Wenn ein Heimatmuseum umzieht …

1. Vorsitzender Gerd Nitzsche stand den Umzugshelfern mit Rat und Tat zur Seite und fand auch die richtigen Schlüssel Foto: au

Wenn ein Heimatmuseum umzieht ….

Startschuss für Sanierungsmaßnahmen.

Es ist wuselig an diesem frühen Montagmorgen im alten Wilhelmsburger Amtshaus von 1742: Mehr als 500 Kartons, unzählige Bilder, alte Trachten, schwere Holztruhen, sperrige Kutschen und vieles mehr müssen umziehen. Denn endlich geht es los mit der Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes, in dem seit mehreren Jahrzehnten das Museum Elbinsel Wilhelmsburg untergebracht ist (der Neue RUF berichtete). Mehr als drei Jahre haben Gerd Nitzsche, 1. Vorsitzender des Vereins Museum Elbinsel Wilhelmsburg, und sein Team auf diesen Moment gewartet. „Wir freuen uns sehr, dass es nun endlich losgeht. Der Beginn der Sanierung hat sich ja leider immer wieder verzögert“, erinnert sich Nitzsche.
Doch einfach mal umziehen, das ist bei einem Museum gar nicht so einfach. Luftpolsterfolie auf großen Rollen, zahlreiche Kartons, Malervlies zum Schützen der Ausstellungsstücke stehen und liegen an jeder Ecke. „In dem Ausmaß haben wir bisher selten einen Umzug gemacht. Das ist sehr spannend“, erzählt Projektleiter Benjamin Blume vom ausführenden Umzugsunternehmen Sellenthin. 13, 14 Männer sind eine Woche lang jeden Tag vor Ort, um das ganze Inventar des Museums nach Harburg in die Nähe des Bahnhofs zu verbringen. Dort stehen Räumlichkeiten in der alten Post zur Verfügung, unter anderem alte Luftschutzräume, um die alten Sachen für die Zeit der Sanierung unterzubringen. „Alles, was wir bewegen, ist historisch. Da brauchen wir schon Mitarbeiter mit Fachkenntnissen, zum Beispiel Tischler, die wissen, was zu tun ist“, so Blume weiter.
Der erste LKW ist schon Richtung Harburg unterwegs, viele weitere folgen im Laufe der Woche. Dabei kommt es auch mal zu der einen oder anderen Schwierigkeit, wie Gerd Nitzsche weiß. Der 73-Jährige – von allen nur Needle genannt – ist auf der Suche nach einem Schlüssel, um eine Vitrine aufzuschließen, in dem alte Fahnenschwenker ausgestellt sind. Doch das dauert bei der Fülle an alten Schlüsseln, die ihm zur Verfügung stehen. „Jawohl, ich hab ihn“, ruft er erfreut auf, als die Vitrine sich öffnet.
So einfach wird es bei dem alten, grünen Federwagen von 1890 allerdings nicht werden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts diente der Wagen dafür, Gemüse über die Elbe nach Hamburg zu bringen, anschließend fand der Wagen seinen Weg ins Museum und diente als Anschauungsstück im Bereich Landwirtschaft des Museums. „Da kommen nun extra Stellmacher vom Freilichtmuseum Kiekeberg her und zerlegen die Kutsche in seine Einzelteile, sonst bekommen wir das hier nicht raus“, weiß Gerd Nitzsche. „Und die einzelnen Stücke werden wir über einen Schrägaufzug durch ein Fenster nach unten transportieren“, ergänzt Benjamin Blume. So arbeiten der Museumsverein, der bereits in den Wochen zuvor vieles sortiert, eingepackt und aufgeräumt hat, Hand in Hand, bis auch der letzte Karton seinen Weg in den LKW gefunden hat.
Doch auch wenn es nun endlich losgeht und die Freude darüber groß ist, wird Gerd Nitzsche nicht müde, auch für das dringend benötigte Nebengebäude in die Bresche zu springen. Der Verein brauche das Gebäude, das mal als Schule diente, um dort weitere Exponate sowie Büroräume für den Verein unterzubringen. Noch ist die Sanierung dieses Gebäudes nicht im Plan enthalten. „Der Zustimmung unserer Mitglieder vorausgesetzt, würden wir uns mit unserem Vereinsvermögen an der Sanierung des Gebäudes beteiligen“, so Gerd Nitzsche.