„Inkompetenz oder bewusste Irreführung? Chronologie behördlichen Versagens“

I. Bosien -Durch Busse beschädigtes Wurzelwerk

„Inkompetenz oder bewusste Irreführung? Chronologie behördlichen Versagens“.

Straßenbäume haben keine Lobby, ist das wirklich so?.

Die RUF-Leserin Irmtraud Bosien aus Rönneburg hat versucht, als Lobbyistin für alte Straßenbäume tätig zu werden und hat dabei, wie sie sagt, Haarsträubendes erlebt.
An der Bushaltestelle „An der Eiche“ wurde vor einigen Jahren der Rand der Grünfläche saniert und mit einer Pflasterung als Wurzelschutz für die dort stehenden alten 100- bis 160-jährigen Bäume versehen. „So weit, so gut“, stellt sie fest und erläutert: „Nun haben sich aber seit Längerem die Busfahrer des HVV angewöhnt, innerhalb der Buskehre sowohl diesen Pflasterstreifen als auch die Grünfläche zu überfahren und diese häufig als Parkfläche zu benutzen. Das traurige Ergebnis: Die schweren Busse haben es im Frühjahr geschafft, die Grasfläche nicht nur zu zerstören, sondern so tief zu zerfurchen, dass Baumwurzeln der 100-jährigen Linden komplett freigelegt wurden.“
Weil die Rönneburgerin dies nicht mehr länger ansehen konnte, wurde sie am 9. April aktiv. Sie wandte sich mit E-Mails sowohl an den HVV, den Melde-Michel als auch an das Bezirksamt Harburg und wies auf den unhaltbaren Zustand hin, den sie mit eindrucksvollen Fotos belegte.
Was passiert daraufhin? Bosien: „Der HVV erklärt sich für nicht zuständig, will nichts unternehmen, verweist stattdessen auf die Polizei und auf den Melde-Michel.“
Die E-Mail an das Bezirksamt landet beim Team des Qualitätsmanagements. Der Melde-Michel teilt mit, den Sachverhalt an die zuständige Stelle weitergeleitet zu haben. Am 16. April forderte Irmtraud Bosien in einer E-Mail an den bezirklichen Naturschutz (WBZ 4) dringend dazu auf, zumindest eine Absperrung der beschädigten Fläche vorzunehmen, da die Busfahrer die freigelegten Baumwurzeln weiterhin rücksichtslos überfahren. Was passiert als nächstes?
Die Meldung wurde vom Naturschutz WBZ 4 „zuständigkeitshalber an den Sachbearbeiter für Straßenbäume, Christian Kadgien“ (bezirkliche Stadt- und Landschaftsplanung) weitergeleitet. Da keine weiteren Maßnahmen im betroffenen Areal zu erkennen waren, rief Irmtraud Bosien bei dem Leiter des Fachamtes Management des Öffentlichen Raumes an. In diesem Gespräch habe dieser den Vorschlag gemacht, Findlinge in dem betroffenen Areal zu platzieren, damit die Busse die Baumwurzeln nicht mehr überfahren können. Bereits zwei Tage später erfolgt die Aufstellung von Findlingen rund um die Bushaltestelle. „Eine Sanierung der zerfahrenen Grasfläche und Abdeckung der freigelegten Baumwurzeln wurde bis zum heutigen Tage nicht in Angriff genommen“, bedauert Bosien.
Nach mehr als drei Monaten sei dann der Höhepunkt dieser Geschichte in Form eines Schreibens vom 20. Juli des Qualitätsmanagements gefolgt. Inhalt: „Nach Rücksprache mit dem Fachamtsleiter Management des öffentlichen Raumes, Herrn Andres, und der zugehörigen Abteilung Stadtgrün kann ich Ihnen folgende Rückmeldung geben: Am 21. April 2021 wurden Findlinge zwischen den Bäumen platziert, sodass das Parken der Busse nicht mehr möglich ist. Die Wiederherstellung der beschädigten Rasenfläche ist bereits erfolgt.“
Neue Fotos aber beweisen, so Irmtraud Bosien, dass an der Grünfläche „nichts, aber auch rein gar nichts“ gemacht wurde. Außer der Aufstellung der Findlinge, und zwar nur auf Initiative der engagierten Rönneburgerin, ist nichts passiert.
Nun fragt sich Irmtraud Bosien: „Ist das Schreiben des Qualitätsmanagements ein Ausdruck mangelnder Absprachen bzw. Informationen zwischen den einzelnen Abteilungen des Bezirksamtes? Handelt es sich um Inkompetenz der damit befassten Mitarbeiter? Oder ist es eine bewusste Irreführung engagierter Bürger? Egal wie, alles ist gleichermaßen schlimm!“