Heute die Weichen für die Zeit nach uns allen stellen

Foto: CDU -Rainer Bliefernicht: Hier wird ein langer Weg beschritten

Heute die Weichen für die Zeit nach uns allen stellen.

S-Bahnlinie S3: Parteien überbieten sich mit Vorschlägen.

(mk/pm) Harburg. Vor dem Hintergrund der massiven Störungen der S-Bahnlinie S3 infolge der Beschädigung der S-Bahn-Station Elbbrücken durch einen brennenden Lkw, überschlagen sich die Parteien der Bezirksversammlung mit Anträgen. Die Grünen erinnern an die Varianten zusätzlicher Elbquerungen per Schiene, die in Prüfung seien und von denen keine bisher abgelehnt wurde. Für die westliche Elbquerung wäre eine technische Machbarkeitsstudie beauftragt. Als zusätzliche, innerhalb einiger Monate umsetzbare Entlastung könnte die von der Bezirksversammlung geforderte X-Bus-Linie von Neugraben nach Altona dienen. Einmal installiert, könnte diese Linie im Bedarfsfall verstärkt werden, lautet ein grüner Vorschlag. „Aber neue Buslinien zu schaffen erfordert eine komplexe Abstimmung mit zahlreichen Beteiligten – in diesem Fall bis hin zur Autobahngesellschaft des Bundes“, räumen die Grünen ein.
Vielversprechend, so die Grünen weiter, sei die geplante Verlängerung der U4 bis Wilhelmsburg und langfristig bis Harburg. „Mit unserem aktuellen Antrag an die Bezirksversammlung möchten wir diesen Prozess beschleunigen“, sagt Britta Ost, Mitglied im Ausschuss für Mobilität und Inneres. „Außerdem hat die jüngste Störung einige Ausweichmaßnahmen, wie den Metronom-Halt in Neugraben oder die Verlängerung der Buslinie 13, ermöglicht, die wir gerne auch über den 18.09. hinaus erhalten würden.“ Deshalb fordert die Grüne-Bezirksfraktion zusammen mit der SPD in einem aktuellen Antrag, dass Neugraben dauerhaft Haltepunkt der Regionalzüge wird. Grüne und SPD fordern in einem weiteren Antrag den Vorsitzenden der Bezirksversammlung auf, die BVM (Behörde für Verkehr und Mobilitätswende) in den MOBI (Ausschuss für Mobilität und Inneres) einzuladen, um u.a. über folgende Aspekte zu berichten: „Welche Maßnahmen geprüft werden, um die Harburger S-Bahnstrecke besser vor Störungsfällen zu schützen. Welche Maßnahmen vorbereitet werden, die im Störungsfall schnell umgesetzt werden können, zusätzliche Züge zwischen Harburg und Hamburg, Halt aller RE5-Züge in Neugraben, Verlängerung der Buslinie 13 zu den Elbbrücken, Einrichtung zusätzlicher X-Buslinien“.
Birgit Stöver, CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Harburg, sagte ihrerseits: „Es wird deutlich, dass das Bahnchaos im Hamburger Süden, speziell am Harburger Bahnhof, durch eine schlechte Planung der Ersatzkapazitäten vorprogrammiert war. Die Ersatzkapazitäten sind zu kompliziert und zeitlich nicht planbar für die Pendler konzipiert. Gründe hierfür sind zahlreiche Verspätungen, bzw. keine Zeitangaben und Ausfälle der Ersatzkapazitäten. Erschwerend für die Fahrgäste kommt hinzu, dass die Ersatzverkehre den Kern des Problems nur unzureichend bedienen: Die Strecke S-Bahn Harburg zum Hauptbahnhof wird nur durch einspurigen Pendelverkehr zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook und die Metronom-Züge befahren. Alle anderen zahlreichen Ersatzmaßnahmen (Busse 13 und 154, Mojas, Taxen) sichern die notwendige Anbindung Veddels ab. Der Schienenersatzverkehr zwischen Wilhelmsburg und Elbrücken gleicht hingegen einer Erziehungsmaßnahme, an den Elbbrücken in die U4 umzusteigen.“
Insgesamt würden deutlich zu wenig Ersatzkapazitäten vorgehalten, sie deckten die notwendigen Kapazitäten in Spitzenzeiten nicht mal zur Hälfte ab. Es zeichne sich laut Stöver außerdem ab, „dass die Reparatur der Brücke aktuell nur ein Provisorium ist, was weitere Einschränkungen für die Fahrgäste, z.B. zwingend langsame Fahrt, bedeutet. Hier stellen sich Fragen zu abschließenden Reparaturen und Maßnahmen. Den Pendlern aus dem Hamburger Süden ist eine derart dilettantische Planung nicht noch einmal zumutbar. Abschließend wird deutlich, dass selbst die normal eingeführten Kapazitäten vor dem LKW-Brand für den Pendlerstrom aus dem Hamburger Süden nicht ausreichend waren und den Fahrgastzahlen nicht gerecht werden.“
Die CDU unterstützt daher unabhängig voneinander beide Varianten der Weiterführung der U4 nach Harburg und die westliche Elbtunnelunterquerung nach Altona.
Der CDU-Bezirksabgeordnete Lars Frommann schlägt in einem Antrag eine Querung nach Altona/Blankenese und auf der gegenüberliegenden Seite im Bereich Jork/Buxtehude vor. „Zudem böte eine zweite Querung die Möglichkeit eines Ringverkehrs, mit dem auch erheblich höhere Taktzahlen auf gleicher Schiene realisiert werden könnten“, so Frommann.
Die vom BMVI im November 2021 in Auftrag gegebene „Studie zur Machbarkeit einer Westquerung der Elbe in der Freien und Hansestadt Hamburg und deren Auswirkungen auf den Deutschlandtakt“ der TU Hamburg in Harburg läuft noch bis 31.10.2023, so Frommann. Vor diesem Hintergrund wird der Vorsitzende der Bezirksversammlung gebeten, beim Projektleiter der Studie anzufragen, ob dieser oder der Projektkoordinator bereits im I. Quartal 2023 im Ausschuss für Mobilität und Inneres ausführen kann, inwieweit bereits Ergebnisse vorliegen und ob die in diesem Antrag vorgeschlagenen Routen und ein Ringverkehr auch Teil der Studie sind. „Ziel des Besuchs soll sein, in einen konstruktiven Dialog mit den Projektverantwortlichen zu treten und die Bezirkspolitiker so früh wie möglich in Ergebnisse einzubeziehen mit dem Ziel, den politischen Entscheidungsprozess und die konkrete Planung für die dringend erforderliche weitere Elbquerung so schnell wie möglich beginnen zu können“, heißt es im CDU-Antrag.
Dass ein solches Projekt nicht von heute auf morgen umgesetzt werde, liege auf der Hand, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer, doch gelte es, schon heute „die Weichen für die Zeit nach uns allen zu stellen.“ Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Bliefernicht, sagte seinerseits – wissend, dass hier ein sehr langer Weg beschritten werden muss -, „dass das Projekt kein CDU-Ding“ werden solle, sondern schon jetzt eine breite Basis finden müsste.