SuedKultur will erste Hamburger Artothek im Bezirk aufbauen

Anke de Vries unterstützt die Idee einer Arthotek in Harburg. Foto priat

SuedKultur will erste Hamburger Artothek im Bezirk aufbauen
CDU-Antrag in der BV trägt Früchte

(pm) Harburg. Die Idee ist so spektakulär unspektakulär, dass es ein Wunder ist, dass es sie in Hamburg noch nicht gibt: eine Artothek. Dies will eine Gruppe Kunstinteressierter der freien Initiative SuedKultur nun ändern und bekommt dabei Unterstützung von der Alfred Toep­fer Stiftung FVS. Eine Artothek ist wie eine Biblio-, Audio- oder Videothek eben eine Ausleihstelle für Kunst. Bilder, Skulpturen, Grafiken oder Fotografien meist regionaler Künstler sind für ein geringes Entgelt und inklusive einer Versicherung leihbar, schmücken zuhause den Wohn-, oder im Büro den Arbeitsbereich und fördern unwillkürlich die Auseinandersetzung mit Techniken, Inhalten und dem Kunstschaffenden selbst.
SuedKultur will nun in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Expertise einholen und ein Konzept passend für Harburg erstellen, um eben im Bezirk Harburg die erste Artothek in Hamburg aufzubauen. Und für diverse Reise- und Übernachtungskosten hat sie nun die Un- terstützung der Toepfer-Stiftung zugesagt bekommen.
„Artotheken sind vor allem in den 80er Jahren allerorts entstanden. Bundesweit gibt es bereits mehr als 130 ihrer Art und je nach Initiatoren sehr unterschiedlicher Ausprägung. In der Nähe etwa in Buxtehude“, erläutert Heiko Langanke, Sprecher der Initiative SuedKultur. Auch dort bezieht sich die Artothek vor allem auf regionale Künstler, die dort leben und arbeiten. Zu einem geringen Preis von 6 Euro inklusive Versicherung und für ein Vierteljahr stehen dort über 500 Werke zur Ausleihe zur Verfügung. Die Artothek Buxtehude existiert bereits seit mehr als 30 Jahren. Dort können übrigens auch Hamburger entleihen. Regionale Kunst und Kunstschaffende gibt es auch reichlich im Bezirk Harburg. Allein der jährliche Kulturtag lässt die Vielfalt und Quantität erahnen.
Langanke weiter: „Die Vielzahl der im Bezirk ansässigen Künstler lässt sich leicht aus den Teilnehmern am Harburger Kulturtag ablesen. 2016 waren insgesamt 25 Einzelkünstler und Einrichtungen beteiligt.“ Dabei müsse berücksichtigt werden, „dass in vielen Einrichtungen Gruppenausstellungen stattfanden, so dass die Anzahl der Einzelkünstler wesentlich höher gewesen ist“, so Anke de Vries, selbst Künstlerin aus Harburg, die vielen durch ihren Kunstverbund „Kobalt Kunst international“ seit Jahren vertraut ist und die jährlich mit einem offenen Atelier neue Bürger für Kunst zu interessieren schafft.
Und in der Tat: in diesen Jahr findet im Herbst bereits zum 14. Male der Harburger Kulturtag statt, der an einem Samstag jährlich mehrere tausend Besucher in etliche Ausstellungsräume, Galerien und Ateliers in Harburg lockt und damit im Grunde das große Interesse an bildender Kunst vor allem aus dem Regionalen im Bezirk Harburg dokumentiert.
Die Bücherhalle Harburg feiert in diesem Jahr das 40-jährige Jubiläum ihrer Galerie, die regelmäßig in der Bücherhalle Harburg in der Eddelbüttlerstraße vor allem regionale Künstlervorstellt. Und das mit großem Zuspruch. Andreas Patommel von der Bücherhalle Harburg und Mitinitiator der Artothek Harburg-Idee: „Bis heute hatten wir in der Bücherhalle 451 Ausstellungen mit ca. 11.520 Kunstwerken – Bilder, Skulpturen etc. – und etwa 6.885.000 Besucher. Wir erfassen so etwas ja. Die Galerie war bis heute ununterbrochen belegt – außer während des Umzugs 1998. Die Nachfrage ist wesentlich höher als das Angebot.“
Alles Belege, dass auch in Harburg und auch Hamburg eine Artothek auf Nachfrage stößt. Heiko Langanke weiter: „Wichtig an der Artotheken-Idee ist vor allem, dass regionale Künstler gewürdigt werden. Wenn man dazu noch weiß, dass die Kunst quasi aus der Nachbar- schaft stammt, wird es erst richtig spannend.“
Tolle Idee, aber wer soll das bezahlen? „Es ist erstaunlich“, so Langanke, „aber ich habe bisher keinen Fall bundesweit gefunden, bei dem eine Artothek wegen finanzieller Schieflagen geschlossen wurde. Das hat – ganz simpel – auch damit zu tun, dass die erworbene Kunstwerke haushalterisch meist an Wert gewinnen. Das Geld ist also entgegen allen Klischees und üblichen Vorurteile der Kulturpolitik nicht aus dem Fenster geworfen, sondern mehrt sich sogar. Und zwar weil es Kunst ist!“
Nun will die Artotheken-Gruppe der SuedKultur-Initiative Nägel mit Köpfen machen. Es sollen die verschiedenen Artotheken der Republik auf inhaltliche Schwerpunkte, kreative Impulse, Erfahrungswerte der Praxis, Finanzierungsmodelle und auch regionalen Bezügen geprüft und begutachtet werden. Experten sollen besucht oder eingeladen werden, um möglichst viel von den bereits anderswo gemachten Erfahrungen für Harburg zu gewinnen.
Fest steht für SuedKultur aber auch: Es ist keine private Initiative. Vielmehr verstehe sich die Initiatoren als Hilfe, um Verwaltung und Politik das vielfältige Spektrum zu erschließen, um es dann in kommunaler Regie umzusetzen. „Kritische Fragen sind erwünscht“, so Langanke. Und Künstlerin de Vries ergänzt: „Der Bezirk Harburg wäre der einzige in ganz Hamburg, der die Einrichtung einer Artothek fördert. Damit gliedert er sich in eine Reihe von großen und kleineren Städten ein, die ihre Artotheken betreiben, bis hin zum Bundestag.
Die Idee für eine Arthotek hatte ursprunglich die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung mittels eines Antrgas angeschoben.
Interessenten an dem Projekt „Artothek Harburg“ können sich gerne per E-Mail unter kontakt@sued-kultur.de melden.