Bau der Hafenpassage macht muslimisches Waschhaus möglich

Der erste eingereichte Entwurf einer muslimischen Architektin lehnt sich an einer bestehenden a in Amsterdam an. Foto: DEGES

Bau der Hafenpassage macht muslimisches Waschhaus möglich
Bauarbeiten sollen noch Ende des Jahres beginnen

(au) Wilhelmsburg. Seit fast 15 Jahren kämpft der Grünen-Politiker Bayram Inan für ein muslimisches Waschhaus auf dem Friedhof Finkenriek – bisher vergeblich. Nun soll gerade der Bau der umstrittenen A26-Ost das Waschhaus realisieren. Bereits Ende dieses Jahres soll mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2018 geplant, dann könnten bereits die ersten Bestattungen möglich sein.

Der Grünen-Lokalpolitiker Bayram Inan hat sich jahrelang für den Bau eines muslimischen Waschhauses auf dem Friedhof Finkenriek eingesetzt.
Foto: au

Aber nicht nur das: Auch soll das muslimische Gräberfeld zwar verlegt, aber im Zuge dessen deutlich vergrößert werden. Das teilten Vertreter der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH) und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation auf der letzten Sitzung des Regionalausschusses Wilhelmsburg/Veddel den Mitgliedern mit.
Möglich macht diese überraschende Entwicklung der Trassenverlauf der sogenannten Hafenquerspange: Dieser soll über einen Teil des Friedhofs verlaufen, eben da, wo bisher das muslimische Grabfeld liegt. 39 Gräber befinden sich zurzeit hier, die auf ein Grabfeld in unmittelbarer Nähe nun umgebettet werden sollen. „Wir stehen intensiv im Dialog mit den Imamen und Moscheevorsitzenden und haben im Vorfeld viele Gespräche geführt. Für uns war klar, das es nicht nur darum gehen kann, eine Umbettung vorzunehmen“, erklärt Sebastian Haß, DEGES-Projektleiter für den Planungsabschnitt 6c der A26-Ost.
Ist denn die Umbettung ein Pro­blem? „Nein, das ist kein Problem. Eine Umbettung ist nach fünf Jahren möglich“, weiß Bayram Inan. Momentan besteht wegen der Verlagerung ein Belegungsstopp auf dem bestehenden Gräberfeld. Zusätzlich soll das muslimische Grabfeld dann von jetzt 39 auf insgesamt 414 muslimische Gräber erweitert werden. In einem ersten Schritt sollen 119 Grabstellen geschaffen werden, mit der Erschließung zweier weiterer Grabfelder sind es letztendlich 414.
Nach den Regeln des Islams wird der Leichnam vor der Beisetzung einer rituellen Waschung unterzogen. Erst nach der Waschung kann ein Muslim bestattet werden. Das sollte nach Möglichkeit in der Nähe des Friedhofs stattfinden. „Über 15 Jahre engagiere ich mich jetzt dafür, dass die hier lebenden Muslime ihre Toten ordentlich bestatten können. Dreimal wurde ein entsprechender Antrag durch das Bezirksamt abgelehnt. Jetzt passiert endlich etwas, und dann auch relativ schnell“, freut sich der Grünen-Politiker Inan über den Bau des Waschhauses.
Trotz des deutschlandweiten Trends, dass sich immer mehr Muslime in Deutschland auch beerdigen lassen, hatte das Bezirksamt Hamburg-Mitte die Anträge abgelehnt, in erster Linie aus Kostengründen. So heißt es in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2012 des Fachamtes Management öffentlicher Raum (MR): „Da die muslimischen Bestatter Räumlichkeiten haben und sie den Hinterbliebenen zur Waschung der Verstorbenen zur Verfügung stellen, sieht MR keine Notwendigkeit für ein Waschhaus auf dem Friedhof Finkenriek“. Desweiteren würden die Kosten für den Bau eines Waschhauses das Investitionsbudget von MR bei weitem übersteigen. Auch hätten von 2006 bis 2012 lediglich nur 16 muslimische Bestattungen auf dem Friedhof Finkenriek stattgefunden. Doch genau das hat sich in den letzten Jahren stark geändert. „Viele Muslime wollen in Deutschland beerdigt werden, da, wo ihre Familien sind“, weiß Inan.
Im Zuge der Verlagerung hat die DEGES bereits eine muslimische Architektin angefragt, die einen ersten Entwurf eingereicht hat, der sich an einer bestehenden Halle in Amsterdam anlehnt. Wer den Bau des Waschhauses finanziert, ist allerdings noch nicht geklärt.
Die Freude über die neueste Entwicklung scheint bei vielen Muslimen auf der Elbinsel groß zu sein. So findet der Gründungsvorsitzende der türkischen islamischen Gemeinde im Korallusviertel, Mustafa Yasar, die Zustimmung grundsätzlich gut, da mittlerweile Migranten muslimischen Glaubens in der dritten oder vierten Generation in Deutschland lebten. Dennoch gibt es auch Stimmen, die kritisch sind: „Dass ausgerechnet der Bau der A26 ein muslimisches Waschhaus möglich macht, ist fast ein bisschen zynisch. Wir sind immer noch der Meinung, dass die Planung der A26 für Wilhelmsburg vorwiegend negative Auswirkungen hat. Aber immerhin bringt eine so große Planung dann schnelle Abhilfe in alten, lokalen politischen Auseinandersetzungen“, so Sonja Lattwesen, Bezirksabgeordnete der Grünen.