Ein Abschied für immer von Schwester Teresa

Bei aller Ernsthaftigkeit war Sr. Teresa auch für einen Spaß zu haben. Hier lässt sie sich 2011 nach dem Fassanstich bei der Eröffnung der Karkmess mit (v.l.) Kai Külper, Hermann Rieger und Rainer Külper einen Schluck Bier schmecken

Ein Abschied für immer von
Schwester Teresa

Langjährige Karmel-Priorin im Alter von 83 Jahren gestorben

Im Jahr 1999 kam es auf ihre Initiative zur Gründung der Karmelzelle in Finkenwerder. Ein Kloster im evangelischen Finkenwerder, und überhaupt: Nonnen? Das fragte sich damals so mancher, als die Frauen in ihrem braunen Ornat das ehemalige katholische Pastorat neben der St. Petrus-Kirche am Norderkirchenweg 71 bezogen. Die Frauen, das waren mehrere Nonnen aus dem Konvent des Karmel von der Menschwerdung und Priorin war Schwester Teresa. Sie ist jetzt, wie Sr. Maria, aktuelle Priorin, mitteilte, im Alter von 83 Jahren gestorben.
Die Karmelitinnen, deren geistliche Aufgabe darin besteht, sich im Gebet für die Menschen stark zu machen, waren fortan und bis heute aus dem Ortsbild nicht wegzudenken. Obwohl sie in der Hauptsache im Stillen wirken, wurden die Nonnen auf Finkenwerder schnell heimisch, denn sie gaben sich alles andere als kontaktscheu oder verschanzten sich gar hinter Klostermauern, sondern beteiligten sich mit viel Lebensfreud auch am gesellschaftlichen Leben auf Finkenwerder. Sie sind u.a. Gastgeberinnen der Jahreskonzerte der „Liedertafel Harmonie“ in ihrer Kirche, sie beteiligen sich am ökumenischen Gottesdienst auf der Karkmess, nehmen an Empfängen und Jubiläen der Finkenwerder Vereine und Verbände teil und sind gern gesehene Gäste der Veranstaltungen des Kulturkreises. Nicht selten steht man mit ihnen an der langen Schlange im Lebensmittelladen und hat Zeit für ein Schwätzchen und sieht anschließend die Nonne in einem rundum mit Werbung zugeklebten Smart davonflitzen oder sich mit fliegenden Rockschößen auf ein altes Fahrrad schwingen. Maßgeblich für dieses Bild war auch Sr. Teresa. Es ist nicht sehr lange her dass ich am Rande einer dieser Empfänge die Möglichkeit zu einem ausführlichen Gedankenaustausch mit Sr. Teresa hatte, und es war, aus heutiger Sicht, als ob sie die Bilanz ihres langen Lebens gezogen hätte.
Sie wurde als Eugenie John wurde in Frankfurt am Main geboren. Da der Vater als leitender Ingenieur nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, verbrachte sie eine verhältnismäßig unbeschwerte Kindheit, auch wenn ihr natürlich die Bombenangriffe auf ihre Heimatstadt deutlich in Erinnerung blieben.
Nach einer Lebensbeschreibung von Edith Stein erwachte in ihr der Wunsch, in den Karmel einzutreten. Im Kölner Karmel jedoch war kein Platz frei, sodass man sie nach Hainburg in Hessen verwies. Als sie sich dort vorstellte, stand von den späteren Klostergebäuden gerade mal der erste Bauabschnitt im Rohbau – ein Anblick, der Eugenies ästhetischem Empfinden so gar nicht entgegen kam. Aber davon ließ sie sich nicht abhalten und trat am 14. Mai 1959 ein, direkt vor Pfingsten. Bei der Einkleidung erhielt sie den Namen Maria Teresa vom Herzen Jesu. 1960 legte sie am 8. Dezember, dem Fest Maria Immaculata, ihre Profess ab.
Neben der Mithilfe beim Aufbau des Klosters, bei dem sie wie alle anderen Schwestern auch kräftig mit anpackte, war sie in der Paramentik eingesetzt, was ihrer ausgeprägten Kreativität sehr entgegen kam. Im Rahmen ihrer Ausbildung in der Paramentik verbrachte sie ein Jahr bei den Franziskanerinnen in Sießen und schloss diese dann 1970 mit der Meisterprüfung ab. Diese Zeit nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde auch in spiritueller Hinsicht für sie wichtig.
Jahrzehntelang hatte sie das Amt der Novizenmeisterin inne. Seit 1979 war sie Ratsschwester und von 1988 bis 2011 und dann wieder von 2014 bis 2017 Priorin. Auch dem Föderationsrat gehörte sie an und war von 1993 bis 1999 Präsidentin der Föderation. Die meisten aus Finkenwerder werden sich an Sr. Teresa als Nonne erinnern, die zur Eröffnung der Karkmess eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Versehen mit einer schweren Lederschürze schwang sie zum Anstich des traditionellen Bierfasses gekonnt den Holzhammer und brauchte nie mehr als drei Schläge, um den Gerstensaft fließen zu lassen – meistens assistiert vom HSV-Urgestein Hermann Rieger, ein Katholik aus Bayern, mit dem sie auf einer Wellenlänge schwamm.
Mitte Dezember 2019 verließ sie gemeinsam mit Sr. Immaculata Finkenwerder und verbrachte einige Zeit in einem Kloster in Süddeutschland. Anfang Februar 2020 wurde bei Sr. Teresa ein Hodgkin-Lymphom festgestellt. Zur Behandlung ging sie nach Herne und kam dort in der Pflegeeinrichtung Mont-Cenis unter. Noch als Sr. Maria sie Anfang Juni dort besuchte, war sie guten Mutes und hoffte, den Krebs besiegen zu können. Doch dann machte eine schwere Lungenentzündung eine erneute Krankenhauseinweisung erforderlich. Sr. Maria: „Während wir im Stundengebet beteten: „Gott hat uns gerettet; mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen“, tat Gott genau dies: Er zog sie in sein Herz.“
Die Beisetzung muss wegen der Corona-Pandemie im kleinsten Kreis stattfinden. Am 30. Juni wird jedoch um 17 Uhr in der Klosterkirche St. Petrus eine Gedenkfeier gehalten. Eine Anmeldung ist jedoch unbedingt erforderlich (Telefon 040 74214375), es gelten die üblichen Regeln (Abstand, Mundschutz etc.).