Seeve-Viertel im Baustellen-Lockdown

pm -Seevepassage: Die Treppen sollen ab Herbst verschwinden

Seeve-Viertel im Baustellen-Lockdown.

Gloria-Tunnel: Rampe soll noch 2021 umgebaut werden.

„Seit dem 26. September 2018 ist das ‚Seeve-Viertel‘ durch die Totalsperrung der Schüttstraße im LockDown.“ So sieht es Jörn Hansen, Geschäftsführer des Kulturzentrums Rieckhof in der Rieckhoffstraße 12.

„Seit dem 26. September 2018 ist das ‚Seeve-Viertel‘ durch die Totalsperrung der Schüttstraße im LockDown.“ So sieht es Jörn Hansen, Geschäftsführer des Kulturzentrums Rieckhof in der Rieckhoffstraße 12.

Die Vorgeschichte: So gut wie jedem in Harburg dürfte das ehemalige Harburg-Center am Harburger Ring bekannt gewesen sein – vor allen Dingen wegen des langjährigen Leerstands. Es hatte sich mehr und mehr zu einem maroden Schandfleck in der City entwickelt. Es verging Jahr um Jahr, bis es endlich abgerissen werden konnte. Verwaltung und Parteien hatten sich daran regelrecht die Zähne ausgebissen. Der Abriss verlief dann, als es endlich so weit war, recht zügig. Am 31. März 2019 war er beendet. Restarbeiten und die Vorbereitung der Baugrube wurden im Sommer 2020 abgeschlossen. Hansen: „Wir hier im Herzen Harburgs und sicherlich sehr viele Harburger freuten sich sehr auf den angekündigten Neubau durch den Investor BPD.“ Aber zu früh gefreut, denn seither – still ruht der See. Wieder stellen die Parteien Anträge in der Bezirksversammlung, die Verwaltung müht sich – so weit sie überhaupt tätig werden kann – und die Bürger ärgern sich, denn die bis zum Abriss vor dem Center befindliche Bushaltestelle für mehrere Linien darf nicht wieder eingerichtet werden, bis der Neubau steht – und das scheint zu dauern. Eine kursierende Überlegung: Sie könnte auf die Höhe des Hotels Panorama verlegt werden? Hansen dazu: „Das wäre eine weitere Schwächung des Seeve-Viertels.“ Eine solche Maßnahme halten sowohl Hansen als auch die Geschäftsleute verkehrstechnisch für wenig geeignet.
„Gemeinsam mit 20 Firmen aus der Seeve-Passage und dem ADESE-Ethnomarkt habe ich am 16. Januar 2021 eine Brief, unter anderem mit Fragen zum Baufortschritt von „Harburg 6“, so die offizielle Bezeichnung des Bebauungsplanes, an die Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen geschrieben“, so Hansen weiter. Den habe sie am 5. Februar auch beantwortet. Das Ergebnis sei, erläutert Hansen, „dass der Investor BPD immer noch nicht mitteilen kann oder will, wann der versprochene Bau nun endlich beginnt.“ Im Internet hat er sich weiter informiert. Ergebnis: „Auf der Website von BPD wird das Projekt Harburg 6 als „in Planung“ geführt. Was auch immer die Gründe dafür seien, fordert Hansen jetzt: „Das BPD muss sofort mit dem zugesagten Bau von Harburg 6 beginnen, oder das Grundstück an die FHH zurückgeben!“ Und: „Wenn BPD das Projekt nicht mehr realisieren kann oder will, muss die Schüttstraße sofort wieder geöffnet werden!“ Es sei traurig, „dass diese städtebaulich für Harburg höchst attraktive Fläche schon seit Jahrzehnten das Herz Harburgs verschandelt.“
In dem Brief an die Bezirksamtsleiterin heißt es: „…die Schüttstraße, der Hauptzugangsweg zum Seeve-Viertel“, (wurde) „geschlossen, um das alte Harburg-Center abreißen zu können. Der gesamte Verkehr läuft seitdem über die Ebelingstraße… Wir alle haben uns sehr auf den Baubeginn gefreut – der lässt leider immer noch auf sich warten. Die erheblichen Einschränkungen sind schwer zu verkraften, zumal absehbar ist, dass sich die Situation erst in einigen Jahren ändern wird.“
Ein weiteres Thema, das Hansen und die Menschen aus dem Seeve-Viertel beschäftigt, ist der beabsichtigte nochmalige Umbau des Gloria-Tunnels. Deshalb ihre Frage: „Ist es zutreffend, dass der Tunnel deshalb für längere Zeit geschlossen werden soll? Das würde unsere Situation noch weiter verschärfen. Bitte geben Sie uns Informationen darüber. Wir würden uns freuen, wenn es nicht zu einer Totalschließung während der Bauarbeiten kommt.“ Außerdem mache das Gerücht die Runde, „dass der gesamte Busverkehr in absehbarer Zeit nicht länger durch die Moorstraße, sondern durch die Goldtschmidtstraße geführt werden soll. Ist das zutreffend?“, so eine weitere Frage.
Aus dem Antwortschreiben von Sophie Fredenhagen geht hervor, dass nach aktueller Auskunft des Projektentwicklers BPD dieser noch 2020 alle vorbereitenden Arbeiten im Bereich der Baugrube habe abschließen können – einschließlich Leitungsumlegungen und Verbauarbeiten. Außerdem seien die Ausschreibungen der Bauleistungen vorbereitet und Gespräche mit potenziellen ausführenden Firmen geführt worden. Die Bezirksamtsleiterin bestätigt: „BPD hat nach wie vor die Absicht, das geplante Projekt zu verwirklichen.“ Dennoch könne BPD „den genauen Beginn des Hochbaus und weitere konkrete Termine zum jetzigen Zeitpunkt nicht verbindlich nennen“ – hier gebe es Verzögerungen, wozu auch die anhaltende Pandemielage erschwerend beigetragen habe – sowohl im Vertrieb des Projektes als auch bei der Vergabe. Sie betont jedoch: „Das zuständige Dezernat erwartet, nähere Informationen noch im Februar von BPD zum weiteren Vorgehen bezüglich des Bauprojektes zu erhalten.“ Gleichsam äußert die Bezirksamtsleiterin Verständnis dafür – „meine Kolleginnen und Kollegen des Baudezernates und ich können verstehen“ – „dass die Situation und insbesondere die anhaltende Sperrung der Schüttstraße eine belastende Situation für Sie darstellt.“ Leider habe das Bezirksamt derzeit kaum Möglichkeiten, das Bauvorhaben zu beschleunigen.
Zum geplanten Umbau der Gloriarampe teilt die Verwaltungschefin mit, „dass dies eine bauliche Maßnahme im Rahmen des Gesamtprojektes „Aufwertung Seevepassage“ ist und diese nunmehr im Laufe des Jahres 2021 zur Ausführung kommen soll.“ Die Verbindung soll für Fußgänger und Radfahrer so lange wie eben möglich offen gehalten werden. Trotzdem werde es im Zuge des Umbaus in der Abrissphase notwendig sein, „die Rampe für einen Zeitraum komplett zu sperren.“ Das Bezirksamt verspricht, darauf hinzuwirken, „dass dieser Zeitraum so gering wie möglich gehalten wird.“ Für die restliche Bauphase solle eine provisorische stufenlose Verbindung entlang der Baustelle im Rampenbereich eingerichtet werden. Hingegen könne die Verbindung über den Treppenabgang vor dem Restaurant „Schweinske“ voraussichtlich durchgängig offen bleiben. Die Ausführungsplanungen sind aktuell noch nicht abgeschlossen. Erst dann könne das zuständige Dezernat detailliertere Informationen zur Verfügung stellen. „Eine genaue Ausschilderung der alternativen Wegemöglichkeiten während der Bauzeit wird es selbstverständlich geben“, kündigte Fredenhagen an.
Was die Verlegung der Bushaltestelle betrifft, geht aus dem Schreiben der Bezirksamtsleiterin hervor, dass die zukünftige Verlegung der Haltestelle „Harburger Ring“ westlich der Goldtschmidtstraße mit dem anstehenden Umbau der Busanlage Harburg (ZOB) und der damit verbundenen Einrichtung der neuen Bussteiginsel zusammen hängt (der Neue RUF berichtete).
In der Folge würden nach Auskunft der Hochbahn „einige Linien künftig nicht mehr über die Busanlage fahren, sondern nur die neue Bussteiginsel anfahren und im Verlauf der Wegführung von dort direkt in die Moorstraße abbiegen.“ Dies betreffe nach derzeitigem Planungsstand die Linien 14, 141, 241, 143, 443, 543 und146. Die Linien 142, 144, 245, 340, 345, 154, 157 sowie die Linie 4244 werden jedoch auch „weiterhin über die Busanlage fahren und können nach dem Umbau nicht mehr links in die Moorstraße einbiegen. Aus diesem Grund, so die Erläuterung, „müssen die Busse über die B73 und anschließend über die Goldtschmidtstraße zum Harburger Ring geführt werden. Für diese Linien wird ein Haltepunkt „Harburger Ring“ nördlich der Goldtschmidtstraße notwendig. Dieser Haltepunkt kann zukünftig von allen Linien bedient werden und befindet sich letztlich auch nur cirka 130 Meter entfernt von der ursprünglichen Haltestelle.“ Ob es noch zusätzliche Haltestellen geben werde, befinde sich derzeit noch in Abstimmung, hieß es weiter. Dann noch dieser Hinweis im Schreiben aus dem Rathaus: „Auch der von Süden kommende Kfz-Verkehr kann zukünftig vor dem ZOB nicht mehr links in die Moorstraße abbiegen – dies wird nur noch den Bussen möglich sein, die den neuen Mittelbussteig benutzen.“