Außenminister in spe a.D., Gastredner beim Wirtschaftsverein

pm -Gastgeber Arnold Mergell (mi.) mit (v.l.) Frank Horch (Ex-Wirtschaftssenator) Dr. Julia Mergell Franziska Wedemann und Udo Stein (beide Wirtschaftsverein).

Außenminister in spe a.D., Gastredner beim Wirtschaftsverein.

Cem Özdemir (Grüne) fesselte 400 Zuhörer beim Herrenabend.

Er stellte sich vor, wie es gewesen wäre, wenn er, mit einem „Özelbrözzel“-Namen, als Teil der Bundesregierung, nach Ankara zum türkischen Präsidenten Regep Tayip Erdogan gereist wäre (der auf ihn ob seiner unzweideutigen Kritik am Personenkult und Politikstil am Bospurs schlecht zu sprechen ist) und dieser ihm hätte die Hand reichen müssen. Allein der Gedanke amüsierte ihn schon. Er, das ist der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir, ein gebürtiger Schwabe und heißer Kandidat für das Amt des deutschen Außenministers in einer Jamaika-Koalition. Der Harburger Wirtschaftsverein hatte ihn zu seinem alljährlichen Herrenabend – an dem schon längst auch Frauen teilnehmen – in den Festsaal des Hotels Lindtner als Gastredner eingeladen. Dort stellte sich Özdemir dann auch als Außenminister in spe a.d. vor, ein Umstand, den er der FDP zu verdanken habe, die diese Koalition, so sein Wortspiel, das sich auf den Bundesvorsitzenden der Liberalen bezog, ver-Lindtnert habe.
Seine 50-minütige Rede trug den etwas sperrigen Titel „Heimat Europa, Zukunft Europa: Freiheit, Demokratie, und Innovationskraft nachhaltig stärken.“ 400 Gäste aus Wirtschaft und Politik folgten seinen Ausführungen, nachdem Arnold Mergell, Vorsitzender des Wirtschaftsvereins, den Gast begrüßt hatte und bekannte – mit Bezug auf das Kohlekraftwerk in Moorburg das auf Betreiben der Grünen nicht seine volle Leistung erbringen dürfe – nicht immer die Politik seiner Partei teilen zu können.
Özdemir hatte viel in seine Rede hineingepackt – für jeden etwas. Bekenntnis zu Europa, Wirtschaft im Einklang mit Ökologie, wovon ein zukünftiges Europa profitieren würde, Digitalisierung, Flüchtlingsproblematik und Integration. Es war eine humorvolle Rede, oft von einem Augenzwinkern begleitet, was ihm eine Menge Sympathie einbrachte. Die Lacher hatte der Gast auf seiner Seite, als er vorschlug, die Funklöcher im flachen Land nach ehemals zuständigen CSU-Ministern zu benennen. Einig waren sich Özdemir und Mergell in ihrer Warnung vor Populismus und Nationalismus. Außenminister sei Özdemir zwar nicht geworden, aber mit Hinblick auf Gerhard Schröder, der auch bereits beim Wirtschaftsverein gesprochen hat und später Bundeskanzler wurde, sei letzteres in der gedanklichen Logik für Özdemir nicht auszuschließen. Sagte es und ließ servieren. Die Gäste ließen sich Maronen-Créme-Suppe mit Apfelperlen und geräucherter Entenbrust, Crépinette vom Schwarzfederhuhn auf Rahm-Spitzkohl, Haselnuss-Jus, Steinpilz-Kartoffelgratin sowie Champignons und Mini-Mais und zum Nachtisch Crema Catalana „im Glas serviert“ mit Mandarinen-Sorbet und weißer Schokoladen-Crumble schmecken. Dazu gab’s einen weißen 2017er Pinot Grigio I.G.T. „UVAM“ aus Venetien oder alternativ einen roten Sangiovese I.G.T. 2016 aus der Toscana. Das alles genossen u.a. Peter Becker (Bäcker Becker GmbH), Sandra Becker und Andreas Sommer (Sparkasse Harburg-Buxtehude), Christoph Birkel (hit technologiepark), Heinke Ehlers (Grüne), Rainer Bliefernicht, Uwe Schneider und Ralf-Dieter Fischer (CDU), Sophie Fredenhagen (Bezirksamtsleiterin), Claudia Loss und Sören Schumacher (SPD), Dirka Grießhaber (DRK), Melanie-Gitte Lansmann (City-Managerin), Viktoria Isabell Ehlers und Carsten Schuster (FDP), Senatorin Melanie Leonhard (SPD), Georg Mecke (Standortleiter Airbus Finkenwerder), Michael Pahlke (Marinekameradschaft), Rainer-Maria Weiss (Landesarchäologe), Torsten Meinberg (Bezirksamtsleiter a.D.) und auch Franziska Wedemann (Back-Haus Wedemann).