Der PflegeCampus, ein bundesweites Pilotprojekt?

SPD -Bereits am 11. August war der Wilhelmsburger SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi vor Ort um sich über Möglichkeiten des Erhalts von Krankenhaus und Pflegeschule zu informierfen

Der PflegeCampus, ein bundesweites Pilotprojekt?.

Konzeptansatz für ein Pilotprojekt in Wilhelmsburg.

Groß-Sand, als allgemeines Krankenhaus in Wilhelmsburg, ist gefährdet. Der Verein „Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg“ schreibt in seiner jüngsten Pressemitteilung: „Es drohen Schließungen wichtiger Fachbereiche. Der Gesundheits- und Krankenpflegeschule wurde bereits das Aus zum
1. Oktober 2020 angekündigt. Wir brauchen jedoch auf der Elbinsel ein Krankenhaus, das uns im Notfall versorgen kann, was Menschlichkeit, Professionalität und Kompetenz bietet und mit dem Stadtteil verbunden ist, so die Initiative „Groß-Sand bleibt“ die jetzt gemeinsam mit „Zukunft Elbinsel“ eine Unterschriftenaktion gestartet hat. Begründung: „Wir brauchen jedoch auf der Elbinsel ein Krankenhaus, das uns im Notfall versorgen kann, was Menschlichkeit, Professionalität und Kompetenz bietet und mit dem Stadtteil verbunden ist.“ Als weitere Argumente werden genannt:
1.) Wilhelmsburg ist der am schnellsten wachsende Stadtteil Hamburgs – und der ganze Hamburger Süden ist mit nur 2 weiteren Krankenhäusern unterversorgt ist;
2.) in Notfällen sind Wege in andere Krankenhäuser zu weit oder bei Sturmflut gar nicht passierbar;
3.) Groß-Sand bietet den zahlreichen umliegenden Betrieben den schnellsten Anlaufpunkt bei Not- und Unfällen
4.) gegen Pflegenotstand hilft kein Lamentieren sondern nur der Erhalt und Ausbau der Ausbildungseinrichtungen.“
Deshalb fordert der Verein und die „Groß-Sand bleibt“-Initiative aus Beschäftigten, PflegeschülerInnen und Menschen, die auf der Elbinsel wohnen/arbeiten, vom Eigentümer und vom Hamburger Senat: „Groß-Sand als allgemeines Krankenhaus und die Pflegeschule müssen erhalten bleiben!“
Die Unterschriftenlisten sollen möglichst schnell, spätestens aber aber bis zum 28. September bei Initiative „Groß-Sand bleibt!“ c/o Oskar Tröger, Groß-Sand 5, 21107 Hamburg abgegeben werden. Zu sehen sei durch die Unterschriftensammlung, dass, so die Initiatoren, „seit mehreren Jahren ein bundesweiter Mangel an qualifizierten Pflegekräften besteht.“ Deshalb habe das Wilhelmsburger Krankenhaus mit einem umfassenden und gesellschaftspolitisch innovativen Konzept für einen PflegeCampus reagiert. Zum einen solle es der Klinik helfen, „überdurchschnittlich qualifiziertes Personal auszubilden und langfristig zu beschäftigen.“ Darüber hinaus sollten für junge Menschen im Stadtteil – insbesondere diejenigen mit Migrationshintergrund – mit der Pflegeausbildung zukunftsfähige berufliche Perspektiven eröffnet werden. „Wilhelmsburg hat für ein solches Projekt ein enormes Potenzial“, heißt es seitens der Initiatoren.
Kern des Konzeptes ist die Akademisierung der Pflege – insbesondere mit Blick auf die Digitalisierung der medizinischen Versorgung in den kommenden Jahren. Ziel ist es, akademisch gebildetes Pflegepersonal dauerhaft ans Patientenbett zu bekommen und so die Versorgung qualitativ zu verbessern. Der PflegeCampus könne in Zeiten des Pflegenotstandes einen entscheidenden Beitrag zur Ausbildung des Pflegenachwuchses leisten – und jungen Menschen mit einer individuellen Ausbildungs- und Karriereplanung neue Perspektiven eröffnen.
Eine weitere Forderung lautet: „Die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten soll die Zahl der Auszubildenden von aktuell 70 auf mindestens 210 verdreifachen. Darüber hinaus könne der PflegeCampus bundesweit als Pilotprojekt und Forschungsstätte etabliert werden. Die Verknüpfung der praktischen Ausbildung mit akademischen Ausbildungsinhalten biete einen Einstieg in eine strukturelle qualitative Verbesserung des Pflegeberufs und eine Steigerung der Attraktivität.
Beim Thema berufliche Perspektiven und Entwicklung seoll der PflegeCampus auch auf neue Kooperationen und Akademisierungsprogamme mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) und internationalen Partnern setzen. Ein bedeutender Schwerpunkt würde in der Geriatrischen und Neurologischen Frührehabilitation mit einer aktivierenden und therapeutischen Pflege liegen. Daher müsste am PflegeCampus auch aufgrund der demografischen Entwicklung eine innovative Spezialisierung und Entwicklung in der akutgeriatrischen Pflege als Geriatric Care Management vorangetrieben werden
Darüber hinaus müsse eine wissenschaftliche Begleitung die Erkenntnisse zu den künftigen Herausforderungen vorgesehen, klinische Bachelor- und Masterprogramme müssten möglich sein. Nicht zuletzt werde Digitalisierung den Bedarf an akademischen Pflegekräften am Patientenbett bundesweit signifikant erhöhen und neue Ansätze zur Gewinnung von Fachpersonal in Zeiten des Pflegepersonalmangels Wilhelmsburg notwendig. Eine Nachwuchsrekrutierung aus der standortnahen Bevölkerungsgruppe ab einem Alter von 16 Jahren habe sich als nachhaltig bewährt. In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter und allgemeinbildenden Schulen solle daher am PflegeCampus Wilhelmsburg ein einzigartiges Projekt aus gezielten Erstqualifizierungsprogrammen unter Anerkennung der Lissabon-Konvention für angehende Pflegekräfte mit Migrationshintergrund entstehen.
Eine Förderung des PflegeCampus wäre aus Sicht der Initiatoren der Unterschriftensammlung ein zielführender Beitrag der Politik, die anstehenden Herausforderungen des Pflegesektors im Bereich der Ausbildung und der Gewinnung neuer Pflegekräfte nachhaltig zu unterstützen und zugleich jungen Menschen in einem sozial schwächeren Stadtteil Hamburgs eine zukunftssichere Perspektive bei vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten zu verschaffen.