Wie Corona die Welt verändert hat

Wie Corona die Welt verändert hat.

ARD-Börsenexperte Markus Gürne exklusiv im Interview.

Als Kriegs- und Krisenreporter, ARD-Börsenexperte und Buchautor ist Markus Gürne ein großartiger Gesprächspartner – für die Teilnehmer:innen des Online-Events „Wie Corona die Welt verändert hat“ der Hamburger Volksbank und exklusiv im Interview.

Sie haben mal gesagt, dass Sie während der Pandemie in keinem anderen Land als Deutschland sein möchten. Hat Ihre Aussage heute immer noch Bestand?
Markus Gürne: Ja, auf jeden Fall. Ich habe in vielen anderen Ländern gelebt und weiß daher, wie ein nichtfunktionierender Staat aussieht. Unserer ist verliebt in Bürokratie, was die Sache zwar nicht effizient und schnell macht, aber im Großen und Ganzen lief in Deutschland alles gut.
Damit sind wir gleich beim Stichwort Digitalisierung. Haben wir aufgeholt?
Markus Gürne: Deutschlands Industrieprodukte – „made in Germany“ – sind weltweit angesehen und gefragt, aber in der Digitalisierung sind wir wirklich nicht gut. SAP ist zum Beispiel ein Konzern, der in den Weltrang-Statistiken immer wieder auftaucht. Dazu kommen Start-ups und viele innovative kleine Unternehmen. Bei Konzernen sieht es hinsichtlich Technologisierung allerdings weniger positiv aus. Gerade in letzter Zeit haben wir viele neue Dinge erlebt – nach dem Online-Banking kam das Homeoffice. Das sind alles Dinge, die wir so gemacht haben, weil es nicht anders ging. Wir haben also mehr reagiert als agiert. Außerdem nutzen wir hierbei viele amerikanische und chinesische Produkte, aber kaum bis keine europäischen oder deutsche. Der Druck nach eigenen Produkten, nach Emanzipation ist also hoch: Nach Corona werden die USA und China noch einmal an Tempo zulegen. Wenn wir nicht aufpassen, sind wir von diesen Ländern bald weit entfernt.
Lässt sich der Digitalisierungsboom mit den Nachhaltigkeits- und Klimazielen vereinbaren?
Markus Gürne: Digitalisierung und Nachhaltigkeit passen gut zusammen. Ein Glaubenssatz von mir ist, dass Ökonomie und Ökologie zusammengehören: Ökonomie finanziert Ökologie, es stellt sich nur immer die Frage, in welchem Zeitraum wir was tun müssen. Das Wichtigste dabei ist, dass die Bürger:innen wissen müssen, wie sie durch ihr Risikokapital mindestens so viel Druck aufbauen können, wie diejenigen, die auf die Straße gehen. Wir werden den Wandel nur schaffen, wenn wir viel Kapital in die Transformation stecken, sodass die Unternehmen den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft bewältigen und die Wichtigkeit von schnellem Handeln erkennen. Das macht auch deshalb Sinn, weil in einem kapitalistischen System wie unserem Wachstum immer ganz wichtig ist. Es gibt viele Wachstumschancen in der Nachhaltigkeit, die man durch Investitionen und neue Produkte nutzen muss. Und es gibt ein wunderbares verbindendes Element zwischen Ökonomie und Ökologie: die Rendite.
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