Mariahilf übernimmt Geburtshilfe vom AKH

Nicht ohne Hebammenkreißsaal
Mariahilf übernimmt Geburtshilfe vom AKH

(pm) Harburg. Die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) ist alarmiert: Die zuständige Gesundheitsbehörde hat mit den beiden Harburger Kliniken – Helios Klinik Mariahilf und Asklepios Klinik Harburg (AKH) – strukturelle Veränderungen beschlossen, ohne die Bürgerschaft oder den zuständigen Ausschuss vorab zu informieren.
Danach schließt die Asklepios-Klinik Harburg (AKH) ihre Geburtenstation zum Jahresende und die gynäkologische Abteilung, die Helios-Klinik Mariahilf schließt parallel dazu ihre Notfallaufnahme – so der Senatsbeschluss (der Neue RUF berichtete).
„Gegen diesen Beschluss regt sich in Harburg großer Widerstand – insbesondere bei jungen Eltern, die mich in den letzten Tagen darauf angesprochen haben: Sie fürchten, dass für Geburten, die ohne Komplikationen und keine sogenannten Risikogeburten sind, die Versorgung eingeschränkt und damit schlechter wird,“ berichtet Stöver. Auch fehle ein echter Wettbewerb, wenn es künftig in Harburg nur noch eins statt zwei Krankenhäuser mit einer Geburtenstation und gynäkologischen Abteilung gebe.
„Die zuständige Gesundheitssenatorin hatte den Senatsbeschluss damit begründet, dass im Sinne einer qualitativ besseren Patientenversorgung die jeweils vorhandenen Stärken der Kliniken ausgebaut und für die Versorgung besser genutzt werden sollen.
Stöver: „Das lässt den Rückschluss zu, dass Geburtenabteilungen mit kleiner Geburtenzahl von der Behörde einen mangelnden Qualitätsnachweis erhalten und somit in Hamburg all die Geburtsabteilungen auf dem Prüfstand stehen, die weniger als eine von der Behörde zu definierende Anzahl an Geburten nachweisen können“. Die CDU-Abgeordnete, die auch Gesundheitsexpertin in ihrer Fraktion ist, hatte bereits eine Selbstbefassung zu diesem Thema für die öffentliche Sitzung des Gesundheitsausschuss in der Bürgerschaft am 24. November beantragt – vergebens. „Die rot-grünen Regierungsfraktionen haben meinen Antrag auf Selbstbefassung im Ausschuss abgelehnt. Dabei wäre das eine Chance für mehr Transparenz gewesen – auch im Sinne der betroffenen Harburger“, bedauert die Harburger Abgeordnete.
Sie hat jetzt eine Schriftliche Kleine Anfrage an den Senat gestellt, in der sie unter anderem wissen will, ob es Pläne des Senats, weitere Abteilungen der Geburtshilfe zu schließen – im Sinne einer Zentralisierung und Konzentration, gibt? „Wenn ja, welche Standorte sind davon bedroht? Ab welcher Anzahl an Geburten ist eine Geburtsabteilung von einer Schließung bedroht?“ Auch will Stöver vom Senat wissen, warum zunächst im Beisein der Senatorin der Grundstein für ein neues Gebäude des Asklepios Krankenhauses (AKH) gelegt wurde, in welchem auch die Geburtshilfe eingeplant war und diese Pläne nun rückgängig gemacht wurden?
Nicht minder erstaunt ist auch Kurt Duwe. Der FDP-Bürgerschaftsabgeordneter aus Harburg, Kurt Duwe hat, durch eine Schriftliche Kleine Anfrage an den Senat weitere Informationen zur geplanten Änderung der Krankenhausversorgung in Harburg bekommen. Demnach planten die Behörde und die Vertreter der Harburger Krankenhäuser – Mariahilf und AKH – bereits seit April 2016 die nun beschlossenen Änderungen! Duwe: „Die Vorgehensweise macht deutlich, dass Patienten und Personal lediglich vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“
Der Senat werde sich weiteren Fragen stellen müssen. Zum Beispiel: „Wie kann es sein, dass Neubauten, die vor kurzem eingeweiht oder derzeit im Bau befindlich sind, bereits aller Voraussicht nach mit Hilfe weiterer Steuergelder erneut umgebaut werden müssen?
Die Konzentration der Notaufnahme im AK Harburg führt ebenfalls zu jeder Menge Kritik.  Duwe weiter: „Wenn Betreiber und Behörden jetzt aus tiefer Überzeugung die Vorteile der Bündelungen anpreisen, müssen Sie sich fragen lassen, warum diese Erkenntnis erst nach teuren Umbaumaßnahmen und  bis dato gegenteiligen Planungen erfolgte.“
Viele Klinik-Mitarbeiter (Ärzte, Hebammen, Schwestern) seien nach Erkenntnis von Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung, nur  sehr spät von ihren Arbeitgebern  informiert worden und „haben bereits mit den Füßen abgestimmt und sich neu orientiert (sprich: Sie haben zum 1. Januar gekündigt), sagte Kurt Duwe. Erstaunlich findet Fischer auch, dass weder praktizierende Ärzte, noch das Gesundheitsamt in Harburg und auch nicht die Bezirksversammlung sowie die Verwaltung informiert worden seien. Die Vermutung der Gesundheitsbehörde, die AKH solle ihre geburtshilfliche Abteilung schließen weil zu viele werdende Mütter aus Niedersachsen hier entbinden, sei absurd, stellte Fischer fest. Nicht zuletzt sei der geltende Krankenhausbedarfsplan verbindlich.
Fischer zu bedenken,  dass die Mariahilf-Klinik ohne Notaufnahme quasi amputiert sei, da bis zu 50 % ihrer Patienten über die Notaufnahme in die Klinik eingewiesen würden. Auch kartellrechtliche Fragen seien darüber hinaus zu prüfen. Der Fraktionsvorsitzende wies auch darauf hin, dass die AKH auch den Anspruch habe, ein Krankenhaus mit Vollversorgung zu sein. Fischer: „Das wäre dann aber nicht mehr gegeben. Unter diesen Umständen sei es zwingend notwendig, „dass dieses Thema durch die Bürgerschaft muss.“  Diesen Alleingang der Gesundheitsbehörde  und ihrer Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks wolle man nicht hinnehmen.
Die SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung begrüßt indessen ausdrücklich die Schaffung eines Hebammen-Kreißsaals in der Helios Mariahilf Klinik und möchte einen Referenten dieser Klinik in den Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz einladen, um über die Umsetzung der Umstrukturierung der medizinischen Versorgung in Harburg, insbesondere bezüglich der Geburtenstation,  zu berichten. Dabei sei besonders auf die Planungen zur Schaffung eines von Hebammen geleiteten Kreißsaals einzugehen.
Um Licht in das Dunkel zu bringen, fährt die CDU zweigleisig. Sie bringt einen Antrag in die Bezirksversammlung ein und eine Reihe von Abgeordnetetn haben eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet.
Duwe fasst zusammen: „Dass sich der für Krankenhaus – und Investitionsplanung zuständige Landesausschuss in seiner November Sitzung mit den längst beschlossenen Umstrukturierungen befassen soll, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Der Landesausschuss ist doch kein Abnickverein! Darüber hinaus drückt sich der Senat vor einer Aussage, wieviel der gezahlten Investitionszuschüsse ihren Nutzen durch die Umstrukturierung verlieren.“