Was nicht in den Geschichtsbüchern steht

FLMK -Ausgebombte Vertriebene und Flüchtlinge bewirtschafteten nach 1945 kleine Parzellen neben den Nissenhütten in denen sie Unterkunft gefunden hatten

Was nicht in den Geschichtsbüchern steht.

„Gelebte Geschichte“ stellt das Leben, wie es früher war, dar.

Wie war der Alltag auf dem Land um 1804, 1904 und 1945? Ab dem Wochenende 25. und 26. Juli erleben Besucher des Freilichtmuseums am Kiekeberg wieder, wie Menschen früher auf dem Land lebten: Die ehrenamtlichen „Gelebte Geschichte“-Darsteller führen ihnen in rekonstruierter Kleidung den Alltag von Bauern vor 200 Jahren, von Elbfischern vor 100 Jahren und von Flüchtlingen in der Notzeit vor 75 Jahren vor. Knapp vier Monate gab es durch coronabedingte Einschränkungen keine Vorführungen.
„Wir sind glücklich darüber, dass die Gelebte Geschichte-Gruppe unseren Besuchern wieder den Alltag ihrer Vorfahren zeigen kann“, freut sich Stefan Zimmermann, Direktor des Freilichtmuseums und erläutert: „Sie vermitteln Jung und Alt das, was nicht in den Geschichtsbüchern steht: die Rollen in der Familie, tägliche Aufgaben oder damalige Werkzeuge.“
Vor 200 Jahren lebten die Heidebauern ohne Strom im kargen Hof: Bei der Gelebten Geschichte 1804 sehen Besucher, wie die Bäuerin am Spinnrad spinnt oder Kleidung strickt und bestickt. Der Bauer versorgt die Schweine und Hühner, während die Kinder Gänse auf die Streuobstwiese treiben. Interessierte erleben hautnah frühere Alltagsaufgaben wie Holzhacken, Schnitzen oder Ausbesserungen der alten Gebäude – auch Bierbrauen gehörte dazu.
100 Jahre später lebt eine Fischerfamilie in der Winsener Marsch schon mit spärlichem elektrischen Licht. Die Gelebte Geschichte 1904 zeigt, wie der Fischer seine Netze flickt oder Heringe und Forellen räuchert. Die Familie baut im hauseigenen Kräutergarten Gemüse für den Hamburger Markt an. Besucher sehen, wie der Fischer für die Gartenarbeit seine Sense instand setzt.
Nur 40 Jahre später kämpften insbesondere die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ums Überleben: Die Darstellergruppe 1945 zeigt, wie sie Brennnesseln und Eicheln sammeln und auf der Kochhexe zu Tee kochen. Besucher sehen ihren Neuanfang in der Nissenhütte, einer damaligen Notunterkunft – Geschichte zum Anfassen.
Das Freilichtmuseum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet – die Vorführungen finden den ganzen Tag über statt. Der Eintritt kostet 9 Euro; für Besucher unter 18 Jahren ist er frei.
Die Idee der so genannten „Living History“ stammt aus den angelsächsischen Ländern, Skandinavien und den Niederlanden. Seit 2004 ist das Projekt Gelebte Geschichte ein fester Bestandteil des Programms im Freilichtmuseum.
Weitere Gelebte Geschichte-Termine 2020: 1904/1945 am 22./23. August, 10 bis 18 Uhr; 1804/1945 am 5./6. September, 10 bis 18 Uhr; 1804/1904/1945 am 10./11. Oktober (Kartoffeltag), 10 bis 18 Uhr.