SPD: Machbarkeitsstudie für die U4 in Auftrag geben

Foto: mk -Angesichts der drastischen Störungen der S-Bahnlinie S3 nehmen die Forderungen nach Entlastung aus der Politik zu

SPD: Machbarkeitsstudie für die U4 in Auftrag geben.

Nachhaltige Verbesserung der Schienenanbindung Harburgs.

In zwei Anträgen, die die SPD-Fraktion gemeinsam mit dem grünen Koalitionspartner in die Bezirksversammlung eingebracht hat, beschäftigt sie sich mit der Situation der S3 – gerade auch vor dem Hintergrund der kürzlichen Beeinträchtigungen des S-Bahnverkehrs – sowie mit der Notwendigkeit einer weiteren schienengebundenen Anbindung Harburgs über die Elbe.
„Der Lkw-Brand unter der Zweibrückenstraße hat das ÖPNV-Problem im Hamburger Süden verdeutlicht“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Richter. Es fehle an leistungsfähigen Alternativen (U4 bis Harburg und S-Bahn-Elbtunnel). Richter weiter: „Solange diese nicht in Betrieb sind, muss die bestehende Strecke besser geschützt werden und Ersatzkonzepte vorgehalten werden, die im Störungsfalle sehr schnell umgesetzt werden können. An Über- oder Unterführungen könnten möglicherweise Sprinkleranlagen installiert werden, die einen Brand schnell löschen können und damit Schäden an der S-Bahnstrecke relativ klein halten. Auch sollte geprüft werden, ob ein ausreichend dimensionierter Anprallschutz vor Brücken und anderen wichtigen Bauwerken (z. B. Gleichrichterwerken, Signaltechnik etc.) vorhanden ist.“
Des Weiteren sollte laut SPD die S-Bahnstrecke vorausschauend auf weitere Störereignisse wie z. B. Starkregen oder Überschwemmungen untersucht werden, „ob mit entsprechenden Maßnahmen mögliche Schäden abgewendet oder zumindest reduziert werden können.“
Frank Wiesner, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Nach der gravierenden Störung hat es relativ lang gedauert, bis Ersatzkonzepte in Betrieb gegangen sind. Hier muss es vorbeugend Konzepte geben, damit auch in einem Störungsfall künftig schnell eine ausreichende Kapazität zwischen Harburg, Wilhelmsburg und Hamburg zur Verfügung steht.“ Die Öffnung der Fernzüge für HVV-Fahrgäste, die Verlängerung der Linie 13 zu den Norderelbbrücken seien beispielhaft sinnvolle Bausteine, um eine Verbesserung zu erreichen. Aber: „Angesichts der sehr hohen Fahrgastnachfrage waren die getroffenen Maßnahmen aber nicht ausreichend.“
Was erwartet die SPD?
Durch die verkürzte S31 werden etwa zehn Kurzzüge nicht benötigt. Diese Züge könnten grundsätzlich für einen Pendelverkehr zwischen Harburg und Hauptbahnhof auf den Fernbahngleisen eingesetzt werden. Für den S3-Betrieb zwischen Hammerbrook und Pinneberg müssen keine 2-Strom-Züge zum Einsatz kommen. Mit einem entsprechenden Tausch können so drei S-Bahn-Langzüge auf der Fernbahn zum Einsatz kommen. Mit einer Fahrzeit von maximal 15 Minuten pro Strecke könnte mit den 3 Zügen bis zu 4 Bahnfahrten mehr pro Stunde angeboten werden; vorausgesetzt, es gibt freie Trassen.
Diese Prüfung sollte, so die Sozialdemokraten, „regelmäßig für den Fahrplan vorgenommen werden. Mit einem Freihalten dieser Trassen könnten sehr kurzfristig deutlich mehr Kapazitäten geschaffen werden, als jeder Schienenersatzverkehr mit Bussen es zu leisten vermag. Auch würden die Regionalzüge deutlich entlastet.
Ein zusätzlicher Halt des RE5 in Neugraben sollte nicht nur im Störungsfall dauerhaft vorgesehen werden.
Weitere neue X-Buslinien im Regelverkehr, wie z. B. zwischen Neugraben und Altona oder auch von Harburg zum Berliner Tor entlasten grundsätzlich die S-Bahn und böten im Störungsfall gute Ersatzverbindungen. Mit der Einrichtung von Pop-Up-Busspuren im Elbtunnel oder der B75 würden die ÖPNV-Fahrgäste am Stau vorbeifahren können.“
Wiesner sagt zu diesen Vorschlägen: „Die vorgeschlagenen Maßnahmen hätten, wenn sie im Regelverkehr bereits vorhanden wären oder im Störfall schneller hätten umgesetzt werden können, bereits in den ersten Tagen, als noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt waren, zu einem deutlich entspannteren Notverkehr und weniger Ärger und Zeitverlust für die Fahrgäste geführt. Um zukünftig schneller reagieren zu können, bedarf es eines Notfallplans, indem alle effektiven Maßnahmen bereits beschrieben sind, damit sie zügig umgesetzt werden können. Langfristig wird allerdings nur eine zweite Elbquerung bei zukünftigen Störfällen eine Situation wie diese effektiv verhindern können.“
Bereits in der Sitzung vom 25. Februar 2020 hatte die Bezirksversammlung einen Antrag der Harburger Koalition beschlossen, in dem eine Machbarkeitsstudie für die Verlängerung der U4 nach Harburg verlangt wurde. In ihrer Antwort vom 1. April 2020 hatte die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) erklärt, die Weiterführung der U4 sei eine langfristige Option und eine Machbarkeitsstudie würde zunächst – allerdings auch ohne zeitliche Konkretisierung – für einen ersten Teilabschnitt, nicht jedoch bis Harburg, erstellt.
Mittlerweile scheine sich zumindest die Ansicht des zuständigen Senators zur Notwendigkeit einer weiteren Schienenanbindung des Hamburger Südens geändert zu haben, glauben die Genossen erkannt zu haben. Denn dort habe er erklärt, dass der LKW-Unfall in der Zweibrückenstraße und dessen Auswirkungen gezeigt hätten, „dass weitere Elbquerungen für den Schienenverkehr benötigt werden.“
Auch der Vorsitzende der SPD-Bürgerschaftsfraktion habe sich mittlerweile öffentlich für eine weitere Elbquerung und eine Verlängerung der U4 nach Harburg ausgesprochen.
Deshalb hat die Fraktion einen Antrag eingebracht, jetzt eine Machbarkeitsstudie für die U4 in Auftrag zu geben, die den gesamten Streckenverlauf bis nach Harburg untersucht, um die finanziellen, technischen und zeitlichen Fragen des Baus der U4 bis Harburg zu untersuchen. Zugleich solle die U4-Linie auch in den Prioritäten des Schnellbahnausbaus in Hamburg einen entsprechenden Stellenwert erhalten.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Frank Richter, erläutert: „Wir wollen eine zweite Elbquerung für den Hamburger Süden. Dies kann die Verlängerung der U4 bis nach Harburg sein. Alternativ hatte die SPD eine neue westliche Querung der S-Bahn in Richtung Altona vorgeschlagen. Mit dem Antrag wollen wir, dass die Maßnahme umgesetzt wird, die am schnellsten und effektivsten zu einer solchen zweiten Anbindung führt. Deshalb sollte bei einer Machbarkeitsstudie für die Verlängerung der U4 bis nach Harburg als Variante auch die westliche Querung einer S-Bahnverbindung geprüft werden. Im Ergebnis muss aber eine solche zweite Anbindung Harburgs jetzt auf den Weg gebracht werden und auch in den Prioritäten des Schnellbahnausbaus verankert werden.“ Die Planungen der Verkehrsbehörde enden aktuell jedoch in Wilhelmsburg.
Anlässlich eines Pressetermins vor einem Monat in Harburg hatte der Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) im Gespräch mit dem Neuen RUF zum wiederholten Mal für die Stärkung der S-Bahn als leistungsfähigstes Verkehrsmittel plädiert.
Auch die Fraktion Die Linke. forderte: „Die perspektivische Verlängerung der U4 bis nach Harburg muss nun endlich angedacht werden.“ Eine alternative Bahnstrecke, das habe sich gezeigt, sei zwingend erforderlich. Denn wenn eine Strecke gesperrt werden müsse, könnten die Menschen immer noch über die andere in die Hamburger Innenstadt und zurückkommen – ohne den unerträglichen Schienenersatzverkehr.
Die Koalition aus SPD und Grünen in der Harburger Bezirksversammlung hatten wenig später Anträge von CDU und FDP, auch einen Fährverkehr zwischen Harburg und Landungsbrücken zu ermöglichen, abgelehnt.