1,5 m – auf dem Boot, wohlgemerkt, nicht zwischen den Booten. Es muss alles seine Ordnung haben. Doch wer will das wie auf dem Kahn kontrollieren? Sind etwa Drohnen im Tiefflug unterwegs?
Das alles erinnert ein wenig an den Film „If it’s tuesday, This must be Belgium“ aus dem Jahr des Herren 1969, in dem u.a. auch so Prominente wie Mel Stuart nebst Senta Berger, Vittorio de Sica, Anita Eckberg und auch Virna Lisi mitwirkten. Dabei geht es um eine US-Gruppe, die Europa in sieben Tagen bereist. Ob Paris oder London, Berlin oder Brüssel, wer weiß das bei der Euro-Hatz schon so genau, wenn man jeden Tag in eine andere Stadt oder ein anderes Land gekarrt wird? Deshalb: Wenn es Dienstag war, muss es logischerweise Belgien gewesen sein, oder vielleicht doch nicht? Übertragen auf heute: Wenn es Mittwoch war, könnte es die Entscheidung aus Brandenburg gewesen sein, eventuell auch Bayern, aber nur eventuell. Reisende: Wappnet euch! Information ist wie immer alles.
Wem das alles zu umständlich ist, könnte am Sonntag mal wieder einen Gottesdienst zur (nicht nur inneren) Orientierung besuchen. Hamburg macht’s möglich, der Kirchenkreis Hittfeld dürfte es auch, verzichtet aber noch. Und die Schulen? Dort regieren Zollstock und Klebeband, und die Qualifikation des pädagogischen Personals misst sich in der Anzahl der kreativen Ideen, ohne die der neue Schulalltag zwischen WC, Schulhof und Klassenzimmer nicht zu bewältigen ist. Und auch das soll es tatsächlich geben: Nach sechs Wochen ohne freuen sich Kinder tatsächlich auf die Schule! Wer hätte das je gedacht!
Weniger groß ist die Freude bei den jeweiligen Landesfürsten (übrigens unter zunehmender Umgehung der Kanzlerin), die dem Druck der Wirtschaft und Freizeitgesellschaft nachgeben wollen müssen sollen – oder wie war gleich die richtige Formulierung? Schließlich muss man sein politisches Profil schärfen, denn bald sind irgendwo wieder Wahlen und es steht viel auf dem Spiel. Apropos spielen. Beim Tennis sind nur Einzelspiele erlaubt (man könnte sich beim Doppel zu nahe kommen, es sei denn, vier Familienmitglieder stünden auf dem Platz). In der Bundesliga aber dürfen 22 Profis 90 Minuten lang Seit‘ an Seit‘ – nein, nicht schreiten, wie jetzt manche denken mögen – über den Platz stürmen, keuchen, schwitzen, prusten und spucken – aber nein, ein freundliches shake hands nach dem Spiel mit einer verschwitzten Hand ist nicht erlaubt. Darauf einen Drink in der geliebten Cafébar an der Ecke. Aber wo ist das möglich? In Kiel oder in Saarbrücken? In SPO oder Grevenbroich? Vielleicht sollte die Wahl dann doch lieber auf das sprichwörtlich Kaffeehaus in Wien fallen … Im Übrigen gilt unverändert (siehe Rubrik „Notiert“ im Neuen RUF der vergangenen Wochen: „Noli me tangere“ (Rühr mich/fass mich nicht an).
PS: Wohlgemerkt, der Text kam ohne den Begriff „Corona“ aus.