„Nicht spülen, sondern baggern!“

mk -Die Handhabung der Beseitigung des Schlicks im Bereich des Estesperrwerkes ist nach wie vor strittig

„Nicht spülen, sondern baggern!“.

Streit wegen offener Sperrwerkstore.

Der Neue RUF berichtete in seiner letzten Ausgabe über eine Grünen-Anfrage, die Klarheit über eine möglicherweise fahrlässig von der Hamburg Port Authority (HPA) herausbeschworene Gefährdung der Neuenfelder Region durch Hochwasser zum Thema hatte. Die grüne Bezirksabgeordnete Dr. Gudrun Schittek kritisierte die HPA ihres Vorgehens. Wenn zwischenzeitlich ein Sturm aufgezogen wäre, hätte für die Bewohner wegen der nicht schließbaren Sperrtore Lebensgefahr bestanden, so die grüne Politikerin. Der Neue RUF fragte bei der HPA nach. HPA-Pressesprecher Kai Gerullis erklärte, dass im Umfeld des Sperrwerks Estemündung im November 2019 Spülarbeiten erfolgt seien. „Diese führten zu einer erhöhten Sedimentierung im direkten Bereich des Sperrwerks. In der Folge war der ordnungsgemäße Betrieb der beiden Sperrwerkslinien zeitweise gestört. Die Hamburg Port Authority hat die Sedimente umgehend mit zusätzlichen Greifbagger- und Spülarbeiten im Bereich des Sperrwerks beseitigt. Diese Arbeiten wurden am 26.11.2019 abgeschlossen, seitdem ist ein störungsfreier Betrieb des Sperrwerks uneingeschränkt möglich. Alle Arbeiten am Sperrwerk erfolgten unter Berücksichtigung der Sechs-Tages-Wasserstandsprognose des Bundesamtes für Hydrographie, die zu keiner Zeit kritische Hochwasserstände vorausgesagt hat“, betonte Gerullis. Schittek gibt sich mit dem Statement nicht zufrieden. Sie halte das Vorgehen von HPA nach wie vor für unverantwortlich. Sie würde sich in Kürze an den grünen Umweltsenator Jens Kerstan wenden, um die Angelegenheit komplett aufzuklären. Sie habe auch kein Verständnis dafür, dass HPA ab Januar 2020 lediglich durch Spülen – also durch das Öffnen der Sperrwerkstore – die Schlickmassen im Bereich des Estesperrwerkes zu beseitigen. „Nicht spülen, sondern baggern“ sei richtig, um den Schlick zu entfernen. Und das in Kooperation mit der Werft Pella Sietas, betont Schittek. Gelassener zeigte sich die Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz. Deren Mitglied Dr. Boy Friedrich hatte bei der HPA ebenfalls angefragt, was und warum diese Arbeiten jetzt durchgeführt wären und ob es ein Problem mit den Toren des Sperrwerkes gegeben habe. Er machte auch darauf aufmerksam, dass es stets sinnvoll wäre, die Öffentlichkeit zuvor zu informieren. Zumal bei einem so sensiblen Bereich wie dem Hochwasserschutz. HPA zeigte sich laut Friedrich sofort bereit, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung nach Cranz zu kommen, welche nun auch am 22. Januar 2020 ab 19 Uhr im Gasthaus „Zur Post“ in Cranz stattfinden wird. Manfred Hoffmann, der Sprecher der Bürgervertretung, hofft auf große Resonanz seitens der Cranzer Bürger, denn der direkte Kontakt zwischen Bürgern und Verwaltung auf kommunaler Ebene sei eine unabdingbare Voraussetzung für gegenseitiges Verstehen.