Gutes Ergebnis trotz Millionenbetrugs

Die Aurubis AG hat ihre Jahresbilanz bekanntgegeben und blickt trotz des Miillionenbetrugs positiv in die Zukunft Foto: Aurubis

Gutes Ergebnis trotz Millionenbetrugs.

Aurubis blickt positiv in die Zukunft.

Die Aurubis AG erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 (Bilanzstichtag: 30. September) ein operatives Ergebnis vor Steuern (EBT) von 349 Millionen Euro (Vorjahr: 532 Millionen Euro). Nach dem Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2021/22 seien die Abweichungen im Wesentlichen auf die finanziellen Auswirkungen der gegen Aurubis gerichteten kriminellen Handlungen zurückzuführen, teilte das Unternehmen mit. „Mit dem finanziellen Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr können wir zufrieden sein – es ist immer noch das drittbeste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der gegen Aurubis gerichteten kriminellen Handlungen, die uns geschadet haben. Dennoch: Eine gute operative Performance, gepaart mit einer hohen Marktnachfrage nach unseren Produkten, belegt das Potenzial von Aurubis. Auch für das aktuelle Geschäftsjahr sind wir davon überzeugt, weiter von starken globalen Entwicklungen wie der Elektrifizierung, der Kreislaufwirtschaft und der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit zu profitieren“, betont Aurubis-Vorstandsvorsitzender Roland Harings.
Positiv auf das Ergebnis wirkten laut Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr die deutlich gestiegenen Schmelz- und Raffinierlöhne für Kupferkonzentrate sowie die höheren Erträge aus Raffinierlöhnen für die Verarbeitung von Recyclingmaterialien. Außerdem profitiere Aurubis von den höheren Erlösen durch den Absatz von Gießwalzdraht bei gestiegenen Formataufpreisen. Die signifikant höhere Kupferprämie stützte das Ergebnis zusätzlich.
Gegenläufig wirkte ein deutlich niedrigeres Metallergebnis bei rückläufigen Metallpreisen, insbesondere bei den Industriemetallen Kupfer, Zinn und Zink. Gesunkene Absatzpreise für Schwefelsäure schmälerten den Erlös aus dem Aurubis-Nebenprodukt deutlich; des Weiteren sank die Nachfrage nach Flachwalzprodukten. Zudem hatten inflationsbedingt gestiegene Kosten im Konzern und Anlaufkosten für die in Umsetzung befindlichen strategischen Projekte einen mindernden Einfluss auf das Ergebnis. Ganz wesentlich wirkten jedoch die finanziellen Auswirkungen der kriminellen Handlungen gegen Aurubis auf das Ergebnis. Diese führten zum 30. September 2023 zu einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro, 16 Millionen Euro weniger als die bewertete und kommunizierte Inventurdifferenz zum 31. August 2023 von 185 Millionen Euro. Kompensierend wirkten darüber hinaus Erstattungsansprüche aus Versicherungen in Höhe von 30 Millionen Euro.
„Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung der kriminellen Aktivitäten gegen uns“, betont Aurubis-Vorstandsvorsitzender Roland Harings. „Gleichzeitig haben wir umgehend auf die neue Bedrohungslage reagiert und das Sicherheitsniveau signifikant erhöht, sodass wir ähnliche Fälle dieser Größenordnung in der Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen können. Zudem investieren wir am Standort Hamburg umfangreich in neue Anlagen mit verstärkten, mehrstufigen Sicherheitsbereichen.“
Als Reaktion auf die kriminellen Fälle (der Neue RUF berichtete) hat Aurubis eine Reihe von Sofortmaßnahmen etabliert sowie langfristige Verbesserungen angestoßen, um das Sicherheitsniveau von Aurubis deutlich zu erhöhen. Dazu gehörten verstärkte Personal- und Fahrzeugkontrollen sowie mehr Überwachung in Risikobereichen. Beim Rohstoffeinkauf seien bei bestimmten Materialgruppen zusätzliche Genehmigungsstufen eingeführt worden. Darüber hinaus analysiere eine konzernweite Projektgruppe mit externer Experten-Unterstützung in einzelnen Arbeitsgruppen auch weiterhin sicherheitsrelevante Prozesse und Präventionspotentiale, um anschließend standortübergreifend zusätzliche Maßnahmen umzusetzen.
Auf die Sicherheit entscheidend einzahlen werde künftig auch der Neubau einer neuen Anlage zur Verarbeitung von Edelmetallen am Standort Hamburg. Mit der für Ende 2026 geplanten Inbetriebnahme der 300 Millionen Euro Investition namens Precious Metals Refinery (PMR) bilde Aurubis die gesamte Prozesskette der Edelmetallverarbeitung in einem abgeschlossenen Sicherheitsbereich ab – und berücksichtige beim Anlagen-Design auch die Erkenntnisse aus den umfangreichen Untersuchungen im Zusammenhang mit den kriminellen Handlungen gegen das Unternehmen. Neben dem Fokus auf Werks-, Edelmetall- und Arbeitssicherheit führe der neu entwickelte Prozess zu einer höheren Effizienz, der die Durchlaufzeiten der edelmetallhaltigen Materialien deutlich reduzieren und die operativen Kosten um rund 15 Prozent senken werde.
Das konsequente Umsetzen der Aurubis-Strategie auch in herausfordernden Zeiten zeige deutlich: Aurubis sei weiterhin finanziell sehr solide aufgestellt, so das Unternehmen weiter. Auf das neue Geschäftsjahr 2023/24 blicke das Unternehmen optimistisch. Der Multimetall-Anbieter erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ein operatives EBT von 380 bis 480 Millionen Euro. Damit schließe die aktuelle Prognose an das hohe durchschnittliche Ergebnisniveau der vergangenen drei Jahre an.