Knapp 3 Millionen für das FEG: Auch komplett neue Bestuhlung

Das Walter Dudek-Denkmal bekommt endlich einen angemessenen Platz

Knapp 3 Millionen für das FEG: Auch komplett neue Bestuhlung.

Sanierung von Halle und Außengelände beginnt.

Seit fast 400 Jahren lernen junge Menschen an der Schule, dem zweitältesten Gymnasiums Hamburgs, das inzwischen mehrfach umgezogen ist. Als „Stadtkrone“ Harburgs geplant, bot das Gebäude über Jahrzehnte zwei Schulen Platz, mit dem Innenhof und der Friedrich-Ebert-Halle im Zentrum. Am FEG wird nicht nur die Tradition der klassischen Musik gepflegt, sondern auch aktuelle Pop-Musik, Jazz und Filmmusik gesungen und gespielt. Mit dem Kammermusikprojekt bietet die Schule ihren fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern besondere Herausforderungen. Diesen gerecht zu werden, liegt seit Mittwoch vergangener Woche das OK der zuständigen Behörde für die Finanzierung der lange angedachten, hierfür notwendigen Maßnahmen vor. 2.802.300 Euro stehen ab sofort zur Verfügung. Das Außengelände wird neu gestaltet, die Schulhalle modernisiert und die Bestuhlung komplett erneuert. Aber der Reihe nach.
In einem Papier von „Schulbau Hamburg“ zu den Sanierungsarbeiten heißt es einleitend: „Die Friedrich-Ebert-Halle (FGH) zeichnet sich über die schulische Nutzung durch ihre bedeutende und mehr als 90 Jahre bestehende kulturelle Funktion mit Vernetzung in den Stadtteil als so genannte „Stadtteilhalle“ aus. Jährlich finden hier zahlreiche außerschulische Veranstaltungen statt. Für das Jahr 2022 sind bereits 107 außerschulische Termine (Konzerte unterschiedlicher Genres, Ballett, Musicals und/oder Theater, Podcast-Projekte, Jugendweihen, Zapfenstreich, Fotoprojekte, Regionale Bildungskonferenzen) angemeldet. Aber auch etwa 45 schulische Termine sind angemeldet: Tage der Offenen Tür, Sommer- und Weihnachtskonzerte, Musicals, MINT-Kongress, Tag des offenen Denkmals sowie bunte Abende, die nicht allein der
schuleigenen Öffentlichkeit vorbehalten sind. Die große Anzahl an außerschulischen Veranstaltungen wie die Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungsformate, die bereits jetzt für das Folgejahr angemeldet sind, sowie die große Anzahl an Nutzungsanfragen insgesamt zeigen, wie hoch der Bedarf an diesen Angeboten im Stadtteil und den umliegenden Sozialräumen ist.
Außerdem gibt es im weiteren Umfeld keine vergleichbare Örtlichkeit, weder in Größe noch in der Qualität der Anbindung an das Verkehrsnetz (Straße und ÖPNV) noch in der Anbindung an ein so dichtes und vitales Wohnumfeld oder in seiner akustischen Qualität. Die wenigen Orte, die öffentliche Veranstaltungen im weiteren Umfeld ermöglichen (beispielsweise Fischhalle im Binnenhafen oder Hörsäle der TUHH), sind aufgrund ihrer Größe (Fischhalle maximal 100 Personen) oder ihrer baulichen Beschaffenheit für die meisten Veranstaltungsformate der FEH nicht geeignet. Das Bürgerhaus Harburg („Kulturzentrum Rieckhof“) hat eine vergleichbare Anzahl an Plätzen (1.000 Stehplätze), ist aber für eine Vielzahl der in der FEG stattfindenden Veranstaltungen ungeeignet. Die FEH spielt daher als hochwertiger Veranstaltungsort mit einer ausreichenden Besucherkapazität für den Bezirk Harburg insgesamt eine wichtige Rolle, da es an vergleichbaren Örtlichkeiten im Bezirk insgesamt fehlt.“
Zugleich sei eine behutsame Weiterentwicklung der Angebote in Zukunft angezeigt. Denn: „Die in einer über 90-jährigen Tradition stehenden und fest in Harburg verankerte Musikgemeinde sowie andere etablierte Akteure erreichen derzeit ein hohes Durchschnittsalter bei den Nutzenden. Sie sind gezwungen, neue Zielgruppen an sich zu binden, von denen es im direkten Wohnumfeld reichlich gibt. Hierzu bedarf es jedoch auch einer Weiterentwicklung der FEH (langfristige Attraktivitätssteigerung, Modernisierung der Ausstattung und Multifunktionalität (innen und außen) selbst, um auch in Zukunft zielgruppenadäquate Veranstaltungsformate beherbergen zu können und somit weiterhin bzw. noch mehr als bisher offen für Angebote zu sein, die direkt in die umliegenden Sozialräume wirken können und somit die ursprüngliche Funktion der FEH als „Stadthalle“ zeitgemäß zu bewahren. Bei der Nutzung muss sensibel zwischen Wirtschaftlichkeit einerseits und sozialen und kulturellen Anforderungen anderseits abgewogen werden. In der Halle finden regelmäßig Tonaufnahmen und Konzerte bedeutender Künstlerinnen und Künstler der Popular- und Klassikmusik bzw. namhafter Studios (wie der Deutschen Grammophon) sowie Auftritte regionaler (Laien-)Künstlerinnen und Künstler statt. Bisher mussten Veranstaltungsformate, die bei einer festen Bestuhlung nicht durchführbar sind, abgesagt werden. Der Bedarf an multifunktionaler Raumnutzung besteht, er kann derzeit jedoch nicht gedeckt werden.“
Die Nutzung der Halle ist das eine, die Außenflächen der Schule die andere Seite der Medaille.
Die Außenbereiche sollen jetzt durch eine Förderung zusätzlich aufgewertet werden. Im Schulhof Nord sind eine Akzentuierung der befestigter Flächen durch Kleinpflaster (Beton) vor der Pausenhalle, ein Labyrinth und ein Schachbrett. die Erweiterung der Vegetationsflächen und die insgesamte Entsiegelung vorgesehen, ebenso eine neue Hofbeleuchtung und die Erneuerung der Sitzbänke. Streetballständer sollen dazu kommen und auch eine Chill-Fläche (mit Graniteinfassung und Fallschutzgummi) für die Schüler. Gleiches gilt auch für den Innenhof (östlicher und nördlicher Teil).
Die FEH selbst weist ebenfalls erheblichen Modernisierungsbedarf auf. Die Bestuhlung (1116 Stühle) ist nicht mehr zu erhalten, da bereits Ersatzteile/Reparaturen nur noch extrem aufwendig einzelangefertigt werden müssen. Teilbeschaffungen sind nicht sinnvoll, da Testreihen (ca. 12 Prototypen) schalltechnisch untersucht werden müssen, um die ausgesprochen gute
Klangqualität der FEH zu erhalten. Der Bodenbelag wäre bei einer Neubestuhlung ebenfalls zu erneuern.
Der Austausch der abgängigen Bestuhlung (Kostenpunkt: 310.000 Euro) bietet den Vorteil, künftig wieder den ursprünglichen Zustand herzustellen, in dem alle Stühle im Parkett (derzeit bis auf die ersten zehn Reihen festverankert) wieder ausbaubar sind, um den Saal multifunktional nutzen zu können. So wären noch aufwendigere Ton- oder Filmmusikaufnahmeproduktionen mit mehr Platzbedarf genauso möglich wie Bälle regionaler professioneller oder Laientanzgruppen, „Rollstuhldiskos“, Abschlussbälle lokaler (Tanz-)Schulen oder Mitmachkonzerte/-Tanzaufführungen, die erfordern, dass sich das Publikum bewegen und nicht zur zuschauen kann. Auch wären Konzerte mit stehendem Publikum möglich. Die Nutzungsmöglichkeiten würden sich durch diese Maßnahme deutlich erhöhen und es ergäben sich viele Beteiligungsmöglichkeiten der Bevölkerung.
Die Kosten der Modernsierungsmaßnahmen in der Halle werden derzeit mit insgesamt 620.000 Euro veranschlagt. Für die Außenanlagen werden 2.802.300 Euro einschließlich der Sielerneuerung veranschlagt. Weil für 2022 bereits zahlreiche Termine gebucht sind, müsste noch Ende des Jahres mit den Modernisierungsmaßnahmen in der Halle begonnen werden, damit sie Anfang 2022 abgeschlossen werden können. Ein Problem stellt die Anzahl der Stellplätze auf dem Schulgelände dar. 221 wären rein rechnerisch notwendig. Weil aber Sitzbänke, Chill-Felder oder Streetballständer dazu kommen, werden es wohl lediglich 85 Stellplätze sein, davon zehn behindertengerecht – für die älteren Veranstaltungsbesucher keine gute Nachricht. „Damit wird die Sollzahl unterschritten“, bedauerte Martin Hoschützky (CDU) in der Sitzung des Regionalausschusses. Sie seien sehr knapp bemessen, bedauerte er. Von einem Kompromiss sprachen die Vertreter der Grünen. Sie wiesen darauf hin, dass laut Koalitionsvertrag die Schulhöfe Naturerlebnisräume seien und deshalb die Erhöhung des Grünanteils zu begrüßen sei. Parteiübergreifend wird die Translozierung des Walter-Dudek-Denkmals von einer Verkehrsinsel an der Hannoverschen Straße – wo es seit Jahren der Missachtung preisgegeben ist – auf das Gelände des Ebert-Gymnasiums. Dudek war Bürgermeister von Harburg, als die Schule ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Freude hingegen bei der Musikgemeinde Harburg. Sie hatte sich mit Nachdruck für eine neue Bestuhlung eingesetzt. Karola Parry, Geschäftsführerin der Musikgemeinde, bedauert den Wegfall von PKW-Stellplätzen, doch sei das leider nicht zu verhindern gewesen und hätte der Politik nicht schmackhaft gemacht werden können.