Hemmschwelle für Übergriffe auf Frauen scheint zu sinken

Gudrum Schittek

Hemmschwelle für Übergriffe
auf Frauen scheint zu sinken.

25. November – Tag gegen Gewalt an Frauen.

„Vor dem Harburger Rathaus und dem Ortamt Süderelbe hingen am 25. November zum Tag der Gewalt gegen Frauen die Fahnen von Terre des Femmes. Die Grüne Fraktion Harburg hat indessen einen Antrag für die Bezirksversammlung eingebracht, damit die Polizei über die Bedrohung von Frauen durch Gewalt, über Prävention, Hilfen und die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen im Bezirk Harburg berichten kann. „Der Schutz von Frauen vor Gewalt ist immer noch eine große gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe,“ sagte Gudrun Schittek, frauenpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Harburg.
In Deutschland wurden vom Bundeskriminalamt (BKA) für das Jahr 2017 insgesamt 915 Frauen als Opfer unter der Kategorie „Mord, Totschlag und Tötungen auf Verlangen“ in der Statistik erfasst. Zusätzlich haben die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, wovon zu 92,8% Frauen betroffen sind, zugenommen und zeigen, so Schittek, „dass die Hemmschwelle für Übergriffe zu sinken scheint. Begriffe wie Beziehungstat oder Familiendrama verschleiern diese Gewalt gegen Frauen.
Bei Gewalt in Partnerschaften sind meist Frauen die Opfer. 2017 waren fast 114.000 von knapp 139.000 Opfern weiblich. Die Delikte umfassten unter anderem Stalking, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung, Bedrohung, Körperverletzung sowie Mord und Totschlag. Das Lagebild für 2018 soll Ende November 2019 vorgestellt werden.
Nach einer UN-Studie wurden im Jahr 2017 weltweit 87.000 Frauen getötet, davon 50.000 von ihrem Partner oder von Familienangehörigen. Weltgesundheitsorganisation (WHO), Frauen- und Menschenrechtsorganisationen benennen diese Tötungsdelikte mit dem Begriff Femizid, wenn von Morden an Frauen die Rede ist, weil sie Frauen sind. In vielen südamerikanischen Ländern ist Femizid bereits ein eigener Straftatbestand. „Der internationale Begriff sollte auch in Deutschland verwendet werden, wenn Tötungen von Frauen durch ‚hierarchische Geschlechterverhältnisse“ motiviert sind., fordert Schittek. und erläutert: „Zwei Drittel der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen haben schwere oder sehr schwere körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten. Risikofaktoren für schwere Gewalt sind gewaltsame Kindheitserfahrungen, Trennung oder Trennungsabsicht sowie Alkoholkonsum des Partners. Als weitere Risikofaktoren gelten soziale Isolation von Frauen, Schwangerschaft und Geburt sowie ungleiche Rollenverteilungen im Geschlechterverhältnis.
Viele Fälle von Gewalt werden von den betroffenen Frauen nicht angezeigt und viele der Betroffen suchen keine Hilfeeinrichtungen auf. Die Plätze in Frauenhäusern reichen für betroffene Frauen und Kinder nicht aus, auch wenn unter der rot- grünen Regierungskoalition gerade ein neues Frauenhaus eröffnet wurde. Der jüngste Fall eines Tötungsdelikts an einer Frau im Bezirk Harburg war im Juni 2019 in Neugraben -Fischbek an einer 36- jährigen dreifachen Mutter.