1962 brachen die Scheiben der Fähre schon einmal

Foto: pm -Mit einem der MS Altenwerder baugleichen Schiff war Ernst-August Plötz am 15. Februar 1962 unterwegs als die Scheiben barsten. Hier liegt neben der Altenwerder als das Foto enstand rein zufällig die „TollerortÒ die vor einer Woche im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand

1962 brachen die Scheiben der Fähre schon einmal.

Auch damals Wassereinbruch und keine Panik.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Donnerstag vergangener Woche – zunächst in den sozialen Medien – die Nachricht von der gebrochenen Frontscheibe eines HADAG-Dampfers, der auf der Strecke Teufelsbrück – Airbus unterwegs war (siehe gesonderter Bericht). Eine gewaltige Welle, aufgetürmt von einer Orkan-Böe, war gegen die Scheibe gekracht, entsprechend spektakulär waren die Bilder.
Doch es war – anders als zunächst angenommen – nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Wenige Tage später meldete sich sich Ernst-August Plötz (87) aus Finkenwerder bei der Presse. Er berichtete, dass sich ein annähernd gleicher Vorfall auch am 15. Februar 1962, einen Tag vor der veheerenden Sturmflut-Nacht jenes Jahres, ereignet hatte. Plötz war gegen 18 Uhr mit einer der MS Altenwerder (die heute als Kulturschiff am Stack liegt) baugleichen Hafenfähre auf dem Heimweg nach Finkenwerder gewesen. Die Elbe sei sehr kappelig gewesen und rau und das Schiff schaukelte in den Wellen. Aber gedacht habe sich niemand etwas dabei, denn auch solche Wetterkapriolen habe man auf Finkenwerder bereits mehrfach erlebt. Bis es plötzlich krachte und die Scheiben im vorderen Bereich der Fähre zu Bruch gingen und Wasser ins Passagierdeck strömte. Nein – Panik sei zu keinem Zeitpunkt aufgekommen, die Fahrgäste hätten sich ruhig und ohne Hektik in den hinteren Bereich des Schiffes sowie aufs Oberdeck begeben und seien auf Finkenwerder über die wackelige Brücke an Land gegangen. „Der Kapitän hat in der Situation ruhig Blut bewahrt“, erzählt Plötz. Vierundzwanzig Stunden später dann das nächste einschneidende Erlebnis: Die Sturmflut brach auch über Finkenwerder herein und bei Familie Plötz stand das Wasser im Haus 4 m hoch. Auch daran erinnert sich der Senior heute ganz genau.