Georgswerder wird kein RISE-Gebiet

Georgswerder soll weiterhin lebenswerter gestaltet werden aber nur durch Projekte wie die Errichtung des Quartiersplatzes der Ende vergangenen Jahres fertiggestellt wurde Foto: au

Georgswerder wird kein RISE-Gebiet.

Bezirksamt erteilt Absage an Lokalpolitik.

Bereits seit Jahren kämpfen Anwohner, Initiativen und Lokalpolitiker für ein lebenswerteres Georgswerder: Einkaufsmöglichkeiten sucht man hier vergeblich, und auch sonst hat der Stadtteil wenig Komfort wie Ärzte, Cafés etc. zu bieten. Nichtsdesotrotz lieben die Georgswerder Bürger ihren Stadtteil und engagieren sich aktiv. Im Jahr 2012 entwickelten zahlreiche Akteure gemeinsam mit dem Bezirk, der Stadtentwicklungsbehörde und der IBA Hamburg GmbH das „Zukunftsbild Georgswerder 2025“. Umgesetzt worden seien seitdem aber nur wenige Ideen, so die Kritik der Akteure. Im Februar dieses Jahres dann ein neuer Vorstoß seitens der Lokalpolitik: Im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel wurde einstimmig der Antrag beschlossen, Georgswerder als RISE-Gebiet (Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung) zu entwickeln, den die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte einen Monat später bestätigte. RISE hat zum übergeordneten Ziel, Hamburg als gerechte und lebenswerte Stadt weiterzuentwickeln und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.
In dem Antrag heißt es unter anderem, dass aus dem Zukunftsbild Georgswerder zwar 190 Wohneinheiten an der Ecke Niedergeorgswerder Deich/Rahmwerder Straße als auch ein lange geforderter Quartiersplatz sowie das Gewerbegebiet „Fiskalische Straße“ geschaffen werden respektive wurden, allerdings lasse sich dazu parallel im Quartier eine negative Entwicklung beobachten. „Der Verfall schreitet in Georgswerder immer schneller voran, Geschäfte schließen und ganze Straßenzüge verwahrlosen. Anwohner beklagen, dass immer mehr alteingesessene Bürger wegziehen und ihre Häuser an gewerbliche Vermieter verkaufen. Diese investieren nicht in die Substanz der Gebäude, da sie – aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes in Hamburg – von benachteiligten Randgruppen aus zum Beispiel Osteuropa auch mit Schrottimmobilien sehr gute Mieterträge erzielen können!“
Die Einrichtung eines RISE-Gebiets Georgswerder würde nach Meinung der Politik den strukturellen, politischen und finanziellen Rahmen für eine ganzheitliche Entwicklung des Quartieres schaffen. Hier stünden vor allem die Verbesserung der sozialen Infrastruktur, der Nahversorgung, der Steigerung der Aufenthaltsqualität öffentlicher Plätze und die Förderung des nachbarschaftlichen Lebens im Zentrum.
Nun gibt es eine Antwort vom Bezirksamt Hamburg-Mitte, die dem Antrag aus dem Regionalausschuss nach ausführlicher Prüfung, unter anderem der bereits vorhandenen Projekte, eine Absage erteilt: „Eine RISE-Gebietsanmeldung „Georgswerder“ wird angesichts der heutigen Situation, der Perspektive und der operativen und rechtlichen Handlungsmöglichkeiten in Georgswerder einerseits und der zu beachtenden Verfahrensvorgaben und Eingriffsmöglichkeiten der Integrierten Stadtteilentwicklung andererseits seitens des Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung als nicht verhältnismäßig und nicht zielführend bewertet. Darüber hinaus wäre mit der Einrichtung eines neuen RISE-Fördergebietes Georgswerder und der verfahrensmäßigen Durchführung ein Personalmehrbedarf über mehrere Jahre verbunden. Die Fachamtsleitung hat aktuell den Stadtplanungsausschuss hierüber fachlich-inhaltlich unterrichtet.“
Im Rahmen der laufenden Aufgabenwahrnehmung und seiner Möglichkeiten werde das Bezirksamt Hamburg-Mitte mit allen beteiligten Stellen die Entwicklungen in Georgswerder auch weiterhin begleiten oder fördern. Hier gelte es, die vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen gezielt einzusetzen. Dazu gehörten der Einsatz der passenden rechtlichen Instrumentarien und die Unterstützung bei der Akquise von Projektfördermitteln aus anderen Programmen, wie aktuell über den Stadtentwicklungsfonds Lebendige Quartiere erfolgreich geschehen, erklärt das Bezirksamt weiter in der Antwort.
„Sich um seinen Stadtteil kümmern, zu versuchen die Wohn- und Lebensqualität für alle zu verbessern, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein zähes Ringen, ist viel Arbeit und ab und zu gibt es kleinere Erfolge, leider auch Misserfolge. So ein Tag ist heute, denn der Wunsch, das Georgswerder ein RISE-Gebiet wird, ist abgelehnt worden. Der Bezirk hat für das erste die Chance verpasst, den östlichen Teil Wilhelmsburgs wieder mehr in Fokus zu nehmen und eindeutige strukturelle Probleme durch Förderungen zu verbessern und in Angriff zu nehmen. Für die nachhaltige Entwicklung und ein Zusammenwachsen des Quartiers braucht es einen gemeinsamen Willen“, zeigt sich der Arbeitskreis Georgswerder enttäuscht über die Absage.
Jörn Frommann von der Wilhelmsburger CDU findet deutlichere Worte: „Es ist schade, dass der rotgrüne Senat immer noch nicht ausreichend Mittel zur Verfügung stellt, um Stadtteilen, die über viele Probleme verfügen, die notwendige und anscheinend anerkannte Unterstützung zu geben. Der SPD-geführte Senat hört offensichtlich die Hilferufe der eigenen Genossen nicht und bedient sich der Elbinseln nur noch als Melkkuh für die Erfüllung der Wohnbauzahlen. Sonja Lattwesen von den Wilhelmsburger Grünen findet es „bedauerlich, dass das Bezirksamt sich dagegen entschieden hat, Georgswerder für die RISE-Förderung anzumelden. Die Entwicklung bleibt so an einzelnen Akteuren wie der Stiftung Alsterdorf, der Schule und vielen ehrenamtlich engagierten Menschen hängen.“ Auch die Wilhelmsburger SPD bedauert die Entscheidung des Bezirksamtes: „Leider konnte die Verwaltung, des Bezirksamtes Hamburg-Mitte unserem Antrag nicht folgen, Georgswerder zu einem RISE-Gebiet zumachen. Dadurch wären städtebauliche Verbesserungen abgestimmter und einfacher möglich. Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir es trotzdem neu als RISE-Gebiet anschieben“, gibt Ali Kasanci, SPD-Sprecher im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel, die Hoffnung nicht auf. Und Fred Rebensdorf, ebenfalls SPD-Sprecher im Regionalausschuss, ergänzt: „Trotzdem gibt es schon viele Verbesserungen, die auf dem Weg sind für Georgswerder, und es wird auch noch weitere neue planmäßig geben. Wir werden, als Sprecher SPD-Regionalausschussfraktion Wilhelmsburg/Veddel, Georgswerder diesbezüglich immer weiter im Blick haben!“