Forderung nach sofortiger Umleitung des Lkw-Verkehrs auf die B73

P. Bartels -Bildunterschrift...

Forderung nach sofortiger Umleitung des Lkw-Verkehrs auf die B73.

Marschkamper Deich: Anwohner treffen sich mit Parteivertretern.

Die Anwohner des Marschkamper Deiches und des Nincoper Deiches haben die Nase voll. Seit Jahren würden sie nach eigener Auffassung unter dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen leiden. Ihre Lebensqualität sei arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Zugespitzt hätte sich die Lage nach Einschätzung der betroffenen Bürger durch die Sanierung der K39 von Borstel in Richtung Cranz. Eine weitere Verschlimmerung ihrer Lage befürchten sie durch die für 2022 geplante Fertigstellung der A26 bis zur Anschlussstelle Rübke. Vor diesem Hintergrund verfasste ein Anlieger des Marschkamper Deiches, Henrik Bartels, einen Brief an den Vorsitz der Bezirksversammlung. Aufgelistet wurden hier Missstände und Forderungen zu deren Beseitigung. „Da der Marschkamper Deich in keiner Weise für Verkehr dieser Art ausgebaut ist, sind nicht nur zunehmend Straßenschäden zu beobachten, sondern auch die anliegende Wohnbebauung leidet unter den von dem Schwerlastverkehr verursachten Bodenvibrationen. Bei meinem erst vor vier Jahren errichtetem Haus musste ich in letzter Zeit eine signifikante steigende Anzahl an Schäden im und am Gebäude feststellen, was mich natürlich zutiefst betrübt und verärgert. Hinzu kommt, dass die Sicherheit des Schulwegs der anliegenden Kinder durch das immense Verkehrsaufkommen gefährdet wird, da in vielen Bereichen die Straße nur einseitig mit einem Gehweg ausgebaut ist, was eine Querung der Straße unabdingbar macht. Zudem ist der Gehweg im Kurvenbereich sehr schlecht ausgebaut und schmal und wird gerne von den Lkw als zusätzliche Verkehrsfläche zum Umfahren der engen Kurven genutzt“, schreibt Bartels. Angesichts des zunehmenden Lkw-Aufkommens forderte Bartels unter anderem folgende Maßnahmen: „Eine Durchsetzung des bestehenden Tempolimits für Fahrzeuge über 3,5 t und die Umleitung des Lkw-Verkehres über die B73 und die engmaschige Kontrolle durch die Polizei erscheint uns dringend notwendig. Längerfristig ist ein generelles Durchfahrtverbot für Fahrzeuge über 7,5t angebracht, um dauerhaft Schäden von Straße sowie Wohnbebauung abzuwenden und um die Sicherheit der Schulkinder zu gewährleisten.“
Die Antwort der zuständigen Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) auf das Bürgerschreiben machte indes deutlich, dass sich wohl nichts verändern wird. „Der Marschkamper Deich ist aufgrund seiner Lage und fehlender Alternativen ein wichtiger Bestandteil des Hamburger Hauptverkehrsstraßennetzes und dient damit auch der zuverlässigen Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs“, so die BVM weiter. Durch die Sanierung der K39 von Borstel in Richtung Cranz des Landkreises Stade sei dieser Abschnitt verkehrslastabhängig bzw. für Lkw voll gesperrt. Diese Vollsperrung habe Ausweichverkehre über den Marschkamper Deich zur Folge. Dieser wäre allerdings nach ihrem Kenntnisstand nicht für den Schwerlastverkehr als Umleitungsstrecke vorgesehen. Die Umleitung für den Schwerlastverkehr sei über die B73 ausgeschildert, um den Marschkamper Deich nicht zusätzlich zu belasten, erläuterte die BVM. Diese betonte nochmals die Wichtigkeit des Marschkamper Deiches: „Für die Durchführung von Großraum- und Schwertransporten ist der Marschkamper Deich die einzige höhenoffene Strecke mit Ziel Finkenwerder. Die baulichen Gegebenheiten auf der Strecke über die B73, Waltershofer Straße, Vollhöfener Weiden und den Finkenwerder Ring ließen den Transport überhoher Güter selbst bei einer vollständigen Straßensperrung nicht zu. Auch ein Transport über den Cranzer Hauptdeich und den Neuenfelder Hauptdeich ist aufgrund der zu geringen Größe des Estesperrwerks nicht möglich.“
Laut der BVM habe die Behörde für Inneres und Sport (BIS) zudem mitgeteilt, dass eine alternative Umleitung des Schwerlastverkehrs bereits mehrfach geprüft worden sei und weiterhin abgelehnt wird. Verkehrsverbote für Lkw im Marschkamper Deich ließen sich nach der Straßenverkehrsordnung weder durch die Straßenverkehrsbehörde noch durch den Straßenbaulastträger mangels möglicher Selektion zielorientierter Fahrten anordnen, argumentiert die BIS.
„Die Nutzungsbeschränkung auf einzelne Verkehrsarten ist nicht zielführend, da andere Verkehre oder Verkehrsteilnehmer:innen dadurch in nicht angemessener Art und Weise eingeschränkt werden würden. Darüber hinaus findet auf dem Marschkamper Deich auch eine Vielzahl von lokalen Lkw-Verkehren statt. Diese entstehen z.B. durch Zulieferverkehre zu dort ansässigen Unternehmen, Landwirtschaftsbetriebe etc. Daher würden Sperrungen des Marschkamper Deichs immer auch die lokale Wirtschaft treffen“, führte die Behörde aus. Weiterhin habe nach Auskünften der BIS eine Unfallauswertung des PK 47 ergeben, dass im Marschkamper Deich weder eine auffällige Unfalllage noch eine nachgewiesene Gefahrenlage herrsche. Für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h für alle Fahrzeugarten fehlt es leider an den Voraussetzungen, heißt es seitens der Behörde. Das abschließende Resümee der BVM: „Da im Marschkamper Deich weder eine auffällige Verkehrsunfalllage noch eine nachgewiesene Gefahrenlage herrscht, die zudem vom Lkw-Verkehr selbst hervorgerufen wird, entfällt auch ein entsprechendes Verkehrsverbot für Lkw nach § 45 Abs. 9 StVO. Eine Änderung ließe sich nur durch Änderung der StVO erreichen. „Gleichwohl wurde durch die Verkehrsdirektion 51 der Einsatz einer mobilen Geschwindigkeitsüberwachungsanlage angeregt, ergänzte die Behörde noch.
Bereits vor den Stellungnahmen der Behörden hatten die betroffenen Bürger ein Treffen mit den verkehrspolitischen Sprechern der Parteien (außer der AfD) in der Bürgerschaft am 14. September vereinbart. Unter der Moderation von Manfred Hoffmann von der Bürgervertretung versuchten die Bürger, den Politikern ihre Sicht der Dinge nahezubringen. Filmaufnahmen des täglichen Lkw-Verkehrs und gefährliche Überholmanöver im Marschkamper Deich zeigten bei den Parteivertretern ihre Wirkung, erklärten die Anlieger gegenüber dem Neuen RUF. Den Politikern wurde die generelle Forderung nach einer sofortigen Umleitung des Lkw-Durchgangsverkehrs über die B73 und über die Ortsumgehung Finkenwerder angetragen. Sollte dies nicht auf die Schnelle möglich sein, wird vom Senat eine schriftliche Zusage erwartet, die die rasche Realisierung einer Umleitung im Falle der Fertigstellung der A26-West vorsieht. In diesem Zusammenhang sollen auch Straßenbaumaßnahmen durchgeführt werden, die einen Lkw-Durchgangsverkehr über den Marschkamper Deich und den Nincoper Deich verhindern. Sollte eine zeitnahe Umleitung nicht möglich sein, erwarten die Anwohner ein Lkw-Nacht-Durchfahrverbot zwischen 22 bis 7 Uhr. Darüber hinaus wird die Installation von mobilen Blitzern sowie ein einheitlich aufgetragener Flüsterasphalt und die Verlegung der Gullys von der Straße auf dem Fußweg zwecks Minimierung von Bodenvibrationen usw. den Politikern mit auf dem Weg gegeben worden. Hoffmann betonte, dass man bei aller Focussierung auf dem Marschkamper Deich den Nincoper Deich nicht außer Acht lassen solle. Diese Straßen müssten grundsätzlich im Zusammenhang gesehen werden, so Hoffmann.