Neue Chance für 72 vordringlich Wohnungssuchende

Foto: Johann-Christian Kottmeier / Immanuel Rosenberg) -Modern nachhaltig gebaut und mit Platz drumherum ± die Häuser am Wallgraben 48

Neue Chance für 72 vordringlich Wohnungssuchende.

Neubau von 37 Wohnungen durch Jugendhilfe e.V..

„Wer wohnungslos ist, hat trotz der groß angelegten Wohnungsbauprogramme derzeit kaum eine Chance auf dem Wohnungsmarkt und bleibt auch im gesellschaftlichen Miteinander stark benachteiligt“, weiß Christine Tügel, Vorstand von Jugendhilfe e.V. Als freier Träger der Wohnungslosenhilfe kritisiert Jugendhilfe den Mangel an preiswertem Wohnraum seit Jahrzehnten. Jetzt hat der Verein zum ersten Mal selber Wohnraum geschaffen, Anfang April können am Wallgraben 48 in Harburg die ersten Mieter einziehen. Vorwiegend werden dies Personen aus öffentlich-rechtlicher Unterbringung sein, darunter auch solche mit psychischen Erkrankungen und vor Verfolgung im Heimatland Geflüchtete. Tügel: „Viele von ihnen benötigen Unterstützung – die einen mehr, die anderen weniger.“
Das Grundstück Wallgraben 48 wurde von der Stadt in einem Konzeptverfahren an den Verein Jugendhilfe e.V. vergeben, um dort Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende zu errichten. Die beiden Wohnhäuser sind als nachhaltige Massivholzbauten mit einem eigenen Blockheizkraftwerk in Passivhaus-Bauweise errichtet worden – mit Gründächern und Barriere-Reduzierung. Gefördert wurde der Bau von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank. Aufgeteilt sind die Häuser in 37 hochwertige 1 bis 5-Zimmer-Wohnungen mit einem Gemeinschaftsraum, wobei die 1 1⁄2-Zimmer-Wohnungen den größten Anteil ausmachen. Insgesamt werden 72 Personen in die Häuser einziehen können Voraussetzung ist ein Dringlichkeitsschein oder eine Dringlichkeitsbestätigung. Die Miete beträgt 6,50 Euro netto kalt pro Quadratmeter. Alle wichtigen Ämter und Behörden, Schulen und Kindergärten, ärztliche Versorgungsangebote, Einkaufs-, Weiterbildungs- und Erholungsmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen und soziale Einrichtungen sind vom Wallgraben zu Fuß schnell zu erreichen.
Wer einzieht, bekommt entweder sozialpädagogische Betreuung durch Jugendhilfe e.V. oder durch Kooperationspartner des Vereins. „Geplant ist außerdem, die Küche im Gemeinschaftsraum als Lehrküche zu nutzen, in der die Mieter mit und ohne Anleitung kochen und ihre Kenntnisse über Haushaltsführung, Lebensmittelhygiene und gesunde Ernährung verbessern können“, erläutertt Tügel. Ein weiteres Element zur Stabilisierung der Hausgemeinschaft sind so genannte Garten-Wochenenden mit Möglichkeiten zur gemeinschaftlichen Instandhaltung des Gartens sowie dem Aufstellen von Hochbeeten und der Errichtung eines Grillplatzes. Angeleitet werden soll diese Aktivität durch ehrenamtliche Unterstützer.
Als Initialzündung für eine sich selbst tragende Hausgemeinschaft sollte eigentlich ein frühzeitiges Kennenlernen der Bewohner im Haus selbst sowie ein Treffen mit interessierten Nachbarn (unterstützt von Mitarbeiter von Jugendhilfe e.V. und Ehrenamtlichen) sein. All dies konnte wegen der Corona-Lage und den daraus resultierenden Einschränkungen im Kontakt miteinander nicht umgesetzt werden und muss in naher Zukunft Stück für Stück nachgeholt werden.
Jugendhilfe e.V. unterstützt seit mehr als 60 Jahren Personen mit Suchtproblemen und ist in der Wohnungslosenhilfe aktiv. „Zu diesem Zweck engagieren wir uns in der öffentlichen Gesundheitspflege, der Sozialarbeit, der Jugendhilfe und der Rehabilitation. Jugendhilfe e.V. arbeitet gemeinnützig und ist Träger ambulanter sowie stationärer Einrichtungen“, erläutert Tügel weiter. Kontakt- und Beratungsstellen für Drogenabhängige, integrierte Drogen- und Suchtberatung, Jugendsuchtberatung, ambulante und stationäre medizinische Rehabilitation sowie Äbergangseinrichtungen und Wohnprojekte für Abhängigkeitskranke, stationäre und ambulante Hilfe zur Äberwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten, Wohnungslosenhilfe werden vermittelt.