Mehr Demokratie wagen

Anke Fock -Am 4.April trafen sich Bezirkspolitiker aller Fraktionen mit Schülern der neunten Klasse zu einer Diskussion der auch Schüler aus weiteren neunten und zehnten Klassen zuhörten.

Mehr Demokratie wagen.

Schüler diskutieren mit Bezirkspolitikern.

Junge Menschen für Politik und Demokratie zu begeistern und Politiker für die Belange von Jugendlichen zu sensibilisieren, dieses Ziel verfolgt der Projektverbund der Stadtteilschule Süderelbe und der Straßensozialarbeit Neuwiedenthal im Rahmen des bundesweiten Projektes „OPENION – Bildung für eine starke Demokratie“. „OPENION – Bildung für eine starke Demokratie“ ist ein bundesweites Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“
Schüler einer neunten Klasse der Stadtteilschule Süderelbe haben sich wochenlang mit Themen im Stadtteil auseinandergesetzt und Gedanken gemacht, wo sie nach ihren Gesichtspunkten politischen Handlungsbedarf sehen. Mit Unterstützung ihrer Klassenlehrerin Frauke Gesterling und René Clair von der Straßensozialarbeit Neuwiedenthal haben sie Fragen und Wünsche formuliert, um sie mit Politikern aus dem Bezirk zu diskutieren. Zur Organisation der Veranstaltung gehörte auch, dass die Politiker von den Schülern selbst eingeladen wurden. Am 4. April trafen sich Bezirkspolitiker aller Fraktionen mit Schülern der neunten Klasse zu einer Diskussion, der auch Schüler aus weiteren neunten und zehnten Klassen zuhörten. In der Begrüßung zeigte sich Schulleiter Sven Nack begeistert von dem Engagement der Schüler und den Politikern, die der Einladung gefolgt sind.
„Demokratie ist der größte Schatz, den wir haben“, gab er den Jugendlichen mit auf den Weg. Dann übernahmen die Schüler das Wort und stellten ihre Fragen, wie z.B.: „Warum sind Schulwege so schlecht beleuchtet?“ oder „Warum gibt es so wenig Papierkörbe im Stadtteil?“. Die Politiker erklärten, dass sie darauf angewiesen seien, entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen. Dann könnten Anträge gestellt werden. Oft sei es aber auch eine Frage der Zuständigkeit. Man könne mit Anträgen Druck ausüben, aber der Einfluss der Bezirkspolitiker sei eingeschränkt, erklärten ihnen die Politiker aller Fraktionen. In vielen Fällen wäre der Landesbetrieb der Stadt Hamburg dem Bezirk übergeordnet.
Bei anderen Anträgen könne auch eine Ablehnung erfolgen, wenn die Mehrheit der Stimmen dagegen sei. Die Schüler beschäftigte auch die Frage, warum in unmittelbarer Nähe eine weitere Schule gebaut werden soll. Darauf äußerten die Politiker, dass sie nicht alle mit diesem Standort einverstanden seien, da die Neubaugebiete in Neugraben und Fischbek liegen, dass ein Schulneubau aber nicht in ihren Entscheidungsbereich falle und dass sie die Argumente der Schulbehörde bisher noch nicht kennen. Klar sei jedoch, dass der Stadtteil sehr schnell neue Schulen brauche und dass es am Standort Frieda Stoppenbrink bereits Bebauungspläne gebe, die umsetzbar sind, während man an anderen Standorten erst eine lange Bebauungsplanung abwarten müsse. Ein Schüler mahnte die Digitalisierung und die Ausstattung mit Smartboards an, man würde anderen Schulen weit hinterherhinken. Hier wurden die Schüler auf die Schulsanierung und den teilweisen Schulneubau vertröstet, der sicherlich auch veraltete Technik hinter sich lassen würde. Auch den langen Schultag und die Hausaufgaben beschäftigte die Schüler, und die Politiker gaben ihnen zum Teil Recht und kritisierten, dass die Ganztagsschule nie inhaltlich gestaltet wurde. Man müsste mehr investieren, um mit einer Ganztagsschule nicht nur eine Unterrichtsverlängerung, sondern einen „Lebensraum Schule“ zu gestalten. Emotional wurde es zum Schluss der Diskussion noch mal, als mehrere Schüler die Politiker der AfD mit Fragen zum Islam und deren Einstellung dazu konfrontierten.
Insgesamt waren die Schüler sehr engagiert und interessiert bei der Sache, die Diskussion sollte zur Motivation beitragen – „Empört euch, denn Empörung erzeugt Veränderung“. Im demokratischen Gespräch stoße man auf gegensätzliche politische Meinungen und muss dabei auch lernen, diese auszuhalten und dennoch respektvoll miteinander zu diskutieren, hieß es abschließend von den Politikern. Die Schüler der neunten Klasse können sich nun auf eine viertägige Berlinreise freuen, auf der sie ihre Kenntnisse über die Demokratie und eine mögliche Beteiligung daran noch weiter vertiefen können.