Zum Wohle der Lebensqualität

mk - Auch der Marktplatz und die Marktpassage sollen vom EU-Projekt „Clever Cities“ profitieren.

Zum Wohle der Lebensqualität

Neugraben-Fischbek wird zum Pilotgebiet des EU-Programmes „Clever Cities“

Wenn der Hauptausschuss des Bezirksamtes Harburg am 8. Mai grünes Licht gibt, wird die Region Süderelbe urplötzlich im europäischen Rampenlicht stehen. Warum? Dann kommen Neugraben und Fischbek in den Genuss von Geldern des EU-Projektes „CLEVER Cities“ aus dem Förderprogramm Horizon 2020, um generell die Lebensqualität zu erhöhen.
Laut Antrag des federführenden Fachamtes Stadt- und Landschaftsplanung geht das ambitionierte Vorhaben auf das Projekt „CLEVER Cities“ (kurz: CLEVER) auf eine Ausschreibung der Europäischen Kommission im Förderprogramm Horizon 2020 mit dem Titel „Demonstrating innovative nature-based solutions in cities“ (deutsch: „Aufzeigen innovativer, naturbasierter Lösungen in Städten“) und im Näheren auf das Thema „naturbasierte Lösungen im Bereich inklusiver Stadterneuerung (2017)“ – Smart and Sustainable Cities zurück. Auf Hamburger Seite wären die Senatskanzlei (SK), die Behörde für Umwelt und Energie (BUE), der Bezirk Harburg sowie der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) mit von der Partie.
Was versteckt sich nun genau hinter den Planungen? CLEVER Cities nehme sich laut Fachamt vier Herausforderungen der Stadterneuerung an: Menschliche Gesundheit fördern durch Aussetzung von Lärmbelästigung oder Luftverschmutzung, dauerhaftes wirtschaftliches Wohlergehen durch Reduzierung hoher Armutsraten und gleichzeitiges Vorantreiben lokaler und regionaler Wertschöpfungsketten durch verbesserten Zugang zu Arbeitsplätzen und Ermutigung zu externen Investments und Start-ups; sozialer Zusammenhalt und Umweltgerechtigkeit durch Verbesserung gleicher Verteilung und des Zugangs zu ökologischer Qualität sowie Stärkung der Sicherheit der Bürger durch die Minimierung der Gefahr von Naturkatastrophen (z.B. Überflutung), listet das Fachamt im Behördendeutsch auf. Und nun kommt es: Hamburg als Teilnehmer stelle mit dem Gebiet Neugraben-Fischbek ein Pilotgebiet. Ziel sei es, die Fähigkeit und das Potenzial der naturbasierten Lösungen in diesen Testzonen unter Beweis zu stellen, indem die Techniken der naturbasierten Lösungen in Bezug auf technische, soziale, wirtschaftliche Innovation angewendet werden und gleichzeitig ein lokaler Nutzen erzielt wird. In der Praxis würde das Ziel verfolgt werden, dass die Landschaft in den Stadtteil Neugraben gebracht wird. Dies solle auf unterschiedlichen Wegen in verschiedener Art und Weise und für „alle Sinne“ (gebaut, visualisiert, akustisch etc.) erfolgen. Es gehe darum, die Standortqualitäten der Lage im Grünen und die neuen Siedlungserweiterungen dazu zu nutzen, dass sich auch die Lebensqualität im Neugrabener Zentrum und in den bestehenden Siedlungen (z.B. Siedlung Sandbek) nachhaltig verbessere. Ziele der Hamburger Interventionen seien: Barrieren zwischen Teilbereichen mit unterschiedlichen sozialen Strukturen überwinden (durch: Wegeverbindungen, „grüne“ Inszenierungen), Bewohner motivieren, sich mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu bewegen und dadurch Gesundheit und Fitness zu befördern (durch: attraktive Wegeverbindungen, Angebote für Bewegung und Sport, Schaffung attraktiver Aufenthaltsräume und sozialer Orte für alle Bewohner sowie Bewusstseinsstärkung für den Umgang mit der natürlichen Umgebung).
Die Erarbeitung der Teilprojekte im festgelegten Gebiet solle in einen innovativen Beteiligungsprozess eingebunden werden, der auf den Erfahrungen aus dem „Finding Places Prozess“ aufbaut, zählt der Antrag auf. Für die Region Neugraben werden vier Zonen genannt, wo das Projekt Clever-Cities greifen soll. Für Neugraben wären die Bereiche des Neugrabener Wochenmarktes, der Fußgängerzone, der Fußgängerbrücke/S-Bahnstation/P+R-Station Neugraben (grüne Inszenierung der Fußgängerbrücke zum S-Bahnhof Neugraben als High-Line, Natur auf dem Parkhaus, Lernen auf dem Dach: Kräuter, Früchte, ggf. Bienen; Regenwasserinszenierung an der Außenwand)/Sport-Park Vogelkamp (Bewegung, Erholung, Kommunikation) vorgesehen. Am Aschenland würde man die Aspekte Produkte und Speisen aus den Ländern der Zuwanderer kennenlernen, im Bereich der Unterführung „Aschenland“ mit angrenzendem Schulhof der Stadtteilschule Fischbek die Punkte Schulhofgestaltung, Urban Gardening und Verarbeitung, Kommunikation und Lernen unterstützen. Im Bereich des Dorfkerns Fischbek stünden die Aspekte Umgestaltung des Kulturzentrums, Aktivspielplatz, kulturhistorische Intervention, Kennenlernen historischer Gebäude, landwirtschaftlicher Produkte durch Kurse, Verkauf oder Rundgänge auf dem Programm. Im Bereich der Siedlung Sandbek würde man unter anderem den Sportpark oder die Umgestaltung des Regenrückhaltebecken zu einem Lern-Standort (was wächst da?) vorantreiben, so das Fachamt. Eine Projektleitungsstelle zur Koordination der Gesamtmaßnahme soll voraussichtlich im Juni, befristet für drei Jahre, besetzt werden, hinzu käme eine Projektassistenz zur Unterstützung der Projektleitung, ebenfalls ab Frühsommer. Die Projektleitung wird als Stabsstelle dem Dezernenten Wirtschaft, Bauen, Umwelt zugeordnet. Die Planung und Umsetzung der landschaftsbaulichen Maßnahmen sei von Mai 2018 bis April 2021 vorgesehen. Die Gesamtkosten würden sich laut Fachamt auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen.