Drei Krankenhaus-Patienten im April gestorben

Drei Krankenhaus-Patienten im April gestorben.

Differenzen zwischen Asklepios und KerVita wegen Corona-Ausbruch.

Die Nachricht schlug Ende vergangene Woche wie eine Bombe ein: In der Asklepios-Klinik Harburg am Eißendorfer Pferdeweg war Anfang April ein unerwarteter Corona-Ausbruch zu verzeichnen. Das berichtetet Spiegel-Online. Demnach soll ein mit dem Covid-19-Virus infizierter Patient mehrere Tage in der Urologie behandelt worden sein, ohne dass die Infektion des Patienten bekannt gewesen sei. Die nicht überraschende Folge: Vermutlich mehrere Patienten und auch fünf Mitarbeiter des Krankenhauses haben sich angesteckt. Schlimmer noch: Drei Patienten, darunter eine nur 50 Jahre alte Frau verstarben, weil sie sich unter Umständen im Krankenhaus angesteckt haben, so der Spiegel weiter. Diese Patienten seien Anfang April aus dem KerVita-Pflegeheim in Wilhelmsburg in die Harburger Klinik gebracht worden, so der Spiegel weiter.
Mathias Eberenz, Asklepios-Pressesprecher Konzernbereich Unternehmenskommunikation & Marketing: „Die Klinik hat erst mit großer Verspätung von einer möglichen Covid-19-Infektion erfahren. Die Infektionskette hätte demnach gar nicht erst entstehen müssen, wenn die Klinik einen Hinweis auf einen Corona-Verdacht gleich bei Einlieferung des Patienten bekommen hätte. Es ist aber gelungen, die Situation gut zu handhaben und die Zahl der Infizierten stark zu begrenzen. Inzwischen sind nur noch zwei Mitarbeiter infiziert (von mehr als 2.000, die in der Klinik insgesamt tätig sind), und die zwischenzeitlich in Quarantäne gestellten Ärzte und Pflegekräfte sind mittlerweile alle zurück im Dienst. Die erkrankten Mitarbeiter haben zudem nur leichte Symptome entwickelt.“
In der Diskussion um Corona-Infektionsfälle im Asklepios-Klinikum Harburg erhebt die Geschäftsführung der KerVita-Gruppe ihrerseits deutliche Vorwürfe gegen das Krankenhaus. Eine Woche lang seien Patienten und Mitarbeiter trotz bekannter Infektionsfälle in der Klinik nicht informiert oder geschützt worden. Nun versuche das Klinikum Harburg, die Verantwortung für bekanntgewordene Infektionen im Nachgang einer Pflegeeinrichtung zuzuschieben. „Bereits seit dem 30. März 2020 war im Asklepios-Klinikum Harburg bekannt, dass ein Patient aus einem Senioren-Zentrum mit Verdacht auf Covid-19 eingeliefert und dann positiv im Labor des Klinikums getestet worden war“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung der KerVita-Gruppe, Knud Riebschläger, und fuhr fort: „Bereits dieser Patient wurde in voller Schutzausrüstung mit einem Rettungswagen in das Klinikum gebracht. Die im Krankenhaus festgestellte Infektion war der erste Covid-19-Fall in der Einrichtung, die sich schon frühzeitig mit einem strikten Besuchsverbot abgeschirmt hatte. Am 31. März 2020 wurde dann erneut eine Patientin in voller Schutzmontur mit Verdacht auf Covid-19 in das Krankenhaus verlegt. Das positive Testergebnis lag dem Klinikum noch am selben Tage vor. Die Patientin wurde wenig später auf Veranlassung des Krankenhauses zurück in die Pflegeeinrichtung verlegt – erneut in voller Schutzausrüstung. Dem Krankenhaus war die Infektion bewusst. Es wurden danach aber weder andere Patienten oder Mitarbeiter informiert, noch die eigenen Schutzmaßnahmen hochgefahren, auch nicht, nachdem die Bewohnerin am 4. April 2020 erneut in das Klinikum eingewiesen wurde und dort laut Arztbericht sofort isoliert wurde. Auch dies zeigt, dass die Problematik eines Covid-19-Falles im eigenen Haus dem Asklepios-Klinikum Harburg bekannt war. Aber erst, nachdem knapp eine Woche später bei weiteren Patienten positive Testergebnisse vorlagen, hat das Krankenhaus reagiert“, stellt Riebschläger fest.
In der Folge habe das Klinikum die Infektionen damit zu begründen versucht, „dass die Pflegeeinrichtung bei der späteren Einlieferung eines Bewohners nicht ausreichend deutlich auf einen Sars-CoV-2-Verdacht hingewiesen hätte. „Natürlich überprüfen wir fortlaufend alle Abläufe in der Einrichtung, können uns aber in dieser für alle anspruchsvollen Situation auf die Arbeit unserer Pflegenden verlassen, die das Rettungswagen-Team entsprechend informiert haben“, sagt Riebschläger, dessen Gruppe die Pflegeeinrichtung betreibt. Auch von einer zögerlichen Information könne keine Rede sein: Das endgültige Testergebnis für den betreffenden Patienten sei am 6. April unverzüglich an das Krankenhaus weitergeleitet worden, nachdem es erst auf Nachfrage der Pflegeeinrichtung per Fax aus der Arztpraxis eingetroffen war, die den Test im Labor beauftragt hatte. Riebschläger weiter: „Fakt bleibt vor allem, dass es im Klinikum schon eine Woche zuvor zwei bestätigte Infektionsfälle gab und Asklepios selbst diese Patienten unter entsprechenden Schutzmaßnahmen wieder zurück in unsere Einrichtung verlegt hat. Später dann zu behaupten, man habe nicht wissen können, dass eine Neueinlieferung von dort als Verdachtsfall behandelt werden müsse, ist haarsträubend. Hier versucht ein großer Krankenhauskonzern, eigene Versäumnisse durch lautstarke Vorwürfe an ein Pflegeheim zu überdecken.“
Eberenz jedoch bleibt dabei: „Die im „Spiegel“ berichtete Darstellung des Pflegeheimbetreibers weisen wir ausdrücklich zurück. Die Rettungswagenbesatzung ist nach unserem Wissenstand nicht über den Corona-Verdacht informiert gewesen. Im Übergabeprotokoll für unsere Klinik wäre ein Infektionsverdacht mit Sicherherheit vermerkt worden; dort steht aber nichts davon. Unmittelbar nach Kenntniserlangung haben die Kollegen in der Klinik die Infektionswege nachverfolgt. Grundsätzlich wurden und werden alle positiv auf das neue Coronavirus getesteten Patienten und Mitarbeiter direkt ans Gesundheitsamt gemeldet. Alle Mitarbeiter und Patienten wurden in der Folge „abgestrichen“, also getestet. Es wurden selbstverständlich entsprechende Maßnahmen zur Isolierung/Quarantäne der betroffenen Mitarbeiter und Patienten eingeleitet. Die betroffenen Stationen wurden geschlossen.“ Und: „Alle Beteiligten in der Klinik haben sich korrekt verhalten, sie haben sich an die Vorgaben des Krisenmanagements gehalten.“