Keine Chance auf kurzfristigen Termin im Kundenzentrum Wilhelmsburg?

Keine Chance auf kurzfristigen Termin im Kundenzentrum Wilhelmsburg?

Kritik am neuen mobilen Service

Die Aufregung im vergangenen Jahr war groß: Gerüchten zufolge sollte das Kundenzentrum in Wilhelmsburg im Zuge einer groß angelegten Service-Offensive des Bezirksamtes Hamburg-Mitte geschlossen werden. Die Schließung konnte abgewendet werden, ein mobiles Team bietet nun seit gut einem Jahr an zwei Tagen in der Woche den kompletten Service den Bürgerinnen und Bürgern an. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich hatte sich damals dafür eingesetzt, dass das Kundenzentrum in Wilhelmsburg erhalten bleibt und in einer Pressemitteilung in Aussicht gestellt, das „nach der Einführung des wesentlich verbesserten Angebots in ganz Hamburg Kunden nicht mehr durch die halbe Stadt zu fahren brauchen. Auch bei zwei halben Tagen weniger Öffnungszeit werden in Wilhelmsburg wieder mehr kurzfristige Termine für Wilhelmsburger Bürgerinnen und Bürger frei sein. Gerade weniger mobile Menschen aus Wilhelmsburg werden davon profitieren. Sie haben dann wesentlich bessere Chancen auf einen kurzfristigen Termin vor Ort mit höherer Verlässlichkeit und besserer Qualität!“ (der Neue RUF berichtete).
Rentnerin Rosemarie Schwarz hat da im Bezug auf das kleine Kundenzentrum Wilhelmsburg mit dem neuen mobilem Service allerdings ganz andere Erfahrungen gemacht. „Ich wollte Anfang April meinen Pass verlängern lassen und habe mich im Kundenzentrum Wilhelmsburg erkundigt, was ich tun muss“, erinnert sich die 80-Jährige. Bilder machen lassen, Geld mitbringen und über die Behördennummer 115 einen Termin im Kundenzentrum Wilhelmsburg vereinbaren, so die Antwort. Gesagt, getan: „Ich hab dann da angerufen, aber mir wurde gesagt, dass vor Ende Mai kein Termin in Wilhelmsburg frei sei. Aber ich könnte nach Blankenese, Harburg oder Neugraben fahren, da gäbe es freie Termine. Oder ich müsste es Anfang Juni noch mal versuchen“, erinnert sich Schwarz. Am 1. Juni ruft sie nochmal an, die Antwort diesmal: „Wir haben in Wilhelmsburg überhaupt keine Termine frei, sie müssen woanders hinfahren!“ Aufgrund von Zeitdruck entscheidet sich die 80-Jährige für einen Termin in Harburg, fährt mit Bus und Bahn ins dortige Kundenzentrum. Abholen muss sie ihren Pass dort übrigens auch, es entstehen erneut Fahrkosten. „Ich habe mich sehr darüber aufgeregt, dass wir jetzt keine Termine mehr in Wilhelmsburg bekommen“, so die Rentnerin. Ein kleiner Blick bei der Online-Terminbuchung bestätigt (Stand 28. Juni): In den nächsten acht Wochen, also im Juli und August, sind – zumindest – im Kundenzentrum Wilhelmsburg keine freien Termine verfügbar.
„Aufgrund der angebotenen Öffnungszeiten und der Größe der Kundenzentren kann es zu Differenzen bei der Verfügbarkeit von Terminen – besonders in der Urlaubszeit und bei krankheitsbedingten Ausfällen – kommen. In diesen Fällen besteht aber für die Bürgerinnen und Bürger aufgrund der Allzuständigkeit die Möglichkeit in den nahe gelegenen Kern-Kundenzentren Hamburg-Mitte und Harburg innerhalb der neuen 60-Stunden-Öffnungszeiten einen Termin zu buchen“, erklärt Sorina Weiland, Pressesprecherin Bezirksamt Hamburg-Mitte, dazu. Zudem würden mobilitätseingeschränkte Kunden nach wie vor, auch ohne Termin, an den Öffnungstagen in Wilhelmsburg bedient. Außerdem habe sich die Konzeption bisher bewährt und in der Verwaltung werde aktuell die personelle Verstärkung des mobilen Teams geprüft – damit die mobilen Services weiter in der Stadt ausgebaut werden können, so Weiland weiter.
Das mobile Team mit den mobilen Services wird stadtweit in den Standorten Wilhelmsburg, Volksdorf, Bramfeld und Finkenwerder eingesetzt. Hinzu kommen Einsätze in den Justizvollzugsanstalten und beispielsweise in Alten- und Pflegeeinrichtungen.