„Ich bin nicht behindert – ich werde behindert“

„Ich bin nicht behindert – ich werde behindert“

SoVD startet eine niedersachsenweite Kampagne für Inklusion

Mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung am 4. Mai in Hannover begann der Sozialverband Deutschland (SoVD) nicht nur symbolisch um fünf vor zwölf seine niedersachsenweite Aktion für mehr Inklusion. Der Grund: Im gesellschaftlichen Leben, in den
Schulen, auf der Straße werden junge und alte Menschen mit Handicap immer wieder daran gehindert, sich normal fortzubewegen, an gesellschaftlichen Aktivitäten zu beteiligen oder auch ihren Fähigkeiten entsprechend zu lernen oder zu arbeiten. Als Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung prangert der SoVD an, dass Fußwege nicht für Rollstühle geeignet sind oder manche Arztpraxen und Apotheken nur für die zugänglich sind, die diese eigentlich nicht brauchen, nämlich für Gesunde. Viele Schulen und Bildungseinrichtungen haben zu wenig Personal. Unternehmen zahlen lieber eine Strafe, bevor sie jemanden mit einem Schwerbehindertenausweis einstellen – und vieles mehr. „Inklusion ist ein Menschenrecht. Barrieren müssen deshalb abgebaut werden. Das Geld dafür ist eigentlich da, aber es muss entsprechend verteilt werden“, sagt dazu Änne Heinrich, Vorsitzende des SoVD-Ortsverbands Neu Wulmstorf und stellvertretende SoVD-Kreisvorsitzende. Dabei gilt nicht nur die persönliche Erfahrung. Der SoVD berät seine fast 260.000 Mitglieder in Niedersachsen in Fragen der sozialen Sicherung.
Sehr oft stehen dabei Probleme, die in Verbindung mit einer bestehenden oder nach einer Krankheit beginnenden Behinderung auftreten, im Mittelpunkt. Maßnahmen zum Ausgleich wie Gebärdendolmetschung oder sogenannte Hörschleifen in öffentlichen
Räumen seien auch im Landkreis Harburg leider selten verfügbar, so Heinrich weiter. Auch Fahrstühle und Rampen fehlten. Ihr Ziel: Die regionale Politik muss das Thema ernst nehmen, um die Akzeptanz von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft zu
verankern. Teilhabe ist kostbar, und sie darf auch etwas kosten.