„Wer will denn den ganzen Tag im Schatten leben?

mk -Die SPD-Politiker Natalia Sahling und Sören Schinkel-Schlutt (5. und 6. v.l.n.r.) hörten sich die Sorgen der Anwohner an

„Wer will denn den ganzen Tag im Schatten leben?.

Neubaugebiet Dorflageweg: Streitgespräch Anlieger – Politiker.

Mit großer Sorge sehen viele alteingesessene Bürger am Dorflageweg/Am Kleinfeld die Pläne für ein neues Wohnquartier. Anfang Januar 2021 hatte Projektentwickler Dr.-Ing. Steffen Pekruel vom Büro P3-ProjektPartner im Stadtentwicklungsausschuss über das Vorhaben ausführlich referiert. Bereits seit Längerem haben Verwaltung und Investoren ein Auge auf die Fläche geworfen, auf der laut Aussage des Projektentwicklers seit rund 50 Jahren keine städtebauliche Entwicklung mehr stattgefunden habe. Der Bebaungsplan beruhe auf der Städtebauentwicklung von 1968. Eine Anpassung der Städtebauentwicklung an die Infrastrukturentwicklung sei bisher nicht erfolgt, erklärte Pekrul. Zurzeit dominieren in erster Linie ein Hochhaus (eigentlich wären nach dem alten Bebauungsplan noch zwei bis drei weitere möglich), mehrere Einfamilienhäuser, Parkplätze und ein Umspannwerk die Szenerie. Pekrul erläuterte, das die Verwaltung Vorüberlegungen angestellt habe, um eine Entwicklung zu einem zentrumsnahen und verkehrsgünstig in der Nähe des S-Bahnhofs Neugraben gelegenen Wohnquartiers zu erreichen.
Falls die vorgestellte Planung Realität werden sollte, steht der Gegend eine dramatische Änderung ins Haus. Pekrul zeigte unter anderem eine Computersimulation, die eine mehrgeschossige Blockrandbebauung entlang des ganzen Dorflageweges enthielt. Nur zur Straße Kleinfeld bliebe es weitgehend offen. Eine Blockrandbebauung schirme den Lärm vom Süderelbebogen und der naheliegenden Bahnlinie zuverlässig ab, verteidigte der Projektentwickler diese Option. Bei einem Lokaltermin mit den SPD-Politikern Sören Schinkel-Schlutt (Fachsprecher Stadtentwicklung) und Natalia Sahling machten einige Anwohner ihren Sorgen und ihren Unmut über die Planungen Luft. In erster Linie ging es bei diesem Treffen um den Bauabschnitt I mit rund 133 Wohneinheiten. Die Kritik der Anwohner entzündete sich zum einem an den vorläufigen Planungen, an der Ecke Dorflageweg/Am Kleinfeld in Sichtweite des Süderelbebogens ein voraussichtlich siebenstöckiges Punkthaus zu errichten. Ein älteres Ehepaar, das seit Längerem auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Stadthaus wohnt, befürchtet eine starke Verschattung der umliegenden Gebäude – zumal bald auch am Süderelbebogen ein mehrgeschossiges Polizei/Verwaltungsgebäude entstehe. „Wer will denn den ganzen Tag im Schatten leben? Wenn das Punkthaus an dieser Stelle gebaut wird, dann verkaufen wir“, machten die beiden Bürger ihre Sicht der Dinge unmissverständlich klar. Daneben führten die Anlieger noch zahlreiche weitere Kritikpunkte an. Durch die massive Bebauung sehen sie beispielsweise den Rand des ursprünglichen Dorfkerns mit seinem altem Baumbestand in Gefahr. Durch die geplante Anzahl von circa 280 neuen Wohneinheiten auf relativ engem Raum bestehe laut Anwohner die Gefahr der Bildung eines sozialen Brennpunktes. Der Blockbau passe optisch nicht ins Umfeld. Angst haben die Bürger auch vor einem Wertverlust durch die Neubauten. Moniert wurde ebenfalls, dass es wegen der Neubürger zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen (die Parkplatzsituation gestalte sich schon aktuell problematisch) und demzufolge zu einer größeren Lärmbelästigung kommen würde, fasste Rüdiger Strobl vom Stadtteilbeirat Neugraben zusammen. Als Alternative für die massive Bebauung am Dorflageweg schlugen die Anwohner Tonhäuser, Reihenhäuser analog zur Siedlung und Doppelhäuser vor.
SPD-Politiker Schinkel-Schlutt hörte sich die Kritik in Ruhe an. Er betonte, dass man nicht alles von vornherein ablehnen sollte. Es sei auch noch nichts in trockenen Tüchern. Erst müsste der neue Bebauungsplan verabschiedet werden, dann würden fünf Architektenbüros ihre Entwürfe einer Jury vorstellen.Im Stadtentwicklungsausschuss wären nur schematische Modelle gezeigt worden, die mit der Realität nicht deckungsgleich wären. Es stehe auch noch nicht fest, dass das Punkthaus im Bauabschnitt I genau an dieser Stelle hochgezogen wird. Persönlich finde er das mehrgeschossige Hochhaus gut, er habe keine Probleme damit. Er sehe auch keine Entwicklung zu einem sozialen Brennpunkt infolge des Bau-Projektes. Immerhin sei für das Neubaugebiet ein Drittel Eigentumswohnungen vorgesehen. Einer angeblich starken Erhöhung des Verkehrsaufkommens widerspreche aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen im Vogelkamp Neugraben, wo er wohne. Viele der dortigen Bewohner verzichteten auf einen eigenen Pkw, weil Nahverkehrsmittel sowie Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleister in direkten Nähe angesiedelt seien, erläuterte Schinkel-Schlutt. Dieser versprach den Anliegern, dass sie zeitnah über die aktuellen Entcheidungen und Veranstaltungen informiert würden.