Ausgereifte, moderne Mobilitätskonzepte für die Region

Franziska Wedemann

Ausgereifte, moderne Mobilitätskonzepte für die Region.

Christoph Birkel: Weitere Station und eine zweite Elbquerung.

Mangelnde Zuverlässigkeit (Pünktlichkeit) und Taktung, zeitintensiv und eine schlechte Anbindung – das sind die häufigsten Anmerkungen der Teilnehmer einer aktuellen Online-Umfrage zum Thema Mobilität in der südlichen Elbregion. Die Ergebnisse wurden – ebenfalls im Rahmen einer online-Präsentation – vorgestellt. Mehr als 6.000 Teilnehmer aus über 500 Unternehmen haben acht Fragen zu ihrem persönlichen Mobilitätsverhalten beantwortet. Initiatoren des Projekts waren der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden, der hit-Technopark, die Süderelbe AG sowie der Channel Hamburg und das Citymanagement Harburg. Durchgeführt wurde die Umfrage im ersten Quartal 2020 von der Hanseatic Transport Consultancy Dr. Ninnemann & Dr. Rössler GbR.
Abgefragt wurden nicht nur die Nutzung der Verkehrsmittel zum Arbeitsplatz sowie benötigte Zeit und Kilometer, sondern ebenso die Bereitschaft, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen und die Voraussetzungen, die einem Umstieg zu Grunde liegen.
„Für uns als Initiatoren dieser Studie ist das Ergebnis ein wichtiger Einstieg für weitere Gespräche mit den politischen Gremien“, erläutern Franziska Wedemann, Vorsitzende des Wirtschaftsvereins und für Dr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG ist klar: „Wenn wir Klimaneutralität wollen, müssen wir neue Mobilitätskonzepte entwickeln. Das Ergebnis zeigt, dass es Handlungsbedarf gibt und die Menschen zu Veränderungen bereit sind, sofern man gute Voraussetzungen dafür schafft.“
Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin des Citymanagements Harburg und channel hamburg, unterstreicht ihrerseist die Notwendigkeit einer besseren Anbindung nach Hamburg mit der weiteren Entwicklung des Innovationsstandorts Harburg: „In den letzten Jahren ist Harburg aus dem Dornröschenschlaf erwacht und hat sich zum attraktiven Wohn- und Arbeitsort entwickelt. Der Stellenwert des Tourismus wächst. Das alles erfordert ausgereifte, moderne Mobilitätskonzepte, die den Anforderungen der gesamten Region gerecht werden.“ Sie brachte nicht zum ersten Mal auch eine Fährverbindung zwischen Harburg und Hamburg ins Spiel, ebso eine zweite, westliche Elbquerung.
So würden über die Hälfte der Teilnehmer ihr Mobilitätsverhalten anpassen, wenn die Distanz zum öffentlichen Nahverkehr geringer wird. „Das spricht für eine Ausweitung des Netzes, weitere Stationen und eine zweite Elbquerung“, führt Christoph Birkel, Geschäftsführer hit-Technopark aus und ergänzt: „Viele unserer Mieter und Mitarbeiter beklagen den langen Arbeitsweg und die schlechte Erreichbarkeit. Das führt in einigen Fällen bereits zur Abwanderung in besser angebundene Stadtteile.“ Zwei Firmen haben jüngst, wie Birkel berichtete, das hit Verlassen. Der Grund: die schlechte ÖPNV-Anbindung. Um die hohe Wirtschaftskraft dieser Region nicht zu gefährden, müssen solchen Entwicklung etwas entgegensetzen werden, sagte er weiter und betonte, dass Hamburg im Süden nur dann wachsen könne, wenn sich die Arbeitnehmer in der Region adäquat bewegen könnten. Leider fahre die S-Bahn seit vielen Jahren am hit in Bostelbek vorbei: ein Malus. Die Diskussion mit der Politik über den hier notwendigen Bahnhof hätten sich in der Vergangenheit leider als sehr zäh beweisen, wusste er zu berichten. „Mit dieser S-Bahn Station könnte man ein sehr großes Problem lösen“, ist Birkel sicher.
Eine besondere Rolle nehmen die Mitarbeiter von Airbus in der Umfrage ein. Aufgrund der hohen Mitarbeiterzahl im Vergleich zur eher mittelständisch geprägten Unternehmensstruktur in der betrachteten Region, kamen circa 60 Prozent der Antworten von dort. Zwei Drittel aller Teilnehmer nutzen ausschließlich oder zum Teil den PKW zur Anreise zum Arbeitsplatz, der Rest verteilt sich auf Bahn, Bus, Fahrrad und zu Fuß. Bei den Airbus-Mitarbeitern gibt es darüber hinaus eine signifikante Nutzung der Fähre. Eine S-Bahn Station die auch Finkenwerder bediene sei daher unbedingt zu befürworten, betonte Franziska Wedemann,
Die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer hat eine tägliche Fahrzeit von 30 bis 60 Minuten pro Weg. Verbesserungen werden vor allem in den Bereichen kürzere Fahrzeiten bei Bahn und Bus, eine bessere Fahrplantaktung sowie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gewünscht.
Die Umfrageergebnisse untermauern aus der Sicht der Auftraggeber die zuletzt adressierte Forderung politischer und unternehmerischer Kreise, einen S-Bahn-Ring um Hamburg zu bauen (der Neue RUF berichtete), der die südliche Elbregion über eine zweite Elbquerung anbindet und gleichzeitig den Hauptbahnhof entlastet. Das Thema hatte der Harburger SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi ins Gespräch gebracht.