„Bezirk muss fahrradfreundlicher werden“

pm -Mattis Bastian: Im Koalitionsvertrag haben wir die Entwicklung eines bezirklichen Radverkehrskonzeptes bis Ende 2020 festgeschrieben. Mit diesem Radnetz wollen wir einen ersten Aufschlag dafür machen.

„Bezirk muss fahrradfreundlicher werden“.

Grüne stellen Radnetz für den Bezirk vor.

Hamburg hat sich 2015 mit dem „Bündnis für den Radverkehr“ auf den Weg zur Fahrradstadt gemacht. Seitdem werden hamburgweit sukzessive und abschnittsweise 14 bezirksübergreifende Velorouten gebaut, zuletzt der Abschnitt in Hausbruch zwischen Ehestorfer Heuweg und Waltershofer Straße. Ergänzend dazu konzipiert die Metropolregion Hamburg derzeit Radschnellwege für die Anbindung der Umlandgemeinden an das Hamburger Veloroutennetz, zum Beispiel von Neugraben nach Finkenwerder. „Woran es aber oft noch fehlt, sind lokale Radrouten für die kurzen Wege“, sagte Mattis Bastian aus dem Kreisverband Harburg der Grünen. Er fuhr fort: „Sie können der Bevölkerung den gewünschten Komfort und das erforderliche Sicherheitsgefühl beim Radfahren vermitteln. Die meisten Straßen sind eben nicht Teil von Velorouten und viele werden auch in den nächsten Jahren nicht grundsaniert oder fahrradfreundlich umgebaut werden“. Britta Herrmann, Grünen-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung, begrüßte es ausdrücklich, das junge Mitglieder des Kreisverbandes sich dieser Problematik annehmen und Vorschläge unterbreiten.
Herrmann: „Unser Bezirk muss fahrradfreundlicher werden. Radfahrer*innen müssen sichtbarer und damit auch sicherer im Öffentlichen Raum werden. Mit diesem Strategiepapier konkretisieren wir unsere Ziele für eine fahrradfreundliche Stadt und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz“. Das von den Harburger Grünen vorgestellte Radnetz umfasst solch ein Netz von Alltagsrouten und definiert zusätzlich sechs Mindeststandards für Radwege. Durch das Radnetz sollen Wohngebiete miteinander verbunden und an die Velorouten angeschlossen werden. Die Mindeststandards sind so formuliert, erläutert Bastian, „dass dass sie in der Regel ohne erhebliche bauliche Anpassungen der jeweiligen Straßenräume erreicht werden können. Der Grund: Der Bezirk verfügt lediglich über begrenzte Mittel für den Ausbau von Straßen und Radwegen. Wenn aber in überschaubarer Zeit ein gut nutzbares Alltagsroutennetz entstünde, müsse dies auch mit den Mitteln des Bezirks und überschaubarer Unterstützung von gesamtstädischer Seite leistbar sein. Bastian weiter: „Dort, wo perspektivisch mit einem höheren Anteil an Radverkehr als Kfz-Verkehr zu rechnen ist, erlaubt die StVO die Anordnung einer Fahrradstraße.“ Dieses Potenzial erscheine für Harburg noch bei weitem nicht ausgeschlossen. Auch könnten bei zunehmendem Anteil des Radverkehrs zusätzliche Straßen in Frage kommen. Bastian erläuterte weiter: „Entgegen der verbreiteten Ansicht, dass Fahrradstraßen den Fahrrädern vorbehalten sind, kann dort Autofahren durch Zusatzzeichen erlaubt werden, allerdings genießen Radfahrer grundsätzlich Vorrang.“ Die Grünen befürworten außerden so genannte Protected Bike Lanes, auf Fahrbahnniveau geführte Radfahrstreifen mit einr Mindestbreite von 2 Metern ohne bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr auf Straßen mit Tempo 50, die zu schmal für die bauliche Trennung sind. Um die Überfahrung zu verhindern, könnten Noppen oder senkrechet Gummipoller angebracht werden. Eine weitere Anordnung wäre Tempo 30 (Mischverkehr) auf Straßen ohne ausgewiesene Radverkehrsanlage, wie beispielsweise in der Osterstraße. Denkbar wären auch Hochbordradwege mit einer Mindestbreite von 1,80 m zuzüglich Sicherheitsstreifen an Straßen mit Tempo 50 und hohem Schwerlastverkehr. Nicht zuletzt müssten Feldwege im Netz der Alltagsrouten bequem mit einem Alltagsfahrrad befahrbar sein.
Anhand eines reichhaltigen Kartenmaterials machte Mattis Bastian, Mitglied des Kreisvorstandes der Harburger Grünen deutlich, welche Routen als „erster Aufschlag“ für die Diskussion zu verstehen sind, Auf dreieinhalb DIN A4-Seiten listeten die Grünen Straßenzüge auf, die für die genannten Standards in Frage kämen, darunter Göhlbachtal, Bissingstraße, Heimfelder Straße, Weusthoffstraße, Schwarzenbergstraße, Alter Postweg, Eißendorfer Straße, Sinstorfer Weg, Ernst-Bergeest-Weg, Bremer Straße, Langenbeker Weg oder auch Winsener Straße, Jägerstraße/Vogteistraße, Hannoversche Straße und Krummholzberg. Letzterer könne jedoch nicht radverkehrsgerecht gestaltet werden. Deshalb wird vorgeschlagen, dass von der Knoopstraße aus die Bremer Straße und der Krummholzberg bis zur Moorstraße als Einbahnstraße geführt werden. Die Neue Straße soll komplett als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Der Marktplatz am Sand könnte durch eine Route über die Fußgängerüberführung Seehafenstraße in Richtung Helmsweg und anschließend durch die Unterelbestraße (nach Querung der Bahngleise) an die Veloroute 10 angebunden werden. Als Gleisquerung könnte entweder der vorhandene unbeschrankte Bahnübergang für Fußgänger ertüchtigt oder die Moorstraße genutzt werden.
Auf zweieinhalb weiteren Seiten erläuterten die Grünen auch ihre diesbezüglichen Gedanken für den Süderelberaum.
Das Gesamtkonzept, das von den Grünen entwickelt wurde, „dient als Grundlage für ein vertiefendes Weiterarbeiten und soll sowohl im neu einberufenen Fahrradbeirat des Bezirks als auch in öffentlichen Workshops weiter ausgearbeitet werden“, sagte Britta Herrmann.