HPA: Hafengebiet entwickeln; BUND und NABU: Moralisch verwerflich

pm -Erste vorbereitende Arbeiten im Wäldchen an den Vollhöfener Weiden (li.).

HPA: Hafengebiet entwickeln; BUND und NABU: Moralisch verwerflich.

Altenwerder West: Baugrunderkundigungen an Vollhöfener Weiden.

Zwei Hinweisschilder von HPA an den Vollhöfener Weiden kündigen es seit einigen Tagen an: „Im Rahmen der Planungen für die Entwicklung des Hafengebietes führt die Hamburg Port Autuhority in diesem Areal Baugrunderkundigungen durch.“ Was genau sich dahinter verbirgt, erläutert die HPA-Sprecherin Sinje Pangritz: Die Baugrunderkundungen würden durchgeführt, um Erkenntnisse für Planungen zur Erschließung von Gewerbeflächen zu erlangen. Es sei bisher ein Laubbaum gefällt worden. Ansonsten handele es sich nur um Rückschnitt. Der Abschluss dieser Arbeiten ist für Ende März vorgesehen. Diese Art des Vorgehens der HPA sei inakzeptabel, „weil wir selbstverständlich erwarten, dass HPA vor einem derartigen Eingriff die gerichtliche Überprüfung abwartet. Die ökologische Bedeutung des Areals steht durch die von HPA beauftragten Gutachten völlig außer Frage“, hieß es indessen seitens des NABU. Anders sieht es Sinje Pangritz. Nein, eine gerichtliche Überprüfung des Eingriffs müsse nicht abgewartet werden, sagte sie und erläuterte weiter: „Im Zuge der Baugrunderkundung ist es erforderlich, an etwa 30 Ansatzpunkten Probebohrungen durchzuführen.“ Diese seien über eine Gesamtfläche von ca. 30 Hektar verteilt.
Dass HPA trotz „laufender Klage“ Maßnahmen mit dem Ziel starte, 23.000 Bäume in Altenwerder-West zu roden, kritisieren NABU und BUND scharf. Nach Einschätzung der Umweltverbände besteht die Gefahr, „dass die Hamburg Port Authority (HPA) die endgültige Rodung des rund 23.000 Bäume umfassenden Waldes unmittelbar umsetzen will. Laufende Baugrunduntersuchungen mit rund zwei Kilometer langen Schneisen in wertvolle Gebüsche schaffen bereits jetzt Fakten und es drohen irreversible Schäden.“ Vor über zwei Jahren haben die Umweltverbände gerichtliche Prüfungen angestoßen, ob das im Hafenerweiterungsgebiet geltende „Hafenprivileg“ (so NABU und BUND), das HPA über die Hafenplanungsverordnung Hafenentwicklung auch ohne gesetzliche Umweltprüfung gewährt, überhaupt rechtens sei. Weiter heißt es: „Deswegen ist es auch moralisch verwerflich, unter dem Deckmantel von Baugrunduntersuchungen nun schon mal Fakten zu Lasten der Natur zu schaffen“, sagt Alexander Porschke, Landesvorsitzender des NABU Hamburgs. Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg, sagte seinerseits: „Bis heute bleibt die HPA der Öffentlichkeit schuldig, die von ihr reklamierte Nachfrage aus der Logistikbranche aktuell zu belegen und Alternativflächen außerhalb des Vollhöfener Waldes auf ihre Eignung zu prüfen.“
Die beiden Umweltverbände betonen: „Der 45 Hektar große, ökologisch hochwertige Weiden-Wald am Rand der Alten Süderelbe soll für Logistikflächen in Anspruch genommen werden. Angesichts völlig verfehlter Umschlagsprognosen für den Hamburger Hafen und skandalös niedrigen Flächen-Pachten von unter 4 Euro/Quadratmeter und Jahr im Hafendurchschnitt bezweifeln die Umweltverbände, ob überhaupt ein legitimer Bedarf vorliegt. Zudem bemängeln die Umweltverbände kaum ausgeschöpfte Potenziale innerhalb der bestehenden Grenzen des Hafens.“ Aus Sicht von BUND und NABU sei es überfällig, dass Flächenpotenziale innerhalb des Hafens identifiziert und besser genutzt werden, bevor weitere, aus Naturschutzsicht wertvolle Flächen, in Anspruch genommen werden.
„Der Wald gehört gleichermaßen zur Landschaftsachse und zum Grünen Ring entsprechend dem Landschaftsprogramm. Obwohl sich hier eigentlich jede Form der Hafennutzung verbietet, ignorieren Politik und Verwaltung beharrlich eigene Zielsetzungen. So ein Vorgehen ist weder klug noch nachhaltig“, so Braasch.
Nicht zuletzt sei der Wald zwischen der Straße Vollhöfener Weiden und Alter Süderelbe in Altenwerder („Vollhöfener Wald“) ein wichtiger Teil des Biotopverbundes zwischen den Naturschutzgebieten „Moorgürtel“ und „Alte Süderelbe/Westerweiden“ und biete seltenen Arten im Süderelberaum einen Rückzugsraum, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von BABU und BUND. Durch die Lebensraumvielfalt und die weitgehende Ungestörtheit weise das gesamte Gebiet eine hohe Bedeutung für Vögel und Fledermäuse auf. „Hier brüten beispielsweise die geschützten und gefährdeten Vogelarten Gelbspötter, Kleinspecht und Trauerschnäpper. Außerdem finden sich hier Rauhaut- und Wasserfledermaus, die beide auf der Roten Liste stehen“, wissen Braasch und Porschke.