Wollen uns in den Stadtteil öffnen

So soll das neue Airbus-Dienstleistungszentrum am Westende von Finkenwerder nach der Fertigstellung aussehen

Wollen uns in den Stadtteil öffnen

Airbus baut Dienstleistungszentrum und löst Nahversorgungsdefizit

Mit seiner geschwungenen Architektur soll das neue Dienstleistungszentrum (DLZ) von Airbus am Neßdeich neben dem Osttor ein echter Hingucker werden. Auf der Fläche am westlichen Ortsausgang von Finkenwerder, wo sich früher u.a. der Baumarkt Elgehausen befand, soll, genau gegenüber vom Kinau-Haus, ein Neubau entstehen, der im Idealfall 2021/2022 fertiggestellt werden könnte. Was Finkenwerder an dieser Stelle erwartet, erläuterten die Fachleute am Montag in der öffentlichen Plandiskussion in der Pausen-Mehrzweckhalle der Stadtteilschule. Etwa 150 Finkenwerder hatten sich eingefunden, um die Details zu erfahren und Fragen dazu zu stellen. In Anlehnung an die Produkte des Werkes – Flugzeuge – ließen sich die Architekten einen propellerförmigen Neubau, bestehend aus sechs in ihrer Geschossigkeit (aber nicht höher als 20 m) unterschiedlich hohen „Bügeln“, einfallen. Unter seinem Dach sollen ein Supermarkt, ein Restaurant, eine Sport-, Fitness- und Gesundheitseinrichtung, eine Kindertagesstätte und ein Hotel (4400 Quadratmeter mit Zufahrt im östlichen Bereich) sowie eine Bäckerei/Café nebst – nicht ganz unwichtig – dem Airbus-Besucherzentrum entstehen – viele attraktive Angebote auf rund 18.000 Quadratmetern für die Bewohner von Finkenwerder sowie für die Airbus-Mitarbeiter, wie Michael Mathe, Amtsleiter Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Mitte, erklärte.
Ausschlaggebend für den Neubau war der Bedarf von Airbus: Empfing das Werk bisher, als touristischer Magnet, 50.000 Besucher pro Jahr, so werden es in Zukunft 125.000 sein. Der aktuelle Periport bietet aktuell keine befriedigende Lösung mehr. Eine zweigeschossige Rotunde, an die die „Bügel“ andocken, wird zum Zentrum des Besucherzentrums.
Während das öffentlich zugängliche Fitness-Center (1200 Quadratmeter) und der Supermarkt, ein Vollsortimenter (der im Westen des Stadtteils bisher fehlte, sogar von einem Nahversorgungsdefizit ist die Rede), im westlichen Bereich untergebracht sind, findet das Hotel mit etwa 120 Zimmern seinen Platz im südöstlichen Teil. Geplant sind auch mehrere Arztpraxen, allerdings sei es, wie es am Montag hieß, schwierig, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) von der Notwendigkeit zu überzeugen, Zulassungen für Fachärzte auf Finkenwerder zu genehmigen. Argument der KV: Der Bezirk sei bereits überversorgt. Zwei Drittel des Neubaus werden unterkellert sein und Raum für eine Tiefgarage mit 200 kostenpflichtigen Stellplätzen bieten. Dem gastronomischen Bereich stehen insgesamt 9000 Quadratmeter zur Verfügung, so Mathe weiter, während die Kita (die Nachfrage ist im Ort sehr groß), für die noch ein Träger gesucht wird, über 700 Quadratmer Innen- sowie 600 Quadratmeter Außenfläche verfügt. Davon könnten etwa 100 Kinder einen Nutzen haben.
Insgesamt werden etwa 26.800 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Aber auch die Techiker Krankenkasse sowie ein Reisbüro werden hier mit Büros vertreten sein; unter Umständen auch eine Apotheke, ein Optiker, ein Kiosk oder ein Blumengeschäft.
Auf Ablehnung stieß der Neubau als solcher nicht. „Das geplante Dienstleistungszentrum wird nicht nur Airbus besser nach außen vertreten. Es nützt auch Finkenwerder mit der Nahversorgung, der Kita, den Fitness – und Gesundheitsangeboten, die auch für die Bürgerinnen und Bürger auf Finkenwerder zugänglich sind,“ stellte der Finkenwerder SPD-abgeordnete Markus Schreiber fest.
Was aber die Finkenwerder umtreibt, ist die Angst vor zusätzlichem Verkehr. Bereits jetzt hat der innerörtliche Verkehr wieder stark zugenommen, ebenso der ruhende Verkehr im Bereich Pamirweg und Kinau-Alle/Ploot. Von unhaltbaren Zuständen berichtete Claus Zapp. Adolf Fick (Obstbauer) mahnte: „Bevor hier ein ein Neubau vorgestellt wird, hätten wir ein fundiertes Verkehrskonzept erwartet.“ Michael Osterburg (Grüne), stellv. Vorsitzender des Stadtplanugsausschusses, regte an, das Problem durch „Anwohnerparken“ wie es auch in anderen Stadtteilen des Bezirkes praktiziert werde, zu lösen. Der Bauherr, vertreten durch den Werksleiter Georg Mecke, versprach, alles zu unternehmen, um den zusätzlich generierten Verkehr mittels eines innovativen Verkehrsleitsystems über die Umgehungsstraße zu lenken. Denn Ziel von Airbus sei es, sich mit dem neuen Dienstleistungszentrum „in den Stadtteil zu öffnen.“ Ihm sei es im Übrigen unerklärlich, weshalb Airbus-Mitarbeiter außerhalb des Werkgeländes parken würden und lange Fußmärsche in Kauf nähmen, wo doch für jeden Airbus-Mitarbeiter auf dem Werksgelände ein Pkw-Stellplatz zur Verfügung stünde. Mecke konnte auch bestätigen, dass vom gegenüber des DLZ liegenden Kleingartenvereins definitiv keine Flächen in Anspruch genommen werden.
„Das Dienstleistungszentrum ist sicher ein spannendes Projekt, auch mit Vorteilen für Finkenwerder. Dieses Bauvorhaben kann aber nur realisiert werden, wenn Airbus und die Zulieferbetriebe künftig aktiv an einer Lösung gegen die enormen Verkehrsbelastungen, die es hier wieder gibt, mitarbeiten,“ sagte Ralf Neubauer, Vorsitzender des Regionalausschusses Finkenwerder. Deshalb habe die Bezirksversammlung auch beschlossen, dass im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens ein Verkehrsgutachten eingeholt werden muss. Außerdem sei es wichtig, „dass für die derzeitigen Nutzer der Fläche gesorgt ist.“ Matthias Lloyd (CDU-Fraktion) schränkte ein: „In Bezug auf die Verkehrslage in Finkenwerder bin ich mittlerweile der Auffassung, dass ein ganzheitlicher Ansatz fehlt. Wir rennen den Entwicklungen hinterher und Gespräche mit Airbus oder Anlieferern (die ihre Angestellten darauf hinweisen, sie mögen doch bitte die UFI nutzen) bringen nicht wirklich etwas. Meines Erachtens brauchen wir für die Zukunft ein ganzheitliches Verkehrskonzept mit neuen infrastrukturellen Maßnahmen.“
Angesichts des Umstandes, dass mit der Umsetzung des Bebauungsplanes Finkenwerder 32 etwa 560 neue Wohnungen entstehen (und etwa 120 weitere am Steendiek), sei diese Entwicklung im Westen von Finkenwerder zu begrüßen, betonte Mathe. Das Investitionsvolumen beträgt 60 Millionen Euro (null Euro Steuergelder). Das DLZ wird von der Property Team AG/HiH Real Estate GmbH und deren Partner errichtet.
Was auf der Strecke geblieben ist, ist eine Dreifeldsporthalle. Sie wird nicht gebaut. Die Hallenzeiten hätten eventuelle Nutzer mieten müssen. Die Kosten waren jedoch, wie Osterburg betonte, zu hoch.
Für das DLZ wird noch ein Name gesucht. Drei Vorschläge werden durch eine Jury prämiert. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an ideenwettbewerb@aibus.com. Als Preise winken eine besondere Werksführung inkl. fünf Begleitpersonen.