Erste Living-History-Veranstaltung zur Nachkriegszeit mit großer Resonanz

FLMK -Britische Soldaten kontrollieren die Bäuerin

Erste Living-History-Veranstaltung zur Nachkriegszeit mit großer Resonanz.

Neue Veranstaltung „1945 – Der erste Sommer in Frieden“ erfolgreich.

Ein Sommer nach dem Krieg – und doch in großer Not und Unsicherheit: Das war „1945. Der erste Sommer in Frieden“. Am vergangenen Wochenende (1. und 2. Juni) zeigten rund 60 Living-History-Darsteller, wie Einheimische, britische Soldaten und ankommende Flüchtlinge und Vertriebene den Alltag meisterten. Das Interesse war groß: Über 3.000 Besucher jeden Alters kamen zum Kiekeberg.
Besucher erlebten den Alltag der Zivilbevölkerung und britischen Armee ganz nah: Sich auf dem Fußweg im eigenen Dorf ausweisen? Das Rad wegen der Hausdurchsuchungen verstecken? Im Pferdestall übernachten? Die Sprachbarriere erhöhte damals die Verunsicherung: Die Landbevölkerung sprach selten englisch, die britischen Soldaten kaum deutsch – selbst plausible Maßnahmen erschienen damit oft willkürlich. Das alles sahen Besucher auf dem Gang durch das Freilichtmuseum. „Zuschauen und Nachfragen waren ausdrücklich erwünscht. Unsere Besucher haben das sehr stark angenommen: Es hatte sich eine ruhige, fast schon konzentrierte Stimmung über den Kiekeberg gelegt“, sagt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. Er ist überzeugt: „Mit Living History erreichen wir unterschiedliche Menschen jeden Alters – es ist ein gutes Bildungsprogramm. Das Wochenende war daher ein voller Erfolg.“ Zu beobachten waren viele junge Familien, die ihren Kindern eine Zeit erklärten, die sie selbst aus den Erzählungen ihrer Großeltern kennen. Und auch viele ältere Besucher waren da, die das Kriegsende als Kinder erlebt hatten. Sie gaben ihre eigenen Erfahrungen weiter, waren bisweilen stark ergriffen und hatten ein großes Lob für die Darsteller bereit: „Das ist authentisch bis auf das kleinste Detail.“
Rund 60 Darsteller aus ganz Deutschland und Großbritannien waren dabei. Ihre Leidenschaft liegt in der authentischen Geschichtsvermittlung: Hier stimmen die Lampen und Brillen, wird ein altes Fernmeldeamt korrekt nachgebaut und Kleidung, wenn nicht mehr original vorhanden, nachgeschneidert. „Erstmals in Norddeutschland kamen spezialisierte Geschichtsdarsteller zusammen“, erklärt Stefan Zimmermann. „Und für Besucher gab es Besonderheiten: Vorführungen mit einer Laterna Magica von 1913, Feldkino mit Mickey Maus oder einkaufen auf dem Schwarzmarkt. Dabei war Vorsicht geboten, denn die Militär-Polizei geht Streife und durchsuchte auch Besucher.“ Die Darsteller kennen die Zeit genau und erklären Besuchern alle Zusammenhänge. Untereinander spielen sie ihre Rollen. So werden Besucher in der Küche des Arztes Zeuge, wie dieser nach einer Vernehmung hungrig über den Eintopf herfällt. Sie beobachten ein Kreuzverhör bei der Militärpolizei, belauschen Einheimische, die ihre Wertgegenstände versteckten, und die jungen Mädchen anweisen, sich von den Soldaten fernzuhalten. Sie sehen die Formulare, mit denen Vertriebene registriert werden und hören deren Erzählungen von Verlust und Flucht.
Die einheimische Bevölkerung wurde von der Kiekeberg-eigenen Living-History-Gruppe „Gelebte Geschichte“ gespielt: Bäuerinnen und Mägde, Bürgermeister und Fischer lebten in ihren Häusern am Kiekeberg, meisterten ihren normalen Alltag und mussten zusätzlich Soldaten und hinzukommende Flüchtlinge mit Essen und einem Dach überm Kopf versorgen. Stefan Zimmermann: „An einigen Wochenenden im Jahr zeigen unsere Gelebte Geschichte-Darsteller, wie Menschen bei uns auf dem Lande lebten. Dazu reisen Besucher mal 200 und mal 100 Jahre zurück. Sie erleben dann im direkten Kontakt, was die Menschen zu ihrer Zeit beschäftigte, was ihr Leben ausmachte.“