Neue Kita kommt–aber wann?

Der ehemalige Obi-Baumarkt

Neue Kita kommt – aber wann?
Wirrwarr um ambitioniertes Projekt im Vogelkamp

 (mk) Neugraben. Dass das Neubaugebiet Vogelkamp Neugraben  in seinen bisherigen Entwicklungsstufen ((zuerst NF-65, dann Neugrabener Wiesen, später Elbmosaik und nun Vogelkamp Neugraben) immer für eine Posse á la Schilda gut war, ist bekannt: nun kommt eine Neue hinzu.
Es geht um das ambitionierte Projekt  einer neuen Kita im Neubaugebiet. Nach aktuellem Stand der Dinge ist aus dem Traum ein Albtraum geworden. Laut Insidern seien Planungen, Kosten und Kompetenzzuständigkeit vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Bauherr und  Träger der Kita im Vogelkamp  ist der Kreisverband Hamburg-Harburg des DRK. Geplant war eine Immobilie für rund 150 Kinder. Der Standort der Kita sollte unmittelbar am Quartierspark liegen. Als Schwerpunkte des pädagogischen Konzeptes wurden Musik und Mathematik  genannt. Darüber hinaus wollte man durch gezielte Sprachförderung den Einstieg in die Grundschule erleichtern. Für Kinder mit besonderem Förderbedarf war ein Angebot mit inklusiver Pädagogik vorgesehen. Der Gebäude-Komplex sollte extra auf Kinder und die unterschiedlichen Aufgabenbereiche zugeschnitten sein. Die äußere Fassade der Kita  sollte größtenteils aus Holz bestehen, so die Vorgabe. Aus dem architektonischen Wettbewerbsverfahren, an dem fünf eingeladende Büros teilnahmen, entschied sich die Jury für den Entwurf des Büros  Professor Krebs.
Gerüchteweise wurde dann bekannt, dass es nur zwei zweite Plätze gegeben habe. CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf-Dieter Fischer wusste zu berichten, dass die Kosten für den Entwurf des Büros Dr. Krebs schnell in die Höhe schossen.   Laut Fischer wollte der beauftragte Architekt noch zusätzliche Planer für die Außenanlagen und die Küche engagieren. Lange hörte man nichts mehr von dem Projekt, daraufhin fasste der RUF nach.  Der Entwurf des Architekten Professor Peter Krebs aus Karlsruhe, der im Architektenwettbewerb letztendlich  den Zuschlag bekommen hat, wird nicht umgesetzt.
Krebs habe sein Angebot zurückgezogen. Hintergrund sei, dass zwischen Krebs und dem DRK bei Teilen des Angebots keine Einigkeit erzielt werden konnte über die finanzielle Ausgestaltung. Bei solchen Angeboten gebe es in der Gebührenordnung für Architekten Spielräume, bei denen einige Forderungen des Büros Krebs im weit oberen Bereich gelegen hätten. Diese Forderungen wollte das DRK nicht durchgängig erfüllen. Das Angebot des DRK, den Entwurf mit einem anderen Architekten umzusetzen – durchaus nicht unüblich in einem solchen Fall –, wäre von Krebs abgelehnt worden, heißt es seitens des DRK.  Und wie geht es nun weiter?
„Das DRK wird nun kurzfristig (einen ersten Termin gibt es Mitte März) Gespräche mit dem zweiten Wettbewerbssieger aufnehmen, einem Architekturbüro aus Nordrhein-Westfalen. Sollten diese Gespräche erfolgreich abgeschlossen werden, wovon wir ausgehen, wird die Kita nach diesen Entwürfen gebaut“, ergänzte DRK-Harburg-Pressesprecherin Sabine Spatzek.   
Zur geplanten Übergangs-Kita, die ab 2017 ihren Betrieb aufnehmen sollte, würden  ebenfalls Gespräche laufen. „Solange diese nicht abgeschlossen seien, möchten wir uns hierzu nicht im Detail äußern“, erklärte Spatzek. DRK-Harburg-Geschäftsführer Harald Krüger war zu diesem Aspekt auskunftsfreudiger:„Finanzielle Belastungen des DRK-Kreisverbandes durch Kosten, die etwa durch Container- oder Grundstücksmieten entstehen, sind nur in Grenzen zumutbar.
Wir hoffen, dass hierzu eine faire Übereinkunft zwischen uns als Betreiber und den beteiligten städtischen Institutionen wie der IBA und der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) gefunden wird.“ Bezirksamtsleiter Thomas Völsch zeigte sich angesichts der negativen Entwicklung verärgert:„Der Bezirk kann angesichts der erkennbaren Entwicklung in Neugraben-Fischbek weder mit einem Verzicht einer temporären Lösung noch mit einer Verzögerung der Kita im Park leben. Ich erwarte, dass die Beteiligten schnell eine konstruktive Lösung finden. Als Alternative für eine temporäre Lösung kommt meiner Meinung nach auch der ehemalige Baumarkt im Geutensweg in Betracht.“ Davon hält CDU-Chef Fischer nichts. Zwar sei der ehemalige Obi-Markt leer, aber  erstens sei die Halle abgängig und zweitens wohnten in den angrenzenden Containern noch Flüchtlinge. Hinsichtlich einer temporären Lösung erwarte er vom Senat, dass er die Behörden anweise, dass diese dem DRK ihre Container rasch überlassen.
Zudem müsse dem DRK für die provisorische Lösung ein geeigneter und kostengünstiger Standort im Vogelkamp zugewiesen werden, so Fischer.  Auch die Bürgerinitiative Neugraben-Fischbek äußerte Kritik. „Im Gerangel um die dringend benötigte temporäre Kita im Vogelkamp werden immer wieder Standorte in oder an der Folgeunterkunft ins Spiel gebracht. Wir sehen hier ein absolutes Integrationshemmnis. Dieser Standort wird jedoch beim riesigen Bedarf aus der Folgeunterkunft vor allem eins – eine Flüchtlingskita. Wie soll dort der Spracherwerb funktionieren? Wir fordern hier seitens der Behörde eine feste Quotierung, andernfalls ist der Standort abzulehnen“, so Jan Greve von der Bürgerinitiative.
Angesichts des Drucks scheint Bewegung in die verfahrene Lage gekommen zu sein.„DRK, IBA, BASFI und Bezirk sind sich einig, dass es schnelle und möglicherweise auch unkonventionelle Lösungen geben muss. In der vergangenen Woche haben zwischen den Beteiligten auf Einladung des Bezirksamtsleiters sehr konstruktive Gespräche zum Bau der Kita im Park und für eine vorlaufende temporäre Lösung stattgefunden. Zum Zeitplan, z.B. Termin der Eröffnung der Kita oder Übergangskita, können wir derzeit leider keine Aussagen treffen“, so Pressesprecherin Spatzek.